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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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verstand es doch selbst nicht!
    „Ach Kleiner …“ Randyn zog ihn zu sich heran und streichelte sacht über seinen Kopf, während Raj fast an den ungeweinten Tränen erstickte. Fünf Jahre härtestes Training in Beherrschung schienen mit einem Schlag wertlos geworden zu sein.
    „Was ist das für eine Liebe, wenn du sein Besitz bist? Du gehörst ihm, nicht dir selbst, das hat nichts mit Liebe zu tun. Willst du wirklich sein Sklave sein?“, fragte Rynalph, der ihm tröstend über den Rücken strich. Warum musste alles so kompliziert sein?
    „Ja, er gehört mir!“ Sie schraken beim Klang der tiefen Stimme zusammen. Farres schritt auf sie zu. Er hatte Blut in den Haaren und einige heftige Schmarren am ganzen Leib, schien aber nicht weiter verletzt zu sein. Mehr noch: Sein Humpeln war fast unsichtbar geworden. Raj war so erleichtert, ihn zu sehen, dass er sofort zu ihm eilen wollte.
    Wie ein Mann schoben sich alle vier Brüder zugleich schützend vor ihn und ignorierten Rajs wütendes Gezappel. Warum ließen sie ihn denn nicht durch? Glaubten sie, der Wolf würde ihm irgendetwas zuleide tun? Narrenprinzen, allesamt!
    Farres blieb kaum zwei Schritt entfernt vor ihnen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf stolz erhoben. Jeder Zoll an ihm strahlte Kraft und Majestät aus. Am liebsten hätte Raj ihn angesprungen und geküsst, bis diese verdammte Welt untergegangen war.
    „Er gehört mir“, wiederholte Farres leise. Nicht drohend, sondern als schlichte Tatsache. Die Sonne ging im Osten auf, Wasser war nass, Feuer war heiß, und Raj gehörte Farres. So einfach war das eben.
    „Und ich, ich gehöre ihm. Mit Haut und Haaren und allem, was es sonst noch gibt. Genau deshalb ist er frei. Wäre es euch Raben gegeben, auf ähnliche Weise ein Lebewesen in Besitz zu nehmen wie ein Wolf es kann, würde ich mich ihm mit Freuden unterwerfen.“
    Raj wurde es mittlerweile zu dumm. Er verwandelte sich unbemerkt in einen Raben, breitete sehr, sehr vorsichtig seine Flügel aus – oh, das war überhaupt nicht angenehm, seine verletzten Muskeln fragten ihn sehr wütend nach dem Verstand – flatterte in die Höhe und entkam auf diese Weise seiner Brüderschar. Zwar torkelte er mehr auf Farres’ Schulter zu, als das er tatsächlich flog, doch das war ihm gerade vollkommen egal. Er konnte wieder fliegen!
    Alle, Farres eingeschlossen, starrten ihn verdutzt an.
    Randyn war der Erste, der seine aggressive Haltung aufgab.
    „Das war die mit Abstand schönste Liebeserklärung, die ich je gehört habe“, murmelte er. Er wirkte aufgewühlt und wenig glücklich.
    „Und glaub mal, Wölfchen, unser Vater ist der Erfinder der tränenrührenden Liebeserklärungen“, fügte Rayskel hinzu.
    „Oh ja, wisst ihr noch, als er Mutter mit dieser Sonate auf ihre … Au!“ Risser verpasste Rynalph eine schwungvolle Kopfnuss, die ihn zum Schweigen brachte. Raj verwandelte sich sofort zurück, nur um sich vor Lachen schütteln zu können, was ihm als Rabe verwehrt geblieben wäre. Es war wohl tatsächlich unangebracht, diese Sonate auf das Dekolleté ihrer Mutter öffentlich zu erwähnen.
    Nach einigen letzten misstrauischen Blicken setzten sie sich schließlich alle gemeinsam auf dem Boden nieder. Raj lehnte dabei an Farres’ Brust und ließ sich gerne von seinem Wolf umarmen. Hier gehörte er hin. Es fühlte sich richtig an.
    „Hast du den Kerl eigentlich erwischt, der dich angegriffen hat?“, fragte Ryskal bedächtig.
    „Nein.“ Farres grollte dieses Wort voller Wut und Hass.
    „Wer war es?“ Raj wandte den Kopf, um seinen Gefährten ansehen zu können.
    „Ephrim. Der Dritte in unserer Rudelhierarchie.“
    „Und warum hat er das getan?“
    „Ich weiß es nicht.“ Der Schock über diesen Verrat war deutlich in Farres’ Gesicht abzulesen. „Ephrim war stets ein Vertrauter für mich. Nach Vaters Tod …“ Mit geballten Fäusten und schwankender Stimme kämpfte sein Wolf tapfer gegen die Emotionen, die in ihm wüteten.
    „Er war voller Hass, als er mich angegriffen hat. Hass auf euch Raben und noch viel mehr auf mich.“
    „Könnte es sein … Glaubst du, dass womöglich er die Wolfsfallen aufgestellt hatte?“, fragte Randyn leise. Raj rechnete damit, dass Farres bei der bloßen Andeutung hochgehen würde, stattdessen schüttelte der wieder ratlos den Kopf und flüsterte: „Ich weiß es nicht.“
    Eine Weile saßen sie schweigend beieinander, dann gab Ryskal sich einen Ruck und fragte:
    „Wie geht es jetzt

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