Der 7. Rabe (German Edition)
und du blutest an zahlreichen anderen Stellen. Ich will nicht, dass du noch die Tollwut bekommst. Anders kann ich mir das Verhalten dieses verrückten alten Wolfes nicht erklären.“ Sein wunderbarer Dickkopf zerrte solange an seinem Arm, bis er sich hinsetzte und zuließ, dass Rynalph und Raj seine Verletzungen verbanden. Er fühlte sich an Seele und Körper gleichermaßen matt und erschöpft. Was zu viel war, war zu viel. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen. Wie sollte er je wieder Vertrauen zu einem Rudelmitglied fassen? Wie sollte er ihnen erklären, weshalb Ephrim sterben musste? Und wieso Farouche nicht länger Leitwolf sein durfte? War er ebenfalls ein siebter Sohn, dass er Unglück mit sich brachte? Farres sackte in sich zusammen. Er wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr!
~*~
Sie stellten einen traurigen Haufen dar, als sie das Nest der Schlangenwandler mit dem verletzten Wolf in ihrer Mitte erreichten. Nantir stand vor dem Eingang zum unterirdischen Schlupfloch und schaute ihnen entgegen. Angesichts Farres‘ Zustand schüttelte er bloß den Kopf.
„Wir brauchen erneut eure Hilfe“, sagte Raj, auf dessen linke Schulter sich sein Liebster stützte.
„Das ist nicht zu übersehen“, brummte Nantir und bedeutete ihnen mit einer Geste einzutreten. Rajs Brüder wirkten etwas nervös, als sie sich unter die Erde begaben, besonders Rayskel schien die Enge und die schmalen Tunnel Probleme zu bereiten. Eine Schlangenwandlerin nahm ihn bei der Hand und lächelte ihm ermutigend zu. Ungewohnt zaghaft erwiderte Rayskel das Lächeln, folgte nun aber ihren Gastgebern ohne zu zögern in die Tiefe. Raj unterdrückte ein Grinsen. Die Schlange war trotz des haarlosen Schädels und mit den seltsamen Mustern auf der Haut eine schlanke Schönheit, auf die sein romantisch veranlagter Bruder durchaus anspringen mochte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Farres zu, der erleichtert seufzte, als er sich endlich setzen konnte. Im Nu wimmelte es um sie herum von Schlangen, die sie mit einer Mahlzeit, warmen Decken und ihren heilenden Fähigkeiten umsorgten. Irgendwann sank Farres in Rajs Arme und schlief ein. Raj nahm es erleichtert hin. Sein Geliebter brauchte Ruhe, um sich von dem Schrecken erholen zu können und um neue Kräfte für die Auseinandersetzung mit Farouche zu sammeln.
In der Zeit, in der Farres schlief berichtete er Nantir und einigen anderen Schlangen, was sich seit ihrem letzten Aufenthalt getan hatte und dass sie gedachten, Farouche vom Thron zu stürzen, um einen dauerhaften Frieden zwischen Raben und Wölfe zu schließen.
„Ich habe einen Plan, wie wir Farouche besiegen können, ohne ihn zu töten. Aber dazu bräuchten wir von eurem Serum“, erklärte Raj.
„Und was genau wäre dein Plan?“
„An der Hohen Akademie habe ich entdeckt, dass ich die Wandlung anderer unterdrücken kann“, berichtete Raj.
„Es ist unheimlich und wir haben keine Ahnung, wie unser Küken das macht. Aber es funktioniert.“ Rynalph nickte, als bräuchten seine Worte eine Bestätigung.
„Also stimmt es doch, dass siebte Söhne besondere Fähigkeiten haben.“ Nantir strahlte über das ganze Gesicht.
„Wir hoffen nur, dass Raj seine Fähigkeit nicht gerade dann einsetzt, wenn sich einer von uns von einer Plattform der Zwanzig Türme stürzt“, brummte Risser. Raj seufzte.
„Wie immer denken meine Brüder nur das Beste von mir.“ Raj verdrehte die Augen. „Jedenfalls haben wir die halbe Nacht lang herumexperimentiert und geübt. Dabei kam mir die Idee, Farouche zu einem Hierarchiekampf herauszufordern. Und während ich ihn daran hindere, sich in einen Wolf zu verwandeln, könnte Farres ihn mit einem spitzen Gegenstand stechen, den wir vorher in euer Serum tauchen. Auf diese Weise ließe sich Farouche besiegen und unschädlich machen, ohne dass wir ihm Schaden zufügen müssen.“
„Das klingt nicht gerade ehrenhaft“, sagte Nantir.
„Ich weiß. Aber in einem Kampf Wolf gegen Wolf hat Farres keine Chance. Schon gar nicht, wenn er Farouche nicht töten oder ernsthaft verletzen will.“ „Farouche kämpft wie ein Wahnsinniger“, mischte sich da Rayskel ein. „Ich glaube, er spürt dabei keinerlei Schmerz oder Erschöpfung. Wenn Farres ihn herausfordert, wird er nur noch rot sehen und ihn umbringen wollen. Wozu ein Wolf in Raserei fähig ist, brauchen wir dir sicherlich nicht zu beschreiben.“
„Er ist der letzte aus meiner Familie“, murmelte es schlaftrunken aus Rajs Armen. „Und er
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