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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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während sein Blut sich im Schnee ausbreitete.
    Wie würde es sich anfühlen, zu sterben? Von der Welt zu verschwinden?
    Scott bat und bettelte, doch der Mann schwieg.
    Sie gingen ungefähr zehn Minuten, und dann sagte ihm der Mann, er solle stehenbleiben. Er zeigte mit der Spitze des Schraubenziehers auf den Stamm eines Baumes.
    »Setz dich dorthin.«
    Scott fiel gegen den Baum und streckte die nackten Beine vor sich im Schnee aus. Die Kälte brannte, aber er hatte solche Angst, dass es ihm egal war.
    Der Mann band ihn mit zwei Stricken an dem Baum fest. Den einen wand er um seinen Körper, so dass er die Arme nicht bewegen konnte. Den anderen führte er ihm durch den Mund, wodurch seine Zunge zurückgedrückt und der Kopf nach oben gedreht wurde. Als er fertig war, stand er vor Scott, der jetzt keine andere Wahl hatte, als ihn anzusehen.
    »Du hast mich gefragt, warum.«
    Der Mann kauerte sich vor Scott hin und zog die Maske von seinem Gesicht, schob sie auf seinen Kopf hoch. Er war einfach nur ein Mann, begriff Scott von neuem. Außer der schrecklichen Gefühlskälte war nichts Ungewöhnliches an seinem Gesicht. Er hätte irgendjemand sein können.
    »Ich bin ein Geist in dieser Hülle.« Die Worte des Mannes klangen irgendwie einstudiert. »Ich fühle nichts, weil ich getrennt von ihr existiere. Wenn es zu Ende ist, wird dieser Körper zerfallen, und ich werde ohne ihn davonschweben.«
    Er beugte sich zur Seite, streckte die Hand aus, so dass die Flammen von dem Holzscheit an dem Schraubenzieher hochzüngelten. Er drehte ihn hin und her.
    Bitte nein. Bitte tu mir nicht mehr weh.
    »Wenn dieser Körper zerfällt, werde ich in eine andere Hülle schlüpfen, um meine Sammlung fortzuführen. Und dann wieder in eine andere.«
    Als der Mann den Schraubenzieher aus den Flammen zurückzog, steigerte sich Scotts Panik, und dann starrte er entsetzt auf den Mann, der den Schraubenzieher an sein eigenes Gesicht hob. Er stieß sich die Spitze ins Auge und hielt sie dort. Irgendetwas zischte und schrumpfte, und der Mann drehte den Griff langsam von einer Seite zur anderen, während Rauch von seiner Stirn aufstieg. Als er wieder sprach, war seine Stimme gleichmütig und gelassen, und Scott glaubte ihm jedes Wort.
    »Am Ende«, sagte der Mann, der sich ruhig das Auge ausstach, »werde ich meine Sammlung nach Hause mitnehmen dürfen, zu meinem wahren Vater.«
     
    Scott erwachte langsam und öffnete sein Auge. Es war schwierig. Das Lid war unheimlich schwer, oder die Muskeln, die es bewegten, waren so taub, dass die Nerven sie nicht in Bewegung setzen konnten.
    Diese Kälte. Ihm war schrecklich kalt. Sein Körper zitterte und schlotterte, doch er spürte dabei nichts. Er wusste nur, dass es so war. Als er sich am Anfang hier hatte hinsetzen müssen, hatte die Kälte gebrannt. Jetzt war es, als gehörte sein Körper jemand anderem.
    Es muss fast Morgen sein. Der Himmel erwachte langsam zum Leben, und irgendwo weit oben über ihm begannen in den Bäumen die Vögel zu singen. Aber alles war so fern und ganz weit weg. Sein Körper fühlte nichts mehr, er hatte nur noch einen kleinen Rest Wärme im Inneren, aber auch den spürte er dahinschwinden. Er starb von außen nach innen.
    Er empfand keine Panik mehr. Sogar der schreckliche Schmerz war abgeschwächt, während das Adrenalin nur noch träge und kalt in seinen Adern ruhte. Sein Herz hatte kaum noch genug Energie, um weiter zu schlagen.
    Zumindest konnte er sein Auge schließen, und es war dankbar für die Pause und fiel an seinen Platz zurück. Eine Brise streifte seine Haut, aber er hätte nicht sagen können, ob sie warm oder kalt war. Es war belanglos.
    Scott ließ sich treiben. Die Welt schien nur zögernd zu schwinden, aber schließlich konnte sie nicht mehr an ihm festhalten, und er versank wieder in den Schlaf. Die Träume kamen wieder, verdichteten sich, doch jetzt waren sie mehr wie richtige Träume, erdachte Phantasien.
    Plötzlich stand Jodie hinter ihm und streckte die Arme nach vorn, um ihm die Krawatte zu binden. Trotz allem liebte er sie immer noch. Sie passte einfach so perfekt zu ihm.
    Jodie sagte: »Du musst nicht hingehen. Wenn du nicht willst.«
    Und dann war er an einem Strand, den er noch nie gesehen hatte. Er saß einfach im Sand und schaute den Wellen zu, horchte, wie sie heranrollten und sich dann am Ufer brachen. Es war ein sanftes Rauschen, das sich endlos wiederholte.
    In seinem Traum sah er zur Seite, und Jodie war auch da. Sie saß ruhig neben ihm,

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