Der 8. Tag
Hacker auf der Spur. Ich habe keine Ahnung, was der Kerl getan hat oder vorhat zu tun. Josh, so heißt mein Freund, Josh Kelly, sagte, dass sie jemanden über das Internet nach Oxford verfolgt haben und sie müssen herauskriegen, wo er oder sie oder was auch immer herkommt; du weißt ja, ich bin nicht sexistisch. Sie möchten von dir nur, dass du ein kleines Programm eingibst, das ihn verfolgt, wenn er das nächste Mal durch den Computer geht. Machst du das?«
Er reichte ihr ein Blatt Papier. Sie warf einen Blick darauf und sah eine Adresse im Internet, von der sie das Programm herunterladen konnte. Zwischen den Menschen in ihrer Welt war das nicht mehr als eine Routine und eine Bitte, die man nicht ablehnen konnte. Doch was dahinter stand, beunruhigte sie.
»Ted, niemand kommt in meinen Computer hinein. Er ist nicht vernetzt. Deinem Freund muss ein Fehler unterlaufen sein.«
Ted bemerkte die Besorgnis in ihrem Gesicht und fragte nach. »He, was hast du in deinem Computer. Etwas, von dem ich nichts weiß?«
»Ja. Darin befinden sich meine Forschungsergebnisse und sobald die Zeit gekommen ist, erzähle ich dir davon.«
»Entschuuuldigung«, beschwerte er sich und streckte seine Hände wie bei einem Überfall in die Höhe. »Ich kann warten, wirklich.«
Tessa errötete und schämte sich für ihre abweisende Haltung. »Tut mir Leid, Ted. Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur… Es befindet sich ein Programm darin, dass… ich weiß nicht, ich will nur ausschließen, dass es sich woandershin kopiert.«
»Sich selbst woandershin kopieren?« Ted war jetzt wirklich interessiert.
»Ich erzähle dir alles, in Ordnung? Aber nicht jetzt.«
»Wenn du meinst. Ich kann nur weitergeben, was man mir gesagt hat.«
»Was genau hat man dir gesagt?«
»Sie sind einer ganzen Gruppe von Verdächtigen auf der Spur und das ist nur einer von ihnen. Sie haben da einen Hakker, der durch das gesamte Netz stromert und seine Spuren verwischt, indem er an Knotenpunkten auf der ganzen Welt einsteigt. Wir versuchen herauszufinden, wo er herkommt.«
»Gut, gut.« Sie zwang sich ruhig zu bleiben. »Niemand außer mir kommt in den Computer.«
»Also gibt es einen Weg.«
»Natürlich gibt es einen Weg. Ich habe eine Leitung zu meinem PC, doch die benutze ausschließlich ich. Und mein PC
ist nicht vernetzt, also gibt es niemanden, der davon wissen kann.«
»Es muss noch jemand außer dir die Telefonnummer kennen.«
»Nein.«
Ted verzog eine Augenbraue und den Mundwinkel gleichzeitig. Beide waren mit der gleichen Beweglichkeit ausgestattet wie der Rest seines Körpers. »Die Telefongesellschaft muss die Nummer haben.«
Tessa sagte nichts. Natürlich hatte die Telefongesellschaft die Nummer. Die Universitätsverwaltung müsste die Nummer auch haben… und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
»Warte mal«, begann sie, »du sprichst nicht von Attila, sondern vom Universitätscomputer. Der steht weit offen. Da laufen dauernd irgendwelche Sachen durch. Und natürlich…
mein Gott!«
»Was?«
»Mein Gott!«
»Tessa, hörst du bitte damit auf, religiös zu werden wie Redway, und sagst mir, was dir Sorgen macht?«
»Die Nummer meines Modems muss bei der Telefongesellschaft irgendwo verzeichnet sein. Und natürlich befindet sie sich auch irgendwo in den Unterlagen der Universität. Ich meine, die Telefonrechnung wird von ihnen bezahlt, also haben sie auch irgendwo die Nummer.«
»In Ordnung, das war’s.«
»Der Hacker, von dem du sprichst, ist offensichtlich in den Universitätscomputer gegangen, nicht in Attila im Institut. Ich meine, wenn er in Attila hineingeht, dann kommt er nicht von da wieder ins Netz. Er kann sich umsehen, aber nicht mehr.«
»Und weiter?«
»In Ordnung, stell dir also vor, du bist der Hacker und befindest dich im Universitätscomputer, was keine große Sache ist. Während du drin bist und bevor du weitergehst, siehst du dich um, klar?«
»So läuft das.«
»Und wenn du auf den Hinweis ›Modemnummer für Attila, netzunabhängig‹ stößt, wirst du neugierig und wirfst einen Blick hinein, richtig?«
»Nicht unwahrscheinlich.«
»So gut wie sicher. Genauso wird es gewesen sein. Daran habe ich bis jetzt nie gedacht.«
»Tessa, willst du mir jetzt nicht sagen, was es damit auf sich hat?«
»Nein.« Sie hatte schon auf dem Absatz kehrtgemacht und eilte zur Tür.
»Was hast du vor?«
»Ich muss telefonieren.«
17
ALS SIE UNGEDULDIG auf den Fahrstuhl wartete, konnte Tessa nicht anders als
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