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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Schwester nickte wieder. Ich ging los.
    Das vierte Spinnennetz, dachte ich – das konnte nicht für mich stehen. Colin Barnes war doch kein Hellseher. Ein viertes Spinnennetz, am Tatort im Wald hinterlassen, bedeutete eine vierte ruinierte Beziehung, die sein Hauptgewinn war. Eine Beziehung, die er in aller Ruhe hatte studieren können. Eine, die er auflösen und zerstören konnte. Irgendjemand musste wissen, dass er verraten worden war, damit er getötet und ihm diese vergiftete Liebe geraubt werden könnte. Eine Wahl musste …
    Er hatte überhaupt nicht uns herausgefordert.
    »Oh Scheiße.«
    Ich spürte etwas in meiner Tasche vibrieren – Mercers Telefon klingelte. Das Display zeigte die Durchstellnummer der Suchtrupps im Wald.
    Er hatte die ganze Zeit nur Mercer herausgefordert.
    Noch während ich mich meldete, rannte ich los.
     
     
    4. Dezember
10 Minuten bis Tagesanbruch
7:10 Uhr
     
    Der 50/50-Killer
    Vorbereitung.
    Der Teufel wusste die Adresse und den Weg auswendig. Vor zwei Tagen hatte er ihn wiederholt abgefahren, um sich die Straßen einzuprägen und sich mit dem zeitlichen Ablauf vertraut zu machen. Als er sich die Route genau gemerkt hatte, war er mit dem Auto zum Krankenhaus zurückgefahren und hatte es hinter dem Gebäude geparkt. Es war ein alter Kombi ohne Nummernschild, den er bar bezahlt und in einer kleinen Nebenstraße abgestellt hatte. Nachdem er ihn abgeschlossen und sich vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachtete, ließ der Teufel die Kleider und Gegenstände, die er brauchen würde, im Wagen und klebte die Schlüssel unten am Fahrgestell fest, bereit für den Moment, wenn der Wagen gebraucht würde.
    Schon nach drei Minuten hielt er zum ersten Mal an.
    Bei einer von mehreren Immobilien, die er gemietet hatte. Es war eine kleine, billige Ein-Zimmer-Kellerwohnung in einer schlechten Wohngegend in der Nähe des Krankenhauses. Sie hatte sich als ideal für diesen Zweck erwiesen, und das nicht nur wegen der Lage. Die meisten anderen Wohnungen im Haus standen leer. In den bewohnten schrien sowieso immer irgendwo kleine Kinder.
    Der Teufel parkte den Wagen und ging den Weg zum Haus und die Stufen vor der Haustür hinunter. Es war sehr still. War das Kind gestorben? Hoffentlich nicht. Der Teufel hatte die Schlüssel in einem Blumentopf neben den Stufen versteckt und holte sie jetzt heraus. Die Haustür erbebte leicht im Rahmen, und dann fiel das frühe Morgenlicht in den Raum.
    Das Baby lag in dem eigens für diesen Zweck gekauften Laufstall auf dem Rücken und schlief.
    Der Teufel nahm es hoch; das Kind regte sich und gab ein Geräusch von sich.
    »Schsch. Ist schon gut. Nicht weinen.«
    Karli Reardon quengelte noch ein bisschen, als er sie durch den Raum trug, fing aber erst richtig an zu schreien, als sie in die Kälte hinauskamen, wo sie anfing, sich mit überraschender Kraft zu wehren. Der Teufel fand, dies sei ja auch ein unsanftes Erwachen, obwohl für ihn die Temperatur nie eine Rolle gespielt hatte. Seiner Natur gemäß hatten Hitze oder Kälte auf ihn nicht dieselbe Wirkung wie auf normale Menschen.
    »Schsch. Dir passiert schon nichts.«
    Er schaukelte das Baby sanft und gab Laute von sich, die er von anderen Leuten gehört hatte.
    Trotzdem hörte Karli nicht auf zu weinen.
    Er schnallte sie auf dem Kindersitz im Auto an, setzte sich dann hinters Steuer und lächelte ihr zu. Lächeln konnte der Teufel gut. Als es nicht funktionierte, zog er eine lustige Grimasse, aber Karli Reardon sah nicht aus, als fände sie das sehr komisch. Dem Teufel wurde es bald langweilig, er ließ den Motor an und fuhr los.
    Auf halbem Weg griff er hinüber, öffnete das Handschuhfach und holte die Maske heraus, die er dort deponiert hatte.
    Sein Ziel war weniger als fünf Minuten entfernt.
    Es hatte bei der Beerdigung des ermordeten Polizisten angefangen.
    Aus Neugier und mit einem dunklen Gefühl der Erregung hatte der Teufel verstohlen hinten in der Kapelle gestanden. Schon bevor er dort ankam, hatte er eine Vorahnung, dass etwas Wichtiges geschehen würde. Er hatte nicht gewusst, was, nicht einmal, ob es etwas Gutes oder Schlechtes sein würde, doch als John Mercer aufstand, um seine Grabrede zu halten, war dem Teufel sofort klar geworden, dass dies der entscheidende Moment war.
    Zuerst wie gebannt und dann erschrocken, hatte er verfolgt, wie Mercer vor der Gemeinde die Nerven verloren hatte. Die anderen Anwesenden mochten an einen Nervenzusammenbruch glauben, aber der Teufel erkannte es als das,

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