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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gerade einen Anruf aus Los Angeles bekommen… «
    Er kam nicht weiter, denn John Redway stand unter vereinzeltem Applaus, der mehr wie eine freundliche Aufforderung klang, auf und begann den Text, den er vorbereitet hatte, vorzutragen. Er sprach ungefähr zwanzig Minuten lang darüber, dass der Reizaustausch von Nervenzellen im Gehirn nicht mit den Schaltvorgängen in einem Computer vergleichbar ist, da die Existenz quantenmechanischer Vorgänge, so seine Theorie, das Gehirn zu etwas befähigte, was nicht in einem Computer simuliert werden konnte.
    Ted war einer der Ersten, der die ganze Theorie hinterfragte. »Ich möchte nur eine Sache hier ganz deutlich feststellen, John«, begann er. »Alles, was Sie hier vorgetragen haben, beruht zu gleichen Teilen auf Vermutung und Beobachtung, richtig?«
    Redway, ein untersetzter Mann mit dichtem Haarschopf, der eher wie ein englischer Bauer denn wie ein Mathematiker aussah, stimmte dem widerstrebend zu.
    »Also vertreten Sie die Ansicht«, sprach Ted weiter, »aus Gründen, die im Wesentlichen emotionaler Natur sind, weil Ihnen die Vorstellung eines künstlichen Bewusstseins nicht gefällt, dass ein Bewusstsein sich nur in einem menschlichen Gehirn entwickeln kann.«
    »Ich ziehe die Bezeichnung biologisches Gehirn vor«, gab Redway mürrisch zurück, »und meine Gründe dafür sind, dass bis heute noch nichts anderes es geschafft hat, seine Fähigkeiten auch nur annähernd zu kopieren.«
    Tessa fragte sich, wie bald sie den Mut haben würde ihr eigenes Computerprogramm den Leuten hier im Saal vorzustellen. Die Vorschriften ihres Instituts ließen es nicht zu, dass sie ihre Forschungsergebnisse ohne Erlaubnis öffentlich machte.
    Das war eigentlich keine große Sache, aber etwas hatte sie bis jetzt noch davor zurückgehalten. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie noch mehr Zeit brauchte um sicherzugehen, das entdeckt zu haben, was sie meinte entdeckt zu haben. Darüber hinaus wollte sie sich die Schmach ersparen ein paar wüste Behauptungen aufzustellen, die einer genauen Prüfung nicht standhielten; die Erinnerung an das Debakel mit der kalten Kernverschmelzung in den Achtzigerjahren war ihr Warnung genug.
    »Der Punkt ist doch«, sagte ein anderer zu Redway und griff Teds Argumentationskette auf, »dass die Unschärfe in der Bestimmung von Quantenbewegungen diese der Beobachtung entzieht und es nur ein leichter Weg ist, etwas, das wir verstehen können, zum Beispiel einen Algorithmus, durch etwas zu ersetzen, was man nicht verstehen kann. Anders ausgedrückt, es handelt sich hier doch nur um eine weitere unberechtigte Mystifikation.«
    »Ich würde die Anprangerung der Fehler in der Theorie, dass die Erde eine Scheibe ist, nicht eine unberechtigte Mystifikation nennen und deshalb verstehe ich auch nicht, wie Sie diesen Begriff auf das anwenden, was ich hier vorgetragen habe.«
    Tessa lächelte über die Schärfe in Redways Antwort. Es würde ihr Spaß machen, ihn mit ihren Forschungsergebnissen zu konfrontieren. Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit genau das zu tun ohne selbst schon in die öffentliche Auseinandersetzung einzugreifen.
    »Gut, damit steht Wissenschaft gegen den Aberglauben, wogegen man nichts sagen kann.« Damit griff Ted wieder in die Auseinandersetzung ein, wobei er mit einem Finger in der Luft herumfuchtelte, als ob er einen Schwertkampf gegen einen unsichtbaren Gegner austrüge. »Aber in diesem Fall benutzen Sie den Aberglauben um das Bewusstsein gegen die Angriffe der Wissenschaft zu schützen. Sie klammern sich um jeden Preis an ihre obskuren Theorien.«
    Und so ging es weiter. Tessa hielt sich heraus, obwohl sie ein- oder zweimal kurz davor war, etwas zu sagen. Aber sie wusste, wenn sie ihren Mund aufmachte, würde sie über das Programm sprechen, und das war noch zu früh.
    »Dieser Redway gehört in ein Kloster, nicht an eine Universität«, grollte Ted in Tessas Ohr, als sie den Saal verließen.
    »Es gab mal eine Zeit, da war dies gleichbedeutend«, entgegnete sie.
    »Nicht in meinem Land«, gab er zurück. »Wo wir gerade davon sprechen, ich habe dir doch erzählt, dass ich einen Anruf aus Los Angeles erhalten habe. Wegen dir.«
    »Wieso wegen mir?« Sie schaute ihn erstaunt an.
    »Nicht direkt wegen dir persönlich, aber wegen eurem Computer in Oxford.«
    Zu ihrer Überraschung durchzuckte Tessa ein Gefühl der Angst. Wer in Kalifornien konnte etwas über Attila wissen?
    »Ein Freund von mir sitzt am Caltech«, erklärte Ted, »und er ist einem

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