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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Vergnügen.
    »Okay.«
    Greg startete die Aufnahme mit einem Doppelklick.
    »Tut mir leid«, sagte die Stimme des Mannes. »Ich hoffe, du verstehst jetzt, wie dumm du warst. Wie wenig sie alles verdient hat, was du in sie investiert hast.«
    Er hielt inne.
    »Verstehst du?«
    Hektischer Lärm folgte, verzweifeltes Klatschen im Wasser und gedämpfte Schreie.
    »Falls dich das tröstet, Jodie und Scott sind eines von meinen Paaren. Ich werde sie später besuchen, und sie werden ihr eigenes Spiel spielen müssen. Aber unseres ist vorbei.« Mein Herz klopfte jetzt unangenehm schnell. Ich fing an, mir das Kinn zu reiben, während das Büro um mich herum zurückzuweichen schien.
    »Mach dir ein Bild von ihr. Stell dir vor, wie sie friedlich in den Armen ihres Freundes schläft.«
    Weitere Geräusche aus der Badewanne.
    »Schschsch«, flüsterte der Mann.
    Er musste Simpson den Knebel abgenommen haben, denn jetzt endlich hörten wir seine Stimme. Sie war grell und voll panischer Angst. Er flehte und bettelte um sein Leben, sprach jedoch so schnell, dass man ihn unmöglich verstehen konnte. Gleich darauf wurde ihm das Wort abgeschnitten, und an ihre Stelle trat ein schreckliches Würgen. Ich hörte, wie ihm eine Flüssigkeit ins Gesicht und in den Mund gespritzt wurde, und auf der Aufnahme war jetzt nur noch lautes Husten und stoßweises Krächzen zu hören.
    Es tat mir im Herzen weh, das zu hören. Nichts hätte mich auf so etwas vorbereiten können; dies anzuhören verursachte einen fast spirituellen Schmerz, es fühlte sich zugleich an wie Komplizenschaft und absolute Hilflosigkeit.
    Ich schloss verzweifelt die Augen, als ich das Klicken eines Feuerzeugs hörte.
    Vielleicht erwartete ich irgendeinen dumpfen, explodierenden Laut, aber nichts dergleichen geschah. Man konnte den Moment, als Simpson angezündet wurde, nur daran erkennen, dass er zu schreien anfing, und selbst dabei gingen die meisten Geräusche verloren. Er gurgelte mit der brennenden Flüssigkeit, konnte seine Panik und sein Entsetzen nur mit einem dünnen, erstickten Winseln ausdrücken. Ich stellte mir vor, wie seine Kehle sich zusammenzog. Das unerträgliche Brennen, das seine Lunge wie Seidenpapier zerfallen ließ. Es war das Schrecklichste, was ich je gehört hatte.
    Da ich wusste, dass es zu Ende ging, wünschte ich nur, Simpson möge schnell sterben. Doch das tat er nicht, weil es nicht von ihm abhing. Sein Körper wollte nicht aufgeben, kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, die doch sicher willkommen gewesen wäre. Der Mord schien sich ewig hinzuziehen.
    Und die ganze Zeit hörte man im Hintergrund ein anderes leiseres Geräusch, ein unmenschliches Zischen, und es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, woher es kam. Es war der Mörder.
    Ein Schauer lief mir über den Rücken.
    Während sein Opfer im Todeskampf lag, stand dieser Mann über ihm, sah zu, nahm das Ereignis mit seinem Digitalrekorder auf und sog mit offenem Mund und entblößten Zähnen den Rauch und den Geruch ein.
    Es war, als ziehe er Kevin Simpsons Seele Stück für Stück durch seine Zähne langsam in sich hinein.
    Ich machte die Augen auf und sah das Team an. Wir hörten es alle, und jedes Gesicht spiegelte meine eigenen Gefühle wider, Ungläubigkeit und Entsetzen. Bei allen, außer bei Mercer. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, weil er auf den Schreibtisch hinunterstarrte. Die Hände hatte er jetzt fast wie zum Gebet vor sich zusammengelegt.
    Das Geräusch dauerte an, wurde langsam leiser, und dann brach die Aufnahme Gott sei Dank ab. Danach kam einem die Stille im Büro irgendwie beschmutzt vor. Kurze Zeit sagte niemand etwas, und niemand regte sich. Und dann lehnte sich Mercer langsam zurück und rieb sich das Gesicht, als sei er gerade aufgewacht.
    »Macht alle fünf Minuten Pause«, sagte er.
     
    Ich ging also in den eiskalten Nachmittag hinaus. Die Kälte war wie ein Schlag ins Gesicht, den ich brauchte. Es hatte aufgehört zu regnen, doch der Himmel war weiterhin von dunkelgrauen Wolken verhangen, und die Windböen waren eisig. Eine leere Chipstüte wirbelte über die Teerdecke, und ich fröstelte. Im Wetterbericht war Schnee gemeldet worden, und man hatte das Gefühl, er werde bald kommen. Selbst in meinem Mantel zitterte ich, doch das war auch auf das Gift des ungenutzten Adrenalins zurückzuführen. Ich fühlte mich, als könnte ich ewig lange laufen. Ich wünschte, ich dürfte genau das tun.
    Sterben ist eines der großen Tabus. Ich hatte meinen Anteil an

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