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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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hatte. Der Mörder hatte mit James Reardon ein drittes Spiel gespielt. Er hatte Reardon im Wald draußen warten lassen, wo er Jodie bis Tagesanbruch gefangen halten musste. Es war keine Folter, doch es war ein Opfer, das er als Gegenleistung für das Leben seines Kindes bringen musste. Der 50/50-Killer hatte zwar von beiden keine Liebe stehlen können, aber Reardon würde doch in dem Spiel als Ganzes einen nützlichen Zweck erfüllen.
    Doch was Mercer sagte, stimmte auch, nämlich dass es drei voneinander unabhängige Zeugen gab, die Reardon in die Schusslinie gebracht hatten: Amanda Taylors Freund Colin Barnes hatte Reardon als den Mann identifiziert, der sein eigenes Kind entführt hatte; Megan Cook hatte ihn das von Carl Farmer gemietete Haus betreten sehen, und Scott meinte, er hätte ihn wiedererkannt, weil er vor etwa einem Monat zu einem Ablesetermin im Haus gewesen sei. Sie konnten nicht alle lügen. Gemeinsam hatten sie ein eigenes Netz geschaffen, in dessen Mitte Reardon festsaß. Es musste also etwas geben, das ich übersehen hatte.
    Ich öffnete den Text des Gesprächs mit Megan. Wenn der Killer Reardon lange Zeit überwacht hatte, hätte er sich leicht ein Foto von ihm aneignen und es bei der Zulassung des Lieferwagens und der Einrichtung des Unterschlupfes unter dem Namen Carl Farmer vorlegen können. Und er hätte von Reardon verlangen können, heute Vormittag die Maske zu hinterlegen und sich damit selbst noch mehr zu belasten.
    Ich ging den Text durch.
    Da war es.
    Haben Sie gesehen, wie er am Haus ankam?, hatte ich Megan gefragt.
    Oh ja. Ich war am Telefon am Fenster zur Straße.
    Sie hatte nicht gesagt, mit wem sie gerade gesprochen hatte. Aber ich hatte gefragt, wie lange Reardon im Haus gewesen sei.
    Ich war nur kurz am Telefon und hab ihn wieder rauskommen sehen, es kann also nicht lange gewesen sein.
    Nur kurz. Konnte er es gewesen sein, der wirkliche Mörder, der sie unter irgendeinem Vorwand angerufen hatte, alles nur ein Trick, um sie in dem Moment ans Fenster zu kriegen, als James Reardon vor dem Haus erschien? Dies war die einzige Gelegenheit, bei der der 50/50-Killer jemals gesehen worden war; das war raffiniert eingefädelt, um uns auf die Spur eines falschen Verdächtigen zu locken. Damit er dort auf uns warten und, wie Mercer glaubte, uns herausfordern konnte, ohne dass er selbst in wirklicher Gefahr war, gefasst zu werden?
    Doch da waren noch die Aussagen von Scott und Colin Barnes. Zugegebenermaßen war Scott im Moment angeschlagen, und man konnte sich vielleicht auf die Genauigkeit seiner Erinnerung nicht verlassen. Aber Barnes hatte hartnäckig behauptet, James Reardon habe ihn angegriffen und sein eigenes Kind entführt. Und das ergab keinen Sinn, weil meine Theorie sich darauf stützte, dass der 50/50-Killer das Baby mitgenommen hatte, um Reardon zu erpressen.
    Also irrte sich Colin Barnes, oder er log.
    Ich schloss die Akte und öffnete die über Karli Reardons Entführung. Mein Herz hämmerte wild in der Brust.
    Der Text mit Barnes’ Aussage wurde geladen, und ich überlegte eine mögliche Erklärung. Vielleicht hatte Barnes seinen Angreifer gar nicht wirklich gesehen und wegen der Vorgeschichte mit Reardon bloß vermutet, dass er es war. Eine vernünftige Vermutung vielleicht, aber nicht notwendigerweise …
    Die Datei öffnete sich, und ich hörte auf, zu denken.
    Da war es, auf dem Bildschirm. Ich starrte es einen Moment an und konnte keinen Sinn in dem erkennen, was ich sah.
    Etwas hatte … das konnte nicht stimmen. Das ….
    Meine Welt stürzte ein.
    Und weit weg ertönte irgendwo im Haus ein Alarm.
     
     
    4. Dezember
25 Minuten bis Tagesanbruch
6:55 Uhr
     
    Scott
    Es gab keine Wohnung mehr. Keine Couch, auf der man bequem sitzen konnte. Keine Jodie, die nebenan schlief. Seine Träume hatten jeden Anspruch aufgegeben, seine Erinnerungen schönzufärben. Alle Kunstgriffe hatten gänzlich ausgedient. Jetzt war Scott im Schlaf einfach wieder dort, in dem Steinschuppen im Wald, verkrampft und voller Schmerzen saß er auf diesem unbequemen Sitzplatz, und der Mann mit der Teufelsmaske hockte vor ihm.
    »Du bist blind für die Wahrheit.«
    Der Mann hielt die Taschenlampe unter das Kinn der Maske und leuchtete sie an.
    »Du liebst sie nicht. Nicht mehr.«
    Es ist ein Spiel, rief Scott sich ins Gedächtnis. Der Mann war der Teufel, und das hieß, dass er log. Jodie hatte ihn nicht betrogen. Tatsächlich war nichts von dem wahr, was der Mann ihm gesagt hatte. Nicht

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