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Der 8. Februar (German Edition)

Der 8. Februar (German Edition)

Titel: Der 8. Februar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeron North
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Sowjets festgestellt hatten, dass sie keine Musik machte. Uns wurde klar, dass sie noch nie eine solche Maschine gesehen hatten.
       Irgendwie entspannte sich die Lage zu unserem Glück, vielleicht weil sie weiterziehen mussten. Jedenfalls waren die Zugochsen inzwischen angespannt, und wir verließen den Hof mit vier Planwagen über die gepflasterte Straße in Richtung Parchwitz. Einige Polen hatten auch ihre Sachen auf die Wagen geladen und gingen nebenher. Mama, Ursula und ich saßen auf einem luftbereiften Wagen, auf dem auch die Habe der Familie Michner untergebracht war. Papa und Ruth gingen zu Fuß, wobei Ruth noch ihr schönes Fahrrad schob, das ihr allerdings schon nach etwa zwei Kilometern von einem Russen abgenommen wurde. Schweren Herzens ließen wir Großmutter Pauline und Hans Krause zurück. Für meinen verzweifelten Papa musste es eine aussichtslose Herausforderung gewesen sein. Die Großmutter war nicht transportfähig und er musste seine Familie beschützen. Eine dramatische Situation.
       Mit unbeschreiblicher Wut und Resignation ging unsere Reise los. Auf dem Schäferberg schickte Papa Ruth zu uns auf den Wagen, weil viele Gefallene blutüberströmt im Schnee lagen. Sie waren verstreut, hatten keine Mäntel mehr und ihre nackten Füße konnte man auch von weitem noch sehen. Es war ein Bild des Schreckens, der Schnee war rotgefärbt vom Blut der Leichen. Diesen Anblick werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Entlang der ganzen Strecke lagen tote deutsche Soldaten in den Gräben. Ich sah nur die rechte Seite der Straße, weil die Kapuze meines neuen Schaffellschlafsacks den Blick auf die linke Seite versperrte. Ich bin mir aber sicher, dass es auf der anderen Seite genauso aussah. Wir drei Kinder hatten die Schaffellkombinationen mit eingefassten Schlitzen für die Hände und wir froren noch nicht. Die ganze Gruppe sollte eigentlich nach Osten ziehen, musste aber einen großen Bogen um das umkämpfte Breslau machen, und so ging es nordwärts Richtung Oder.
       Es ist derselbe Schäferberg, auf dem Friedrich der Große am Vorabend der Schlacht bei Leuthen die berühmte Rede an seine Offiziere gehalten hatte, nachdem bekannt geworden war, dass der Feind mit großer Übermacht entgegenkam.
    Sie fand am 5. Dezember 1757 während des Siebenjährigen Krieges statt. In ihr standen sich der preußische König Friedrich II. und das österreichische Heer unter Führung des Prinzen Karl Alexander von Lothringen gegenüber. Friedrichs Feldzugsplan sah vor, den Hauptgegner Österreich in Böhmen schnell zu schlagen, bevor Frankreich und Russland zu Hilfe kommen konnten. Hier die Rede:
       „Sie wissen, meine Herren, dass es dem Herzog von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz (Swidnica) zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen und sich Breslaus zu bemächtigen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu tun. Ein Teil von Schlesien und die Hauptstadt der Provinz mit allen Kriegsvorräten sind dadurch verlorengegangen. Meine Widerwärtigkeiten wären aufs höchste gestiegen, setzte ich nicht unbegrenztes Vertrauen in Ihren Mut, Ihre Standhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten bewiesen haben. Es ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle mir daher, Sie werden es auch jetzt nicht an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fordern berechtigt ist. Ich würde glauben, nichts getan zu haben, ließe ich die Österreicher im Besitz von Schlesien. Lassen Sie es sich also gesagt sein: Ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde! Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde noch von der Stärke ihrer auserwählten Stellung. Alles dies, so hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren! Wir müssen den Feind schlagen oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Bitte, machen Sie diesen meinen Entschluss allen Offizieren und Soldaten der Armee bekannt und schärfen Sie jedermann ein, dass ich mich für berechtigt halte, unbedingten Gehorsam zu fordern. Wenn Sie übrigens bedenken, dass Sie Preußen sind, werden Sie sich gewiss dieses Vorzugs nicht unwürdig machen wollen. Sollte aber einer

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