Der 50-50 Killer
Wirklichkeit nicht so war, noch nicht. Nicht was all diesen Mist betraf.
»Hallo.«
Simon schob den Salat auf einem großen Teller zu mundgerechten Portionen zusammen, während Greg, der ihm gegenübersaß, eine Portion Eier, Speck und Pommes als Abendessen vor sich hatte. Pete hielt ein Sandwich in der Hand, und nach der leeren Packung auf dem Tisch zu urteilen hatte er bereits eins vertilgt. Ohne etwas zu sagen, schob er zwei Tabletts zur Seite, damit ich noch Platz am Tisch fand.
»Danke.« Ich quetschte mich neben sie auf einen Stuhl.
»Was hab ich verpasst?«
Greg wies mit einem Nicken auf Pete.
»Ich habe mich gerade beklagt. Pete hat den Nachmittag damit verbracht, mit schönen Frauen zu reden.«
Pete zuckte selbstironisch mit den Schultern.
»Und dabei ist es nicht mal mein freier Tag.«
Ich lächelte.
Pete trug einen breiten Ehering. Vorhin hatte ich das Foto bemerkt, das an der seitlichen Trennwand seines Schreibtischs angeheftet war: zwei kleine Mädchen, eingezwängt in der Kabine eines Fotoautomaten.
»Mit Simpsons ehemaligen Freundinnen gesprochen?«, sagte ich.
Pete nickte. »War kein so großes Vergnügen, wie Greg sich das vielleicht vorstellt. Natürlich war keine gerade erfreut, es zu erfahren. Und alle hatten so ziemlich die gleiche Meinung von ihm.«
»Welche?«
»Dass er zu leichtfertig wäre, um jemals wieder was mit ihm anzufangen, aber im Grunde ein netter Typ. Das letzte Mädchen sagte, in der Beziehung sei er eine Katastrophe gewesen und ein verlogener Kerl dazu, aber sie wären gute Freunde geblieben, nachdem sie sich getrennt hatten. Sie hat gesagt, er sei wie ein hilfloser kleiner Junge gewesen. Pete pustete auf seinen Kaffee. »Den Rest kann man sich denken.«
»Und das ist typisch«, sagte Greg. »Hier haben wir wieder mal einen Beweis dafür, dass Frauen sich in die schlimmsten Typen verknallen, und ich finde nicht mal eine, die mit mir ausgeht.«
»Komisch, wenn du’s so betrachtest, ja. Jedenfalls ist keine von denen diese ›Jodie‹. Wir wissen von allen, wo sie sich aufhalten.«
»Aha.«
Das war vorhersehbar gewesen, aber trotzdem irgendwie enttäuschend.
»Aber wir haben sechs weiße Lieferwagen«, betonte Greg sarkastisch. »Das ist doch bestimmt der große Durchbruch, auf den wir gewartet haben?«
Simon sah ihn an und hob eine Augenbraue. Dabei wurde mir klar, dass ich einen flüchtigen Einblick in das Gespräch bekommen hatte, in das sie verwickelt gewesen waren, bevor ich kam.
»Du meinst«, warf Pete schnell ein, »du hast nichts Konstruktives zu sagen.«
»Na ja …«
»Der Mörder fährt einen weißen Lieferwagen, ja? Die Überwachungskamera hat uns Hinweise gegeben, mit denen wir weißen Kleinbussen nachgehen können. Und das ist alles. Schauen wir, ob sich etwas daraus entwickelt.«
»Ich wette tausend Pfund, dass nichts dabei rauskommt.«
»Betrachten wir die ganze Scheiße positiv, okay?«
Greg gab mit einem Achselzucken nach. Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte er vielleicht weitergemacht, allerdings hätte Pete ihn vielleicht auch nicht so schnell zum Schweigen gebracht.
Ich überlegte; die Spannungen waren nicht leicht zu interpretieren. Doch wie auch immer, wir aßen einen Augenblick lang schweigend. Als ich mein Sandwich halb aufgegessen hatte, brach Greg das Schweigen und ging zu einem angenehmeren Thema über, nämlich zu mir.
Jedenfalls angenehm für die anderen.
»Also«, erkundigte er sich, »wie war der Umzug?«
»In Ordnung«, nickte ich. »Keine große Aktion, wenn ich ehrlich bin. Es ist ja schon etwas deprimierend, wenn man merkt, dass man sein ganzes Leben in einer Wagenladung unterbringen kann.«
»Man muss eben rigoros sein.«
»Das fand ich auch.«
Tatsächlich hatte ich den Monat seit meiner Kündigung damit verbracht, meine Habseligkeiten auszusortieren und festzulegen, was ich behalten und was wegwerfen wollte. Es war ein qualvoller Prozess gewesen. Es gab so vieles, das ich aus sentimentalen Gründen behalten wollte. Immer wieder stellte ich mir vor, was Lise gesagt oder getan hätte. Ich sagte mir, dass sie, wenn sie noch da wäre, um sich um mich zu kümmern, einfach alles selbst in den Mülleimer geworfen hätte, nur um mich vom Trübsalblasen abzuhalten. Alles, was wichtig genug ist, um es aufzuheben, hätte sie zu mir gesagt, ist Zeug, das du nicht einpacken musst. Es wird automatisch auftauchen, wo immer du bist. Schmeiß also all diesen unnötigen Krempel weg.
Doch obwohl ich wusste, dass das ihre
Weitere Kostenlose Bücher