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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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er nicht. Im Gegenteil, sein wohlgeformter halbnackter Körper war ein wunderbarer Anblick. Wie sollte er ihn am Fliegen hindern, ohne ihm weitere Schmerzen zuzufügen? Überall trug Raj die Blutergüsse, die er sich bei der Gefangennahme zugezogen hatte, er litt bereits genug.
    Schließlich band er ihm die Hände vor der Brust zusammen, ohne übertriebene Härte, und schlang ihm ein schmales Lederband derart um die Finger, dass Raj seine Daumen nicht mehr bewegen konnte. Das würde den jungen Mann an jeglichen Aktionen hindern, da er nun heftig zappeln müsste, wenn er versuchte, auf die Beine zu kommen und verwandeln war unmöglich.
    „Schlaf, wenn du kannst. In Farouches Verliesen wird es dir nicht allzu gut ergehen.“
    Raj gab keine Antwort. Für einen langen Moment duellierten sie sich mit Blicken, ein Kampf, den Farres mühelos gewann. Rajs Lider schlossen sich, der junge Mann war am Ende seiner Kraft.
    Farres nahm Wolfsgestalt an, rollte sich nah beim Gefangenen zusammen und überließ sich dem Schlaf eines Raubtieres – stets bereit, sofort aufzuspringen und zu kämpfen, wenn es sein musste.
     
    Raj tat kein Auge zu. Dieser verkrüppelte Wolf verwirrte ihn. Erst schrie er lauthals nach seinem Tod und dann verzichtete er sogar darauf, ihm die zum Fliegen benötigten Muskeln zu durchtrennen. Zitternd stieß er den Atem aus. Er hatte solch eine Angst verspürt. Aber der Albtraum war noch nicht zu Ende, wie ihm bewusst war. Vorsichtig, um den Schlafenden nicht zu wecken, hob er die Hände an und begann wie eine Ratte an seinen Fesseln zu nagen. Das Leder war von dem Regen aufgequollen. Wenn es trocknete, würde es sich ihm schmerzhaft ins Fleisch schneiden. Soweit wollte er es allerdings nicht kommen lassen. Beharrlich kaute er eine Ewigkeit weiter an den Bändern herum. Endlich riss der erste Riemen und er zwang sich zur Geduld, um sich vollends zu befreien. Dann rückte er Fingerbreit um Fingerbreit von dem schlummernden Wolfswandler ab, ehe er langsam davonkroch.
    Ich schaffe es , redete er sich Mut zu. Ich schaffe es. Sobald meine Arme nicht mehr krampfen, können sie mir nichts mehr anhaben.
    Er warf einen raschen Blick zurück und schluckte trocken. Das Rudel hatte sich beinahe ausnahmslos in Wolfsgestalt zusammengerollt und die Nasen unter den buschigen Ruten gesteckt. Sollten sie sich doch selbst in die Ärsche kriechen, er wollte nur fort. Nachdem er sich etwas von seinem merkwürdigen Wächter entfernt hatte, richtete er sich auf und lief am steinigen Ufer der Nande entlang.
    Verwandel dich , forderte er sich auf und bemühte sich die dafür erforderliche Konzentration aufzubringen. Hinter ihm ertönte ein langgezogenes Heulen und brachte ihn aus dem Tritt. Vorbei war es mit der Konzentration.
    Ohne sich umzusehen begann Raj um sein Leben zu rennen. An einem Felsbrocken schlug er sich ein Knie auf, stolperte, rutschte aus und zog sich weitere Schrammen zu. Federn begannen auf seinem Körper zu sprießen, schon breitete er die schmerzenden Arme aus und spürte den Triumph einer gelungenen Flucht in sich aufsteigen, da knallte ihm ein enormes Gewicht in den Rücken und warf ihn um. Fänge schnappten nach seinem Gesicht und er ruckte so heftig mit dem Kopf zurück, dass er wuchtig gegen den steinigen Boden schlug. In seinem Schädel explodierten tausende Sterne und für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen.
    „Wolltest du abhauen, Hühnchen?“, brüllte ihn jemand wütend an. Er wurde von einigen Wölfen gepackt und während er noch gegen die Benommenheit ankämpfte, zerrten ihn seine Angreifer ins Wasser. Der Sog riss ihn beinahe von den Füßen, obwohl die Nande ihm an dieser Stelle gerade einmal bis an die Schenkel reichte. Aber es war immerhin tief genug, um grob untergetaucht zu werden. Der Fluss war eisig, das kalte Wasser drang ihm in Nase und Mund. Wild begann er mit Armen und Beinen um sich zu schlagen, was zur Folge hatte, dass man ihm am Haar in die Höhe zerrte. Hustend und spuckend rang er nach Luft.
    „…lass … mir … Farou… Ich werde …“
    Einzelne Satzfetzen drangen durch das Rauschen in seinen Ohren, bevor er erneut unter Wasser gedrückt wurde. Ein schmerzender Ring legte sich um seine Brust, presste sich immer weiter zusammen. Panisch zappelte er in dem unnachgiebigen Griff, sicher, dass er nun ertrinken würde. Und wieder wurde er in die Höhe gezogen. Wasser rann aus seinen halblangen Haaren. Er atmete hastig ein, hustete erneut … Ein Blitz spaltete den Himmel in

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