Der 7. Lehrling (German Edition)
Strömung hängen.
Adinas Seil fiel in den Uder, wurde langsam von der Strömung erfasst und wollte mit dem Fluss treiben. Mit aller Kraft zog sie, aber das nasse Seil war stärker. Stück für Stück musste Adina nachgeben.
Balthasar zog sich am Halteseil mit aller Kraft in Richtung Fähre voran. Er sah nicht, dass Adina mit dem langen Seil die größten Probleme hatte.
Adina fluchte laut über ihre Dummheit, das Seil nicht irgendwo angebunden zu haben. Nun hatte sie keine Hand frei, um das Versäumte nachzuholen. Mit aller Kraft stemmte sie ihre Füße gegen die Zugrichtung des Seils, blind und taub für ihre Umgebung.
Als Adina plötzlich hinter sich eine Stimme hörte, hätte sie vor Schreck beinahe losgelassen. „Wenn wir Dir mit irgendetwas helfen können, Adina, dann sag's ruhig.“ Ihr zur Seite sprangen zwei Sucher, ein noch recht junger Zauberer und ein Geselle. Gemeinsam hielten sie das Seil, sodass es nicht weiter abtreiben konnte.
„Schnell, Adina, mach das Seilende am Baum dort drüben fest“, dirigierte Othmar, der Zauberer. Er hatte mit einem Blick die Situation erfasst und ganz selbstverständlich das Kommando übernommen. Adina rannte los, schlug das Seilende um den Baum und machte einen festen Knoten.
„Fertig!“, rief sie zu Othmar hinüber.
„Danke! Jetzt such Dir einen trockenen Platz und ruh Dich aus. Ich schaffe den Rest sehr gut mit Nahir allein.“
Froh, dass ihren brennenden Händen eine Pause gegönnt wurde, suchte Adina sich einen Platz, von dem aus sie das ganze Geschehen überblicken konnte. Das – zugegebenermaßen recht löchrige – Dach eines alten Nebengebäudes hatte die Feuersbrunst schadlos überstanden, durch die das Fährhaus vernichtet worden war. Die Plünderer hatten es offensichtlich nicht für notwendig erachtet, auch an diesem alten Gemäuer Feuer zu legen. Adina setzte sich unter den Türsturz und lehnte sich erschöpft an.
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Kaum hatte sie ihre wunden Hände vorsichtig abgetrocknet, da wurde sie schon wieder gerufen:
Adina!
Adinas Kopf ruckte hoch. Das war doch Amina gewesen!
Adina!
Sie sprang auf und blickte suchend umher. Nichts.
Adina!
Aber das gab's doch gar nicht! Sie hörte sie doch deutlich! „Amina? Bist Du's? Wo steckst Du?“
Ja, ich bin's. Du kannst mich nicht sehen, ich bin in Filitosa. Ich habe mit dem
Zweiten Gesicht
zu Dir Kontakt aufgenommen.
Adina setzte sich verblüfft wieder in den Türrahmen.
Mit dem
Zweiten Gesicht
?
Ja. Wo bist Du?
An der Fähre, die über den Uder geht. Othmar und Nahir sind gerade zu mir gestoßen, wir versuchen zusammen mit einem reisenden Gesellen, die Fähre zu bergen. Sie treibt mitten im Fluss.
Dann hast Du keine Zeit?
Doch, doch, ich ruhe mich gerade ein wenig aus, die beiden kamen in letzter Sekunde dazu, fast hätte ich das Seil nicht mehr halten können.
Warum sind die beiden bei Dir?
Ich nehme an, es war für sie die einzige Möglichkeit, um über den Fluss zu kommen. Alle Furten sind überschwemmt.
Wo ist denn der Fährmann?
Da erzählte Adina in aller Kürze die Geschichte von den
Horden
, der Plünderung und Verschleppung in Serding, dem Überfall auf das Fährhaus. Zwischendurch wurde das Bild, das sie von Amina vor Augen hatte, immer wieder undeutlich, aber es riss nie ab.
Amina hakte hier und da bei ihren Erklärungen genau nach. Adina vermutete, dass sie einen Auftrag von Korbinian hatte.
Als Adina mit ihrer Erzählung fertig war, stellte Amina eine letzte Frage:
Hast Du schon jemanden gefunden?
Nein, leider. Nicht einmal ein Kleinkind.
Adina, ich muss mich jetzt zurückziehen. Es ist anstrengend, weißt Du. Aber ich melde mich bald wieder! Pass auf Dich auf!
Dann war das Bild von Amina aus dem Kopf ihrer Schwester verschwunden.
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Amina sackte erschöpft im Stuhl zurück. Linnea war sofort bei ihr. „Alles in Ordnung?“
„Ja, schon gut. Ich bin nur erschöpft. Kann ich bitte etwas zu trinken haben?“
„Natürlich, Kind. Hier. Das bringt Dich schnell wieder auf die Beine.“ Linnea hielt ihr ein großes Glas mit der rötlichen Mischung hin. Amina trank durstig.
„Ruh Dich noch ein bisschen aus. Wenn Du so weit bist, findest Du Korbinian und mich vor dem Haus auf der Bank.“ Sie gab Korbinian mit den Augen einen Wink. Dieser nickte und stand auf. Gemeinsam gingen sie hinaus und unterhielten sich leise über das, was sie beide eben gesehen, aber vorher nie für möglich gehalten hatten.
Nach einer halben Stunde kam Amina hinaus. Sie
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