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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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Wenn nicht sein verdammter Vater, dieser Schwächling, auf die Würde verzichtet hätte, um Eikron den Vortritt zu lassen, seinem kleinen Bruder, dieser nichtswürdigen Made! Ephrim war zu jung gewesen, um protestieren zu dürfen, doch er hatte schon damals vorausgesehen, dass Eikron eine blutige Schreckensherrschaft beginnen würde, und hatte er nicht recht behalten? Nach dem Tod seiner Gefährtin war Eikron dem Wahnsinn verfallen und hatte blindwütig jeden abgeschlachtet, der ihm Widerstand bot. Ephrim hatte lange gebraucht, um Farouche zum Vatermord anzustiften. Hätte er geahnt, dass der liebenswerte kleine Junge sich danach zum ebenso größenwahnsinnigen Monster entwickeln würde …
    Warum wollte denn niemand verstehen, dass er, Ephrim, der wahre König der Canisfeste war?
     

16.
     
    „Du bist also wieder zurück. Und noch dazu mit dieser überraschenden Bitte und mehreren Begleitern. Dabei hast du erst vor einigen Wochen diese Hallen der Weisheit verlassen.“ Die Stimme des Altehrwürdigen klang wie raschelndes Papier und passte hervorragend zur Hohen Akademie. Wie immer sprach der Altehrwürdige nur im Flüsterton. Hinter dem Alten stand der traditionell auserwählte Student und grinste Raj an. Hatte es dieser Schleimer tatsächlich bis zu diesem Posten gebracht! Raj fasste es nicht.
    Nachdem sie die Hohe Akademie erreicht hatten, durften sie ihr Anliegen einem auserlesenen Studenten mitteilen und dieser gab ihr Ersuchen anschließend an den Altehrwürdigen weiter, während sie stundenlang auf einer harten Holzbank saßen, bis eine Entscheidung getroffen wurde. Randyn war zu Rajs insgeheimer Belustigung angesichts dieses imposanten Bauwerkes mit seinen himmelhohen Hallen und weitläufigen Sälen sowie der erdrückenden Stille und Erhabenheit ziemlich kleinlaut geworden. Dass sich Farres das Fell sträubte, war offenkundig, obwohl er seine Menschengestalt innehatte. Und sogar Rynalph, Rayskel und Risser stellten ihre halblaute Unterhaltung schnell ein. Die Hohe Akademie hatte auf neue Besucher diese einschüchternde Wirkung, wie Raj aus Erfahrung wusste. Aber selbst er konnte ein Staunen nicht unterdrücken, als der Altehrwürdige in seinem mitternachtsschwarzem Mantel und dem langen weißen Haar persönlich vor ihnen erschien, um seine Entscheidung über ihren Aufenthalt kund zu tun. Hastig sprang Raj auf und verbeugte sich.
    „Meine Brüder und der Kronprinz der Canisfeste sind meine Begleiter, Altehrwürdiger. Wir tragen die Hoffnung in uns, in der Bibliothek eine Karte zu finden, die den Krieg zwischen unseren Familien zum Ruhen bringt. Wenn Ihr uns erlauben würdet …“
    „Soweit ich mich erinnere, bist du kein großer Freund von Studien gewesen, Raj Rajadassohn. Gab es in den fünf Jahren auch nur einen einzigen Tag ohne Ermahnungen, Tadel und Aufforderungen, an deinem Fleiß zu arbeiten?“
    Raj spürte, wie sich seine Wangen erhitzten. Sicherlich lief er gerade feuerrot an. Vor den Ohren seiner Gefährten derartig gescholten zu werden, war sehr blamabel.
    „Ich war nicht freiwillig hier“, entgegnete er mit einer Spur Trotz.
    „Ah“, wisperte der Altehrwürdige. „Andere hätten die Möglichkeit hier studieren zu dürfen als ein denkwürdiges Ereignis in ihrem Leben gefeiert. Und nun willst du freiwillig die Bibliothek einsehen? Aus welchem Grund sollte ich dir die Erlaubnis erteilen?“
    „Reicht es Euch nicht, dass Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden besteht?“, fragte Farres ungeduldig.
    „Der Krieg ist hier nicht von Bedeutung“, wurde er belehrt. „Die Hohe Akademie verhält sich neutral.“
    „Ich möchte etwas Gutes tun“, sagte Raj und der Altehrwürdige wandte sich wieder ihm zu. Schneeweiße Augenbrauen rutschten in die Höhe.
    „Ich möchte nicht, dass die letzten fünf Jahre vergeudete Zeit waren. Daher will ich mit meinem erlernten Wissen meiner Familie und meinem Schwarm beistehen.“
    Der Altehrwürdige nickte nachdenklich.
    „Kelter wird euch eure Unterkünfte zeigen. Essen könnt ihr im Speisesaal bei den Studenten. Verhaltet euch leise und zerstört nichts.“ Der Altehrwürdige drehte sich um und kehrte in sein Refugium zurück, ohne auf ein Wort des Dankes zu warten.
    Der Student namens Kelter stand mit einem abfälligen Gesicht da und starrte Raj ungehalten an.
    „Also bist du wieder da, du Zwerg.“
    Risser trat vor und legte Raj lässig einen Arm um die Schultern. „Möchtest du uns deinen Freund nicht vorstellen?“
    „Freund?“, meldete sich

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