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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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dafür, dass niemand hier hereinkommt. Das ist sehr wichtig.«
    Sie nickte langsam und stand auf. An ihren Händen war Blut, und als sie zur Tür ging, wischte sie es zerstreut an ihrem Kittel ab.
    Sofort trat ich ans Fenster und schauderte, als ich dort ankam.
    Auf dem Fensterbrett und an der Scheibe waren Blutspuren, ebenso wie am Rollladengurt. Ich schaute hinaus, gab aber Acht, nichts zu berühren. Wir waren an der Hinterseite des Gebäudes, nur ein Stockwerk hoch, es war möglich, dass er hinuntergesprungen war. Aber die Steine der Mauer waren uneben, er hätte also wahrscheinlich auch hinunterklettern und mit Fingern und Zehen in den Ritzen zwischen den Backsteinen Halt finden können.
    Unten auf dem Parkplatz war niemand zu sehen.
    Ich ging wieder zu dem Wachmann hinüber.
    Sein Kopf war geschwollen und zertrümmert, sein Arm lag in einem schmerzhaft verdrehten Winkel da.
    Irgendwie fand ich die achtlose Brutalität dessen, was ihm angetan worden war, noch schockierender als die wohlüberlegten Brandwunden an Kevin Simpson. Es kann überraschend schwer sein, jemanden zu Tode zu prügeln, und Barnes hatte sich vergewissert, dass er ganze Arbeit geleistet hatte. Der Mann war immer wieder getreten und niedergetrampelt worden. Sein Gesicht war blutverschmiert, und sein Kopf lag in einer Blutlache. Am Kragen seiner braunen Uniform und überall sonst waren Blutflecken, auch unten an der Wand.
    Die bloßen Füße hatten blutige Spuren hinterlassen.
    Das Bett. Am Fußende lagen achtlos hingeworfene befleckte Verbände. Das Bettzeug war zur Seite geschoben worden, aber an den Laken war kein Blut. Nur eine Delle, wo Scott während der Nacht gelegen hatte. Nicht Scott natürlich, sondern Colin Barnes. Wenn das tatsächlich sein richtiger Name war.
    Ich stellte mir vor, wie er rief und der Sicherheitsmann die Tür öffnete und sich lauschend über das Bett beugte. Wie er ihm einen kräftigen Schlag auf die Schläfe versetzte und dann seelenruhig das Bettzeug wegzog, aufstand und es zu Ende brachte.
    In meiner Phantasie sah ich diese Szene als eine turbulente Serie von Handlungen vor mir, einen Wirbel brutaler, schneller Schläge, spritzendes Blut. Ich konnte spüren, wie eine Ferse sich in eine Augenhöhle bohrte und das getroffene Auge nur noch Sterne sah.
    Nachdem der Wachmann tot war, war Barnes aus dem Fenster geklettert. Jetzt war er weg, er war mir entwischt.
    Am liebsten hätte ich geschrien.
    Der Stuhl, auf dem ich gesessen hatte, lag hinten im Zimmer auf der Seite, aber ich stand genau da, wo er vorher gewesen war. An derselben Stelle, wo ich die ganze Nacht mit diesem Mann gesprochen und ihm zugehört hatte, während er mich manipulierte.
    Hinter mir klapperte das Rollo gegen das Fenster.
    Ich wäre am liebsten einfach auf dem Boden zusammengebrochen – so viel Zeit hatte ich hier im Gespräch mit Scott zugebracht, hatte ihm von Lise erzählt. Und dabei war es die ganze Zeit dieser Mann gewesen.
    Er wollte irgendwo sein, wo er beobachten konnte, was sich tat, und ein Auge darauf haben, wie wir vorankamen.
    Da waren Steinwände.
    Und er wollte uns irgendwohin führen, wo wir sahen, was er wollte. Uns dahin bringen, wo er uns haben wollte.
    Wir haben einen Fluss überquert, einen Weg.
    Die ganze Zeit hatte es genügend Hinweise für uns gegeben, um ihn zu fassen, wenn wir alles richtig kombiniert hätten. Den ganzen Tag schon war sein Bild dort in der Akte gewesen. Während er hier oben lag, sich hinter einem vorgetäuschten Trauma versteckte und uns genug Informationen lieferte, dass wir Jodie vor Tagesanbruch finden konnten, falls wir nicht rechtzeitig den richtigen Zusammenhang herstellten, um die Wahrheit herauszufinden.
    Warum?
    Die Frage fiel mir jetzt wieder ein. Er selbst hatte sie mir vorhin gestellt, wohl weil er neugierig war, ob wir ihn verstanden hatten oder nicht. Aber warum hatte er das alles getan? Er hatte Reardon als Ablenkungsmanöver benutzt, aber das war nichts, was seine pathologischen Bedürfnisse befriedigte. Er hatte Kevin Simpson ermordet, aber er würde bei Tagesanbruch nicht da sein, um sich etwas von Jodie zu holen.
    Es war nicht logisch. Er hatte riskiert, gefasst zu werden, und uns geholfen, sie rechtzeitig zu finden, alles anscheinend ohne Sinn und Zweck. Warum forderte er uns überhaupt heraus?
    Und wo war der echte Scott Banks?
    Vorwärts!
    Ich trat wieder auf den Korridor hinaus.
    »Ich fordere Unterstützung an. Bis sie kommen, geht niemand in dieses Zimmer. Verstanden?«
    Die

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