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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Einsatzzentrum verbunden. Auf dem Bildschirm links sah man eine Videoaufnahme in Echtzeit, auf der es fast ganz dunkel war. Auf dem Monitor rechts, an dem Greg im Moment arbeitete, war nur Programmiersprache zu sehen. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, schien sie ihm Schwierigkeiten zu bereiten.
    »Befragung Nummer eins«, sagte ich und legte mein Aufnahmegerät auf den Tisch neben ihn.
    »Danke.«
    »Wie läuft’s?«
    Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Bildschirm.
    »Versuche gerade, Pete reinzukriegen. Er ist im Wald, aber ich habe Probleme, ‘ne Verbindung zu kriegen. Scheißcomputer.«
    »Also, ich gehe mal kurz durch, was ich rausgekriegt habe.« Während Greg sich mit der Verbindung herumschlug, fasste ich für die beiden das Gespräch mit Scott zusammen: Der Überfall zu Hause, die Fahrt in dem Lieferwagen, die Tüte über dem Kopf und der Weg durch den Wald. Greg tat, als höre er zu, doch er war ganz klar anderweitig beschäftigt, während Mercer mich die ganze Zeit anstarrte und nicht einmal blinzelte. Es war unheimlich. Ich war nicht sicher, ob das, was ich sagte, tatsächlich ankam oder nur von ihm abprallte.
    Als ich eine Pause machte, unsicher, ob ich weitermachen sollte, blinzelte er und hakte nach:
    »Was ist mit seiner Freundin?«
    »Er sagte, sie sei schon in dem Lieferwagen gewesen, als der Killer ihn entführt hat. Wenn er sich mit den Zeitangaben nicht täuscht, wurde sie wahrscheinlich vom Arbeitsplatz weg mitgenommen.« Mercer nickte vor sich hin.
    »Im Mietvertrag für ihre Wohnung steht, dass sie für die SafeSide-Versicherung arbeitet. Wir müssen dort jemanden aufwecken und herausfinden, was Sache ist.«
    »Okay.«
    »Weil sie vielleicht heute nicht bei der Arbeit war«, sagte er.
    »Vergessen Sie nicht, dass sie den gestrigen Tag in Simpsons Wohnung verbracht hat.«
    »Natürlich, ja.«
    Das hatte ich ganz vergessen oder es zumindest verdrängt. Mercer hielt mir etwas hin. Ein Foto.
    »Aus seinem Geldbeutel.«
    Ich studierte es sorgfältig.
    »Na, es passt auf die Beschreibung, die wir von Simpsons Nachbarin haben.«
    Das Mädchen auf dem Passfoto hatte braune Haare und ein etwas schiefes, aber ansprechendes Lächeln. Ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich: Ich hasse es, wenn man mich fotografiert. Sie war nicht schön, hatte aber irgendetwas Besonderes, etwas Charaktervolles vielleicht. Es war nur ein Automatenfoto, schien aber ihre Persönlichkeit eingefangen zu haben.
    Ich stellte mir Scott vor, wie er draußen vor der Kabine wartete und durch den Vorhang hindurch mit ihr sprach, während das Blitzlicht aufleuchtete. Vielleicht flüsterte er ihr etwas zu, um sie zum Lächeln zu bringen. Und dann schnitt er ein Bild für seinen Geldbeutel ab, um es herumzuzeigen – das ist Jodie, ist sie nicht toll?
    Wenn man in meinen Geldbeutel schaute, würde man ein ähnliches Bild von Lise finden.
    »Es ist eingescannt und geladen«, sagte Mercer. »Jodie McNeice. Das ist das Mädchen, dessen Leben wir in den nächsten fünf Stunden noch retten können.«
    Das war eine bedeutungsschwere Bemerkung. Greg und ich sagten nichts darauf.
    Doch ich war zerstreut, denn ich dachte noch immer an Kevin Simpson. Obwohl ich es wusste, wollte ich nicht wahrhaben, dass Jodie wirklich eine Affäre gehabt hatte. Durch die Befragung war offensichtlich geworden, wie sehr Scott sie liebte. Er hatte sein Andenken an sie als Erinnerung an ihr gemeinsames Leben im Geldbeutel aufbewahrt, und Jodie sah zu glücklich aus, als dass sie ihn hätte betrügen können. Aber wahrscheinlich sehen alle glücklich aus, dachte ich, wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist. Die Menschen tun das eben. Ich dachte an das fröhliche Hochzeitsbild der Roseneils zurück. Es war falsch, solche Dinge für bare Münze zu nehmen. Hinter dem Lächeln und den lustigen Anekdoten, die die Leute gern erzählen, gibt es immer Brüche und Risse. Geheimnisse. Die Menschen lassen einen nur das sehen, was sie einem zeigen wollen.
    »Ich schicke auch jemanden mit einer Kopie zu Yvonne Gregory«, sagte ich. »Mal sehen, ob sie sie eindeutig als das Mädchen bei Simpsons Haus erkennt.«
    »Gut.« Mercer rieb wieder ein wenig Leben in seine Wangen – ein Mann, der aus einem leichten Schlaf erwacht –, stand dann auf und begann, langsam auf und ab zu gehen. »Gut. Was ergibt sich sonst noch aus der Befragung? Was kann Banks uns darüber sagen, wo er festgehalten wurde?«
    »Nicht viel im Moment. Er ist sehr verwirrt. Müde, aufgeregt. Er weiß

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