Der 50-50 Killer
stand Eileen auf, ging zum Telefon und fing an, es wieder zusammenzusetzen.
4. Dezember
1 Stunde 30 Minuten bis Tagesanbruch
5:50 Uhr
Mark
Dreißig Minuten nach dem Gespräch mit Scott war ich wieder in dem alten Umkleideraum, horchte auf das Gluckern des Wassers in den Rohren und betrachtete eines der Bilder von Scott. Greg hatte in der Wohnung gearbeitet, und die dort gesammelten Hinweise waren der Faktensammlung hinzugefügt worden – stillschweigend, wie ich bemerkte. Er hatte keinen Versuch unternommen, Kontakt mit uns aufzunehmen. Inzwischen war er sich bestimmt über die Auswirkungen seines Handelns klar und hatte mitbekommen, was im Wald vor sich ging. Ich fragte mich, was er wohl dachte.
Auf dem mittleren Laptop war die Landkarte zu sehen. Die meisten Kreise waren um unseren Kommunikationsbus herum versammelt, aber eine kleine Vierergruppe war unterwegs und hatte vom unteren Rand des Bildschirms ein Viertel der Bildschirmlänge nach oben zurückgelegt.
Die Aktualisierungen zogen sich schrecklich lange hin. Sekundenlang sah man keine Bewegung, dann ein Flimmern und eine leichte Veränderung ihrer Position. Sie kamen nur qualvoll langsam voran, aber wenigstens bewegten sie sich in die richtige Richtung.
Inzwischen betrachtete ich das Gemälde. Es zeigte ein Gesicht in grünen und braunen Schattierungen, auf bloße Farbblöcke reduziert. Wenn man die Augen zukniff, sah man, was es sein sollte, aber wenn man nur mal hier- und dahin blickte, verschwand der Gesamteindruck wieder. Ich fand die Ausführung sehr schön, aber der Kontext ließ es unheimlich wirken. Das Gesicht sah aus, als ob es sich in einem Schrei auflöste und zu einer Art Brei zerfloss.
Ich habe eine Woche frei, fielen mir Scotts Worte ein. Ich habe etwas auf dem Computer gemacht. Fotokunst.
Sie sind Maler?
Nein.
Aber ich fand das Bild gut. Ich verstand nicht, warum er so zurückhaltend war, sein offensichtliches Talent zuzugeben. Je mehr ich es allerdings betrachtete, desto stärker schien es mir vom Schmerz geprägt. Das war wohl hauptsächlich meine Einbildung, aber trotzdem wirkte es wie ein gequälter Schrei.
Hilf mir.
Die Karte flimmerte wieder auf, und die Kreise bewegten sich bedrückend langsam weiter.
Wir gaben in dieser Hinsicht unser Bestes.
Nachdem ich wieder zu unserem behelfsmäßigen Büro hinuntergelaufen war, hatte ich noch einmal das Fenster zu unserem Kommunikationsteam im Wald geöffnet und einen dringenden Appell um Beachtung geschickt. Ich befürchtete, dass ich an Hunter geraten könnte, und hätte nicht gewusst, was ich dann hätte sagen sollen. Doch es war Mercer, der mir antwortete.
Er sah immer noch erschöpft aus, aber die Kombination von Adrenalin und kalter Morgenluft hatte ihn ein wenig belebt.
»Gerade angekommen.« Frustriert schaute er an der Kamera vorbei. »Hunter ist noch nicht hier, aber alle sind wieder beim Bus. Er hat die Suche wirklich abbrechen lassen. Und alle wissen, dass er die Leitung hat, aber niemand hat mich bis jetzt darauf angesprochen.«
»Ah ja.«
»Aber Pete ist in Ordnung«, sagte er. »Das ist wenigstens etwas.«
»Ich hab’s gehört. Wir suchen im falschen Gebiet, Sir.«
Das ließ ihn aufhorchen. Er starrte in die Kamera.
»Erzählen Sie.«
»Ich habe gerade noch mal mit Scott gesprochen. Er erinnert sich, auf dem Weg aus dem Wald einen Fluss überquert zu haben. Nicht weit von da entfernt, wo er gefangen gehalten wurde.«
Sobald ich zu sprechen anfing, wandte sich Mercers Aufmerksamkeit schon wieder vom Bildschirm ab. Ich nahm an, dass er auf die Karte schaute. Auch ich sah darauf, und wir sahen es beide zur selben Zeit.
»Dort.«
Ein kleiner Bereich nördlich des Flusses. Es war schwierig, es anhand der wenigen Details der Anzeige genau zu erkennen, aber es sah aus wie eine Lichtung zwischen den Bäumen, mit ein paar kleinen Gebäuden. Ich klickte darauf, um mehr Informationen zu erhalten. Es gab nicht viel dazu, aber nach dem Bericht konnten sie einst Teil einer kleinen Farm gewesen sein und als Unterstand für die Tiere gedient haben.
Als ich das las, wusste ich, dass wir Jodie gefunden hatten.
»Wie geht es ihm?«, fragte Mercer.
»Ganz gut, glaube ich. Oder es wird ihm jedenfalls gut gehen, wenn wir Jodie noch rechtzeitig retten können.«
»Das werden wir auch«, sagte Mercer. »Geben Sie die Information ins System ein. Ich muss handeln, bevor Hunter hier ankommt.«
»Wird jemand von dort mit Ihnen da reingehen?«
»Irgendjemand wird
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