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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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nichts gemacht, hatte das kleine Mädchen nicht gesehen. Zehn Minuten später waren wir an einen Punkt gekommen, na ja, vielleicht hatte er sie doch gesehen. Dann, ja, sie war mit ihm spazieren gegangen, aber es war in Ordnung, er hatte sie bei den Bäumen zurückgelassen, und jemand anders musste ihr hinterher etwas getan haben. Und so weiter. Schritt für Schritt gab er auf. Er wusste, dass wir ihn hatten, aber es war zu schwierig für ihn, sich einfach hinzustellen und zu sagen: »Ich hab’s getan.« Am Ende des Verhörs sah er tatsächlich dankbar aus.
    Es war eine andere Situation, aber das gleiche Prinzip ließ sich hier anwenden. Von Scotts Erlebnissen war eine Wunde zurückgeblieben. Ich würde vorsichtig ihren Rand abtasten müssen, um zu sehen, welche Teile schmerzten, damit er sich langsam an den Druck gewöhnte. Wir würden sanft vorgehen, uns der Wahrheit geduldig nähern.
    Oder jedenfalls mit so viel Geduld, wie die kurze Frist uns erlaubte.
    Ich sah von der sich hebenden und senkenden Brust zu seinem Gesicht auf – oder dem Teil, der davon zu sehen war. Es war halb zwei Uhr morgens, etwas weniger als sechs Stunden bis Tagesanbruch. Was immer ich Dr. Li versprochen hatte, wenn Scott Banks nicht bald aufwachte, würde ich ihn schließlich doch mit einem Stift pieksen müssen.
    Inzwischen rückte ich die Akte zurecht, lehnte mich auf dem Stuhl zurück und schloss die Augen.
     
    »Officer?«
    Ich schreckte hoch. Scotts Akte fiel zu Boden, und ich öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Papiere fächerförmig herausfielen. Scheiße. Ich bückte mich, sammelte sie wieder auf und sah gleichzeitig zum Bett hoch. Scott beobachtete mich. Mein Verstand sagte mir, dass ich, um meine Selbstachtung zu retten, mir nicht anmerken lassen durfte, dass ich gerade eingenickt war, hielt es aber dann für aussichtslos.
    Wie professionell siehst du jetzt aus, verdammt noch mal?
    »Tut mir leid«, sagte ich leise, als schliefe er noch. »Es war ein langer Tag.«
    »Das macht nichts.«
    Auch er sprach leise. Vielleicht hatte es mit dem Zimmer zu tun, das Krankenhaus zwang uns, im Flüsterton zu sprechen.
    »Sie haben ausgesehen, als hätten Sie einen Alptraum«, bemerkte er. »Ja? Tut mir leid.«
    Der Traum verblasste bereits, doch ich wusste, es war um Lise gegangen. Ich konnte mich aber an keine Einzelheiten erinnern. War es der gleiche Traum gewesen wie heute morgen? Als einziger Eindruck war mir noch das Geräusch des Meeres gegenwärtig, wie die Wellen herankamen und sich brachen. Und das gleiche Gefühl der Verzweiflung. Es war wie ein Hunger, aber im Herzen.
    »Ich habe auch die ganze Zeit Alpträume«, sagte Scott. »Ich kann mich nicht richtig daran erinnern. Alles ist durcheinander.«
    »Ich glaube, das war zu erwarten. Wissen Sie, wo Sie sind?«
    Er nickte vorsichtig.
    »Sind Sie hier, um mich zu beschützen?«
    »Wie im Film?« Ich hätte lächeln können, einen tollen Wachmann gab ich ab, aber es würde Scott nicht schaden, wenn er wüsste, dass er in Sicherheit war. »Ja, so ähnlich. Mein Name ist Mark Nelson. Ich bin Detective. Eigentlich bin ich hier, um Ihnen Gesellschaft zu leisten und damit wir ein bisschen reden können. Mal sehen, ob wir etwas Licht in die Dinge bringen können, die Ihnen heute Nacht passiert sind.«
    Er dachte einen Moment darüber nach und versuchte dann, sich aufzusetzen. Der Wagen neben dem Bett bewegte sich mit ihm, der Beutel am Tropf fing leise an, zu schaukeln.
    Panik überkam mich.
    »Vorsicht, dass Sie das nicht umwerfen …«
    »Schon gut.«
    Seine Stimme war rauh, so als leide er und könne es nur schwer ertragen, sei jedoch entschlossen, weiterzumachen. Die Bettdecke verrutschte etwas, und ein schlanker, sportlicher Körper kam zum Vorschein. Auf seiner Haut waren Blutergüsse, schwarze und blaue Flecken. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich zusammenzuckte. Blaue Flecke entstehen nicht so schnell, außer bei sehr heftigen Schlägen. Ich sah noch mehr Verbände, mit denen man wohl zahlreiche Schnittwunden versorgt hatte. Der Schlauch, der von seinem Arm zu dem Wagen lief, war mit weißen Binden an seinem Unterarm festgebunden.
    »Ihr Arzt würde uns beide umbringen, wenn er sehen würde, dass Sie das machen«, sagte ich. »Mit dem ist wohl nicht gut Kirschen essen.«
    »Er wollte nicht, dass ich mit Ihnen spreche.«
    »Nein.«
    »Aber ich muss.«
    Ich nickte und registrierte, wie er sich ausdrückte. Muss, nicht will.
    »Ich muss unsere Gespräche

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