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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Leichen gesehen, und sie waren immer schrecklich genug gewesen. Aber so schlimm das auch sein konnte, war es doch immer nur das Endergebnis. Man empfand Trauer und Kummer, natürlich, aber man betrachtete etwas, das schon tot war. Das ist Welten von einer Situation entfernt, in der man gezwungen war, mit anzuhören und zusehen, wie es geschieht: den furchtbaren Prozess mitzuerleben, wie ein lebendiges menschliches Wesen, nicht anders als man selbst, getötet und vernichtet und ein Lebensfunke nach dem anderen ausgelöscht wird, bis nur die leere Hülle bleibt.
    Unvermeidlich musste ich an Lise denken. Ich wollte das nicht und konnte es mir gerade in diesem Moment nicht leisten. Es war schon schlimm genug, mit dem Endresultat – dass sie tot war – fertig zu werden, ohne in meiner Phantasie auch noch in die tieferen Schrecken einzutauchen, wie es für sie gewesen sein musste. Was sie gedacht haben mochte, als ihr Leben dahinschwand.
    Ich schüttelte den Kopf und richtete meine Gedanken wieder auf Kevin Simpson.
    Fünf Minuten?
    Ich hätte fünf verdammte Jahre gebraucht, und diese Aufnahme wäre mir immer noch gegenwärtig gewesen.
     
    Aber fünf Minuten mussten genügen.
    Im Büro machten alle noch grimmige Gesichter, hatten aber jetzt wieder zu professioneller Entschlossenheit zurückgefunden. Wir alle hatten unsere gefühlsmäßigen Reaktionen auf das Gehörte weggesteckt, vielleicht, um sie später zu betrachten, oder vielleicht, um sie für immer zu vergessen. Wieder wirkte Mercer unbeteiligt. Er starrte in die Luft, als ich wieder hereinkam, und sah aus, als fühle er überhaupt nichts. Zweifellos lag das auch an seiner Erfahrung, und ich fragte mich, ob ich es jemals schaffen würde, mich von der Situation abzusetzen und sie einzig und allein als Rätsel zu sehen, das gelöst werden musste. Oberflächlich betrachtet, erschien das herzlos, aber ich bezweifelte nicht, dass er in Wirklichkeit alles, was passiert war, genauso stark empfand wie wir anderen. Es war nur seine Art, damit umzugehen – sich auf die Aufklärung des Verbrechens und die Überführung des Verantwortlichen zu konzentrieren.
    Greg machte den Anfang.
    »Wie gesagt, wir haben keine Jodie und keinen Scott …«
    »Aber der Täter hat E-Mails erwähnt«, unterbrach ihn Mercer. »Also müssen sie existieren.«
    »… ja, und wenn er sie gelöscht hat, kann es möglich sein, sie wiederherzustellen. Aber es kommt darauf an, wie gründlich er war. Wir werden es versuchen, sollten aber nicht damit rechnen, dass wir sie durch den Computer finden.« Mercer runzelte die Stirn.
    »Aus der Aufnahme scheint klar hervorzugehen, dass diese Jodie, wer immer sie ist, eine Affäre mit Simpson hatte. Wenn wir sie und ihren Freund nicht schnell genug finden, hat unser Täter das vor. Wenn er’s nicht schon getan hat.« »Wir haben eine Beschreibung«, sagte ich.
    Er drehte sich sofort um. »Erzählen Sie.«
    Ich berichtete von Yvonne Gregory und von den Einzelheiten, die sie mir zu einem Mädchen gegeben hatte, das sie beim Verlassen von Simpsons Haus gesehen hatte – wahrscheinlich Jodie. Ende zwanzig, braune Haare, Tasche, Kopfhörer. Natürlich war das nicht präzise genug, um besonders nützlich zu sein, das war mir klar. Nachdem ich die Aufnahme gehört hatte, war ich nicht mehr so zuversichtlich gestimmt. Ich schloss mit der Beschreibung des weißen Lieferwagens, und dazu nickte Mercer nur, als hätte er das schon erwartet. Er unterbrach mich, bevor ich richtig zum Ende kommen konnte.
    »Überwachungskameras?« Mit dieser Frage wandte er sich wieder an Greg.
    »Die nächste ist in der Hauptstraße.« Er holte tief Luft. »Sie erfasst die Ecke nicht, wo man in Simpsons Straße einbiegt, aber ich denke, wir können den fließenden Verkehr durchgehen.«
    »Also, dann ist das deine Priorität. Such alle weißen Lieferwagen zwischen acht und neun Uhr heute Morgen heraus. Überprüf gestern Abend, von halb fünf bis halb sechs, und sieh zu, ob wir dieses Mädchen finden können. Und wir müssen sie finden.«
    Greg sagte nichts.
    »Was denkst du?«, fragte ihn Mercer.
    Greg drehte den Stuhl mit einem Schubs seiner Absätze herum, wie er es heute früh in Simpsons Haus getan hatte. Er sah nachdenklich aus.
    »Ich bin wohl noch immer nicht überzeugt«, sagte er. Mercer breitete die Hände aus, als sollte das alles doch ganz offensichtlich sein und als begreife er nicht, wieso es nicht so war. Mir war es zwar nicht klar, aber natürlich lag es daran, dass es

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