Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
unbedingt.
    Aber der Beweis hatte doch direkt vor ihm gelegen, oder? Und es stimmte, dass Jodie unglücklich war, es war also gar nicht so schwer, sich vorzustellen, dass sie ihn wieder betrogen hatte. Das war es, was er jetzt tat, er malte es sich aus. Drehte das Bild um. Jodie und Kevin. Kevin und Jodie. Es konnte durchaus sein.
    Die Stimme des Mannes wurde freundlicher, beruhigender.
    »Sie liebt dich jedenfalls ganz bestimmt nicht.«
    Scott schüttelte den Kopf.
    Er dachte an alles zurück, was der Mann ihm heute Abend gesagt hatte. Das Bild, das Jodie nicht hatte haben wollen, ihre eine Nacht mit Kevin Simpson, die allgemeine Unzufriedenheit, die ihnen jetzt schon so lange ihr gemeinsames Leben verdorben, besonders aber Jodie bedrückt hatte. Er sah sie vor sich, wie sie in der Wohnung auf und ab ging, als hätte er sie in einen Käfig gesperrt. Wie sie zur Arbeit ging, die sie hasste. Jeden Morgen, wenn sie aufwachten, kam es ihm vor, als wäre ein bisschen mehr von ihr gestorben. Das Leben mit ihm ließ alle ihre Lichter eins nach dem anderen langsam verlöschen.
    Wann hatte er sie zum letzten Mal lächeln sehen? Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern. Und Scott liebte sie so sehr, es brach ihm das Herz, dass er ihr nicht zeigen konnte, wie wichtig sie ihm war, wie viel sie ihm bedeutete. Oder dass er dies alles sagen und tun konnte, dass es aber nicht genügte.
    Er würde alles tun, um es wieder in Ordnung zu bringen.
    »Sag mir, dass du sie hasst«, wiederholte der Mann. »Dann ist das Spiel zu Ende. Der ganze Schmerz wird ein Ende haben …«
    Er würde wirklich alles tun.
    Und vielleicht konnte er das jetzt tun, selbst wenn sie es niemals erfuhr.
    »Nein.«
    Der Mann mit der Teufelsmaske sah ihn unerbittlich an.
    »Nein?«
    Scott zitterte vor Kälte. Seine Haut kam ihm wie abgestorben vor. Und er hatte solche Schmerzen. Vielleicht war er deshalb kurz vor dem Delirium. Mit Denken hatte es nichts mehr zu tun. Er spürte, wie sich seine Stimmung hob, und sagte wieder: »Nein. Ich liebe sie.«
    Der Mann setzte sich auf die Fersen zurück und legte den Kopf ein wenig schief. Trotz Maske war ihm ein Anflug einer Niederlage anzumerken.
    »Na gut.«
     
    Und dann stand Scott draußen vor dem Steinschuppen. Der Mann hatte den Strick durchgeschnitten, mit dem seine Arme an die Schenkel gebunden waren, hatte ihm aber die Handschellen nicht abgenommen. Seine Beine waren schwach, sein Rücken krumm und steif und vom Krampf wie abgebrochen. Der Mann zog ihm die Kleider aus und warf sie in den leeren Schuppen.
    »Die lassen wir auch hier.«
    Er meinte die Blätter in seiner Hand, die er sorgsam oben auf die Kleider legte, und dabei ließ er Scott jedes einzelne sehen. Fünfhundert Gründe, warum ich dich liebe.
    Scott empfand tiefe Trauer, als er das sah. Er wünschte sich vor allem anderen, er hätte sie zu Ende schreiben können, und hoffte, dass sie es verstehen würde.
    Zweihundertvierundsiebzig Gründe, das hieß: Ich weiß, dass nicht alles perfekt ist, am allerwenigsten ich, aber ich gebe nicht auf, weil ich zum Äußersten entschlossen bin, um dich nicht zu verlieren.
    Er fing an zu weinen. »Kann ich sie sehen?«
    »Nein.«
    »Bitte. Bitte, kann ich sie wiedersehen?«
    Das Blatt mit der E-Mail kam als Nächstes, aber er drehte es um, so dass die Seite mit den kleinen handgeschriebenen Buchstaben zu sehen war. Scott erhaschte einen Blick auf die erste Zeile – Sehr geehrter Detective Mercer –, und dann schloss der Mann die Tür, und der Riegel quietschte beim Zuschieben.
    »Warum?«, schluchzte Scott. »Warum tun Sie das?«
    Der Mann antwortete ihm nicht. Stattdessen ging er zum Feuer hinüber und nahm ein brennendes Holzstück. Dann hielt er den Schraubenzieher hoch und wies tiefer in den Wald hinein.
    »Wir gehen hier lang.«
     
    Er wusste nicht, wohin der Mann ihn führte. Es war zu dunkel, um viel sehen zu können, und er stolperte immer wieder. Aber der Mann trieb ihn mit dem brennenden Holzscheit voran, stieß es ihm in den nackten Rücken und versetzte ihn mit dem plötzlichen, qualvollen Schmerz in Panik. Er wusste, was geschehen würde. Die Bilder stellten sich ohne ersichtlichen Grund, aber mit absoluter Überzeugungskraft in seinem Kopf ein. Der Mann würde ihn zwingen, sich mit dem Gesicht nach unten auf den gefrorenen Waldboden zu legen, dann sein Messer herausnehmen und ihm die Kehle durchschneiden. Er konnte sich seine Schreie vorstellen, die plötzlich in panischem Röcheln erstarben,

Weitere Kostenlose Bücher