Der 7. Lehrling (German Edition)
ohnehin schlechte Laune hatte.
„Immerhin hat er sich so gut versteckt, dass sie ihn nicht entdeckt haben“, warf Nuria ein. „Ein Draufgänger war er schon immer, das wissen wir alle. Aber scheinbar hat er in der Zeit seiner Wanderschaft gelernt, von Zeit zu Zeit seinen Verstand dabei einzuschalten.“ Sie schmunzelte, während sie an den einen oder anderen Schabernack dachte, den York angestellt hatte. „Wir sollten berücksichtigen, dass wir noch nie so genaue Informationen über die
Horden
bekommen haben, und auch, dass er einen Magier entdeckt hat, was mir – nur nebenbei bemerkt – nicht gerade unwichtig erscheint.“
„Nuria, bitte!“, schaltete sich Korbinian ein, „Spitzfindigkeiten bringen uns jetzt nicht weiter. Aber Du hast recht: Unabhängig von Yorks Eigensinnigkeit ist die Situation wirklich … außergewöhnlich.“
Tara ergriff das Wort: „Unstrittig ist das, was York da auf eigene Faust angefangen hat, einerseits sehr gefährlich. Andererseits: Die anderen dreizehn aus unserem Kreis können mich gern korrigieren, aber er hörte sich sehr ruhig und abgeklärt an. Ich habe nicht das Gefühl, dass er die Gefahr unterschätzt, in der er sich befindet. Was mich an der ganzen Sache ebenfalls sehr interessiert, ist der Magier, den York gefunden hat. Es kann keiner sein, der seine Ausbildung hier gemacht hat, denn die sind alle entweder auf der Suche oder hier. Das stimmt doch, Samuel?“
Samuel nickte, und Tara fuhr nachdenklich fort: „Unser
schwarzer Freund
wird es ja wohl auch nicht sein ...“
„Tara!“, unterbrach sie Korbinian hastig.
„Entschuldige bitte, ich wollte nicht ...“
„Warum nicht?“, fragte Amina dazwischen. „Warum soll es der geheimnisvolle
schwarze Magier
nicht sein?“
Linnea stand wie immer in der Nähe von Amina. Sie legte ihrer Schülerin die Hände auf die Schultern und sprach, noch bevor Korbinian, der das Mädchen bereits mit festem Blick ansah, den Mund zu einer harschen Antwort geöffnet hatte. „Ganz einfach, weil York ihn nicht gespürt hätte. Niemand spürt ihn, wenn er es nicht will. Genug jetzt!“, wies sie Amina nun doch etwas heftiger zurecht, die mit trotzigem Gesicht gerade zu einer neuen Frage ansetzte. „Ich habe Dir vor einigen Tagen gesagt, dass die Zeit kommen wird, in der wir über den
schwarzen Magier
reden werden. Aber diese Zeit legt unser Oberhaupt fest und ganz sicher nicht ein Lehrling! Haben wir uns verstanden?“
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Die anderen Anwesenden schwiegen. Die älteren mit ärgerlicher Miene, die jüngeren betreten, weil sie einen handfesten Krach am Horizont aufziehen sahen.
Amina war mit einem Schlag klar, dass sie es dieses Mal deutlich übertrieben hatte. Mit schamroten Wangen stand sie auf und wandte sich an Korbinian, traute sich aber nicht, ihn anzusehen. Mit leiser Stimme sagte sie: „Korbinian, ich war vorlaut und unbedacht. Es steht mir nicht zu, mich in Eure Beratung einzumischen. Bitte nehmt meine Entschuldigung an.“
Korbinian war schon wieder fast besänftigt. „Es ist gut, Amina, ich nehme Deine Entschuldigung an. Ich verstehe Deine Ungeduld, aber Du musst uns Älteren mehr vertrauen. Wenn wir euch Lehrlingen nicht immer alles sofort erklären, dann tun wir das sicher nicht, weil wir euch für dumm halten. Aber es gibt Dinge, die zu verstehen es etwas mehr braucht als ein paar Worte. Damit ihr versteht, was es mit unserem
schwarzen Freund
, wie Tara ihn genannt hat, auf sich hat, braucht es sogar mehr als einige Sätze. Und das ist vorerst wirklich das letzte Mal, dass ich über diesen Magier gesprochen habe. Ich hoffe“, fuhr er an die jüngeren Lehrlinge gewandt fort, „ich muss das für euch andere nicht wiederholen.“
Natürlich schüttelten alle Angesprochenen automatisch den Kopf und beschäftigten sich danach intensiv mit ihren Fingern, Knöpfen, Haarspitzen, Kleiderfalten oder was sonst noch geeignet war, niemanden direkt ansehen zu müssen.
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Samuel räusperte sich. Er wirkte wesentlich aufgeräumter als noch vor ein paar Minuten. Scheinbar hatte er sich in der Zwischenzeit intensiv Gedanken gemacht. „Nun, nachdem das wohl geklärt ist, möchte ich auch noch ein paar Gedanken loswerden.“
Korbinian nickte ihm zu, und Samuel fuhr fort. „Nehmen wir einmal an, Taras Eindruck von York ist richtig, und er ist sich der Gefährlichkeit dessen, was er tut, im Klaren. Sein Erfindungsreichtum, den er in seinen Lehrjahren mehr als genügend unter Beweis gestellt hat ...“ – einige
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