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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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aufnehmen.« Ich wies auf die Ausrüstung, die ich mitgebracht hatte. »Ist das in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie an irgendeinem Punkt unterbrechen wollen« – ich breitete die Hände aus –, »das geht in Ordnung. Wir legen dann eine Pause ein und machen später weiter. Im Grunde bin ich die nächste Zeit mal hier, mal draußen. Wir werden sehen, wie wir klarkommen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich viel helfen kann.« Er runzelte die Stirn. »Mein Kopf … alles bewegt sich im Kreis.«
    »Na ja, wir können uns am Anfang ja Zeit lassen«, sagte ich.
    »Bleiben Sie so ruhig und entspannt wie möglich. Sie erinnern sich im Moment vielleicht zwar nicht richtig, aber ich weiß, dass Sie sich große Sorgen um Ihre Freundin machen.«
    Sofort kam: »Jodie.«
    »Ich weiß, dass Sie sich ihretwegen sorgen. Und vielleicht haben Sie deshalb Angst. Ich möchte, dass Sie so gut es geht versuchen, sich keine Sorgen zu machen. Der Mann, der die Ermittlung leitet, ist der beste für solche Fälle. Wir sorgen uns also an Ihrer Stelle.«
    »Aber sie ist noch dort, im Wald.«
    »Das wissen wir.« Ich versuchte, so beruhigend und entschieden wie möglich zu klingen. »Und wir werden sie finden. Ein Suchtrupp ist schon dort. Jodie passiert nichts.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde etwas ruhiger.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    Themenwechsel.
    »Zuerst möchte ich so viel Information von Ihnen bekommen wie möglich. Manches wird uns vielleicht helfen, Jodie zu finden, aber wir würden über all diese Dinge sowieso sprechen, weil Sie Opfer eines Verbrechens sind. In diesem Gespräch geht es um Sie. Einverstanden?«
    Er nickte. Aber sein Nicken war etwas unsicher. Ich überlegte und beschloss, das Gespräch erst mal von Jodie weg auf sichereren Boden zu steuern. Ich legte seine Akte auf den Boden und wandte ihm meine ganze Aufmerksamkeit zu.
    »Fangen wir mit Ihrer Wohnung an. Sie haben heute zu Hause gearbeitet?«
    »Eigentlich nicht gearbeitet.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Im Moment habe ich eine Woche frei. Ich habe etwas auf dem Computer gemacht. Fotokunst.«
    »Aha, Sie sind Maler?«
    »Nein.« Einen Moment sah er traurig aus. »Eigentlich nicht. Aber ich habe heute damit herumgespielt. Dann bin ich in unser Extrazimmer gegangen und habe Gewichte gehoben.«
    Unser Extrazimmer. Er lebte also mit Jodie zusammen. Keine große Überraschung, aber doch eine wichtige Einzelheit.
    Und sie warf abermals die Frage auf: Dieses Paar hatte eine gemeinsame Basis, aber statt sie wie die anderen dort festzuhalten, hatte der 50/50-Killer sie in den Wald gebracht. Warum hatte er das getan?
    »Um wie viel Uhr war das?«, sagte ich.
    »Gegen drei vielleicht.«
    Scott erzählte, woran er sich erinnerte. Er brachte es bruch stückhaft vor, aber ich schob das auf die Auswirkung der Schmerzmittel, die man ihm verabreicht hatte, und seiner allgemeinen Verwirrung. Wichtig war, dass die grundlegenden Einzelheiten mit dem übereinstimmten, was er dem ersten Polizisten vor Ort und den Ärzten hier erzählt hatte. Es war ein guter Hinweis darauf, dass er das, woran er sich erinnern konnte, zumindest nicht verfälscht schilderte.
    Als er fast mit seinen Übungen fertig gewesen war, hatte er ein Geräusch gehört, sagte er; er war aus seinem Zimmer gekommen, wo er trainierte, und hatte erwartet, Jodie zu sehen, die wohl früher von der Arbeit zurückgekommen war. Der Fernseher war zwar an gewesen, aber das Wohnzimmer war leer. Er war hineingegangen.
    »Und ich hatte gerade noch Zeit, zu denken: Was ist los?, und dann hat er sich auf mich gestürzt.«
    Der Mann, der sich in der Küche versteckt hielt, hatte Scott von der Seite angesprungen. Er war angegriffen, überwältigt worden – war heftig geschlagen worden, bevor ihm etwas aufs Gesicht gedrückt wurde. Das war alles, woran er sich aus der Wohnung erinnern konnte.
    Je mehr er sprach, desto frustrierter und zorniger wurde er, bis er fast einen Ekel vor sich selbst zu empfinden schien. Ich kannte dieses Gefühl, und als er fertig war, dachte ich, er hätte sich vielleicht vor Wut auf die Schenkel geschlagen, wenn seine Hände nicht so dick verbunden gewesen wären, als steckten sie in Boxhandschuhen. Das hatte ich die letzten sechs Monate selbst getan, wenn meine Gefühle zu stark wurden. Manchmal musste man sie einfach herauslassen.
    »Ich war so dumm«, sagte er. »So unnütz.«
    »Nein, das waren Sie nicht.«
    Ich versuchte, mich in seine Lage zu versetzen. Er hielt sich offenbar für recht fit, und doch

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