Der 50-50 Killer
Anhaltspunkte, bevor ich meine Leute da mitten reinschicke.«
Mercer hatte unverwandt auf den Bildschirm gestarrt. Jetzt griff er nach der Maus und nahm sie Greg ab. Der Zeiger bewegte sich auf ein Bündel gelber Kreise bei Carl Farmers Lieferwagen zu.
»Folgendes scheint mir klar«, sagte er. »Banks und seine Freundin wurden hier in den Wald gebracht. Diesen Weg entlang.«
Er fuhr mit der Hand weiter, und der Zeiger zog eine weiße Linie auf dem Monitor, am linken Bein des »n« entlang.
»Und geht man von der Stelle aus, wo Banks aus dem Wald kam, meine ich, dass sie in dieses Gebiet hier gegangen sein müssen.« Er zog mit dem Mauszeiger Kreise zwischen den Beinen des »n«.
Ich nickte. Es war zwar eine Vermutung, aber eine intelligente Vermutung. Scott war von dort geflohen, wo er festgehalten worden war, und war aus einem dichtbewachsenen unwegsamen Waldstück zwischen den beiden Wegen herausgekommen. Wäre er nicht schon in diesem Bereich gewesen, hätte er einen dieser Wege überqueren müssen, um dorthin zu kommen. Wenn er durchs Unterholz gerannt wäre und dabei eine leichtere Route entdeckt hätte, hätte er sich doch bestimmt dafür entschieden.
Aber das war natürlich nur eine Annahme. So verwirrt, wie er war, hätte Scott auch einen Weg überqueren können, ohne es überhaupt zu merken. Und selbst wenn der Mörder Jodie noch lebendig irgendwo da drin festhielt, hätte er sie durchaus irgendwo anders hinbringen können, etwa tiefer in den Wald hinein. Aber es war ein guter Ansatz, einfach, weil es unmöglich war, in der verbleibenden Zeit vierzig Quadratmeilen dichtbewaldetes Gelände abzusuchen. Selbst bei der Unterteilung durch Wege war der Versuch eigentlich lächerlich. Indem Mercer jedoch einen begrenzteren Bereich für die Suche festlegte, hatte er diese unmögliche Aufgabe so abgewandelt, dass sie machbarer erschien. Wir hatten eine Stelle, wo wir anfangen konnten.
»Okay«, seufzte Pete. »Sagen wir mal, du hast recht. Das wären dann etwa acht Quadratmeilen, die wir durchkämmen müssen?«
»Wenn überhaupt. Hast du gute, aufgewärmte Leute?«
»Leute schon, aber keine aufgewärmten. Dreißig zusätzlich zu denen in der Absperrkette – bei weitem nicht genug. Wir haben auch Freiwillige vom Such- und Rettungsdienst hier. Zehn Männer, drei Hunde.«
»Haben die Hunde schon eine Fährte aufgenommen?«
»Noch nicht. Die Hundeführer haben sie hier und bei dem Lieferwagen. Aber die Hunde sind darauf trainiert, Menschen zu finden, die sich da drin verirrt haben, nicht darauf, den Punkt aufzuspüren, wo sie hergekommen sind. Und der Schnee hilft auch nicht gerade. Keine Fußstapfen auf dem Boden und keine Geruchsspur mehr.«
Mercer schien das nicht zu beeindrucken.
»Was ist mit dem Hubschrauber?«
»Wider besseres Wissen ist er losgeflogen und unterwegs hierher.«
»Das ist doch was. Er muss sämtliche Wärmestrahlung, die er in diesem Gebiet findet, an uns zurückübertragen, und sie müssen alle überprüft werden. In der Zwischenzeit müssen wir uns all diese Gebäude anschauen.«
Pete verzog das Gesicht, vielleicht wegen der Aufgabe, die sie vor sich hatten, wahrscheinlich aber eher, weil Mercer »wir« gesagt hatte. Doch falls Mercer es überhaupt bemerkt hatte, ignorierte er es jedenfalls.
»Aller Wahrscheinlichkeit nach hält er sie irgendwo in einem Gebäude fest. Bei diesem Wetter will er bestimmt nicht im Freien sein.«
»Ja«, stimmte Pete zu. »Bestimmt nicht. Aber das heißt nicht, dass er nicht doch draußen ist. Er könnte überall sein.«
Er könnte inzwischen auf der anderen Seite der Stadt sein.
»Nun, wir müssen die Suche irgendwie eingrenzen, oder?«, sagte Mercer geduldig. »Sonst ist es unmöglich. Wir nehmen also mal an, dass er in einem dieser Schuppen ist. Und wir werden auch andere Wärmespuren überprüfen, wenn wir sie reinkriegen. Leider ist das alles, woran wir uns im Moment halten können.«
Pete starrte uns aus dem Schneetreiben einen Moment lang vom Bildschirm aus an. Dann sagte er: »Wir haben also bis jetzt noch nichts aus Banks rausgekriegt?«
»Noch nicht«, sagte Mercer. »Er scheint eine Menge verdrängt zu haben.«
Ich sank ein bisschen in mich zusammen und ärgerte mich, dass ich die Richtung nicht erkannt hatte, in die das Gespräch steuerte. Pete war ärgerlich und wegen der riesengroßen Aufgabe da draußen schon fast feindselig; und ich zögerte, Scott zu bedrängen. Mercer hatte zwei Probleme gegeneinander ausgespielt, da er
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