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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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neoklassizistischen Fassade des Ashmolean Museums ab.
    Während der Fahrer Tims Tasche aus dem Kofferraum holte, schüttelten sich die beiden Männer die Hände und kamen überein in Kürze Kontakt aufzunehmen. Der Amerikaner dankte dem Major für die Fahrt und als der Wagen dann im mittäglichen Verkehr verschwand, stieg er die zwei, drei Stufen hoch und verschwand in der hübschen viktorianischen Hotelhalle.
    Nachdem er sich in seinem Zimmer eingerichtet hatte, verspürte er Lust auf ein Bad in der recht großen Badewanne, doch das würde ihn nur schläfrig machen und damit wäre der halbe Nachmittag verschwendet. Stattdessen nahm er eine Dusche und bestellte beim Zimmerservice ein Sandwich.
    Die junge Frau an der Hotelrezeption versah ihn mit einer Straßenkarte von Oxford, auf der sie mit einem Bleistift markierte, wo sie sich befanden, und dann einen Kreis um die wissenschaftliche Abteilung der Universität machte, wohin er, wie er der Frau gesagt hatte, wollte. Sie bot an ihm ein Taxi zu rufen, doch er meinte, es sähe nicht so weit entfernt aus und er würde zu Fuß gehen. Sie zeichnete ihm die kürzeste Verbindung ein und meinte, er würde nicht länger als fünfzehn, höchstens zwanzig Minuten brauchen.
    Erst als er draußen war und losging, wurde ihm die ganze Ungewöhnlichkeit seiner Situation bewusst. Hier war er nun, abgenabelt von Kalifornien und fast zehntausend Kilometer entfernt in einer alten Universitätsstadt, von der er nichts wusste, außer dass ihr Name auf der ganzen Welt bekannt war. Wie Hollywood, ein Name, den auch Millionen kannten, die den Ort aber niemals sehen würden und erfahren würden, wie es wirklich dort ist. Ihm war bekannt, dass der Name Oxford zur Bezeichnung bestimmter Schuhe, Hemden und Hosen diente. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie oft er schon Ordner, Notizblöcke, Schreib- und Zeichenmaterial aller Art mit dem Wort Oxford darauf gesehen hatte. Doch nichts davon hatte, wie er jetzt feststellen konnte, mehr Beziehung zu diesem Ort als die unzähligen Produkte, die den Namen Hollywood trugen, etwas mit der Filmindustrie zu tun hatten.
    Er amüsierte sich über seine Gedanken, während er die breite Straße entlanglief, deren Name St. Giles war. Auf einmal tat sich zu seiner Rechten eine Öffnung in der langen Steinmauer eines Gebäudes auf. Die schweren Holztüren standen weit offen und ein Hinweis zeigte an, dass das St. Johns College für Besucher geöffnet war. Er blickte automatisch auf seine Uhr, die er vor der Landung heute Morgen auf britische Zeit umgestellt hatte. Er rief sich in Erinnerung, dass er wegen wichtigerer Dinge hier war als den Touristen zu spielen, konnte aber nicht der Versuchung widerstehen hineinzugehen und zumindest einen Eindruck davon zu erhalten, wie ein englisches College von innen aussah.
    Er verbrachte etwa zehn Minuten damit, durch die Räume mit ihren altertümlichen Fenstern zu schlendern, von denen man auf gut gepflegte Rasenflächen, die Bogengänge und Durchlässe und die dahinter liegenden Gärten hinausblickte.
    Trotz allem war der Ort bevölkert mit jungen Menschen, einige in Trainingsanzügen oder mit Squashschlägern in der Hand, andere in Roben mit Büchern unter dem Arm. Der Ort erweckte ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Gediegenheit und war ganz weit entfernt von der Welt dort draußen mit ihren Autos, Flugzeugen und wuchernden Städten wie die, die er am vorherigen Tag verlassen hatte.
    So als wollte man seine aufkeimenden andächtigen Ehrfurchtsgefühle im Ansatz ersticken, dröhnte auf einmal Heavymetalmusik in ohrenbetäubender Lautstärke aus einem Fenster im oberen Stock. Fast augenblicklich wurde die Lautstärke auf ein erträgliches Maß reduziert, doch dieser Zwischenfall ließ ihn mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht auf die belebte Straße zurückkehren. Ein kleines Stück weiter in seine Richtung gelangte er zu einem weiteren Durchgang, der auf seiner Karte als die Lamb and Flag Passage bezeichnet war. Er ging hindurch, bog nach rechts und danach nach links ab und erreichte die Museum Road. Er wandte sich nach rechts, überquerte dann die Parks Road und nahm die erste links in die South Parks Road. Er kam zu der Ansicht, dass die verstreuten Gebäude, die jetzt vor ihm lagen, das Museum und der wissenschaftliche Bereich der Universität sein mussten.
    Er ging auf die Gebäude zu, wobei seine Schritte auf dem Kies ein knirschendes Geräusch verursachten. Ganz offensichtlich war dies ein Ort, wo man seinen

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