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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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Möbel herumstehen … “
    Farres stieß ihm lachend in die Rippen.
    „Autsch! Immer sachte. Da hat mich wohl irgendjemand getreten. Meine ganze Seite ist bis heute empfindlich.“
    „Ach, Raj, es tut mir leid, was du alles erdulden musstest.“
    „Ja, inzwischen weiß ich das.“
    „Wenn wir uns in friedlichen Zeiten begegnet wären, hätten wir vielleicht Freunde werden können“, sagte Farres leise.
    „Hmhm, vielleicht.“ Raj warf seinem Gefährten einen scheuen Seitenblick zu. Farres hatte nicht die teuflische Schönheit seines Bruders, aber er war mit seinem rotbraunen, widerspenstigen Haar und den wahnsinnig grünen Augen eine sehr attraktive Erscheinung. Der verkrüppelte Fuß fiel da gar nichts ins Gewicht. Lag es an Farres‘ sinnlicher Ausstrahlung, dass es ihm in der Seele schmerzte, wenn er den jungen Wolf mühselig humpeln sah? Raj zog seinen Mantel fester um sich.
    „Wir sollten jetzt schlafen und uns erholen, solange Nacht und Nebel uns verbergen.“
    Raj nickte langsam und verfolgte, wie sich Farres unter der Birke ausstreckte. Warum verwandelte er sich nicht wieder? In seiner Wolfsgestalt hatte er es doch weit bequemer. Raj verzichtete auf ein Schulterzucken, das nur neue Schmerzen verursacht hätte, und legte sich neben dem Wolf nieder. Er drehte sich auf die linke Seite, die rechte wollte nicht einmal berührt werden. Nach kurzem Überlegen rutschte er näher an Farres heran. Hier war es wärmer. Und er fühlte sich nicht so allein. Völlig unerwartet zog Farres ihn in seine Arme.
    „Gute Nacht, Raj“, murmelte er mit warmem Atemhauch an seinem Ohr.
    „Gut… gute Nacht“, stotterte er verwirrt zurück. Er schloss die Augen und ehe er einschlief, schoss es ihm durch den Kopf:
    Geborgenheit! Farres vermittelt mir ein Gefühl der Geborgenheit. Und das tat ungemein gut.
     
    ~*~
     
    Zusammengerollt lag er zwischen hohen, hartstängeligen Grasbüscheln und hatte seine Schnauze unter seiner buschigen Rute geschoben. Die lange Suche nach den Vermissten hatte ihn ebenfalls angestrengt und er war froh, jetzt etwas ausruhen zu können. Doch bereits in den frühen Morgenstunden würde er erneut unterwegs sein und seine Beute jagen. Würde Farres überrascht sein ihn zu sehen? Überrascht würde er auf jeden Fall sein, wenn sich seine Reißzähne in Farres‘ Kehle bohrten und das Blut dieses Jungwolfes warm und reichlich über seine Zunge ergoss. Unwillkürlich leckte er sich über die Lefzen. Nach dem Tod dieses Welpen konnte er sich in aller Ruhe Farouche widmen, der vor Trauer um seinen geliebten Bruder taub und blind werden würde. Dann regierte ein stolzer, starker und kluger Wolf die Canisfeste. Und bald darauf würde ihm auch Zwanzig Türme gehören. Vielleicht sollte er das Hühnchen leben lassen und als Druckmittel gegenüber Rajadas gebrauchen? Ja, das war eine gute Idee. Es würde schon etwas für ihn dabei herausspringen. Zunächst hieß es erst einmal die Nacht abzuwarten. Mit diesem Gedanken schloss der einsame Wolf seine Augen.
     

13.
     
    Farres erwachte von etwas, das seine Nase kitzelte. Noch bevor er erschrecken konnte, wusste er, was es war: Einige Haarsträhnen des an ihn gekuschelten Mannes lagen über seinem Gesicht. Er pustete und schüttelte leicht den Kopf, bis er sich befreit hatte. Raj schlief friedlich, worüber Farres froh war. Zum einen, weil er dadurch heilen konnte, zum anderen weil es kein Anzeichen für Albträume gab. Ein Wunder bei dem Horror der letzten Tage, er konnte es nicht oft genug wiederholen. Woher das Vertrauen kam, das sein Rabe ihm schenkte, war ihm ein Rätsel, doch er war dankbar dafür. Bei allem, was er dem jungen Mann angetan hatte …
    Zärtlich hauchte er einen Kuss auf Rajs Stirn, zog den wunderbar warmen Körper ein wenig dichter an sich heran und versuchte wieder einzuschlafen.
    Irgendetwas fehlte, wurde ihm am Rande seines schläfrigen Geistes bewusst. Gefahr spürte er nicht. Der Nebel, der alle Geräusche und Gerüche dämpfte, war es auch nicht. Farres war fast weggedämmert, als es ihm aufging: Der ununterbrochene pochende Schmerz in seinem Fuß war so gut wie verschwunden. Zuerst packte ihn nackte Angst – war es jetzt soweit? Starb das Gewebe ab? Es würde ihm das Blut vergiften und ihn umbringen!
    Doch als er seinen Fuß bewegte, gab es keine Probleme und das übliche Ziehen und Spannen setzte ein, lediglich deutlich schwächer als sonst. Farres schnupperte. Da war der bekannte Geruch von Eiter und Entzündung, ebenfalls

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