Der 8. Tag
eine Müdigkeit in ihm, als ob das Leben erst vor kurzem seinen Tribut von ihm gefordert hätte. Und natürlich, rief sie sich ins Gedächtnis, hatte er gerade einen Langstreckenflug hinter sich.
»Ein angenehmer Ort um zu arbeiten«, meinte er und ließ seinen Blick über den Campus gleiten.
»Ja. Sind Sie zum ersten Mal in Oxford?«
»Ja.«
»Und Sie sind heute Morgen angekommen?«
»Ich bin direkt aus dem Flugzeug hierher gekommen.«
»Nun«, sagte sie, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und versuchte gelöster zu erscheinen, als sie es in Wirklichkeit war,
»das klingt ja alles sehr dramatisch, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie ich Ihnen helfen könnte.«
»Sie wissen natürlich um was es in diesem Fall geht. Sie haben doch mit einem Dr. Sawyer, Ted Sawyer, gesprochen?«
»Ja. Aber ich weiß leider immer noch nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
»Vielleicht können Sie das ja auch nicht. Aber da viel davon abhängt, ist es meine Pflicht, mir darüber Gewissheit zu verschaffen.«
»Ich verstehe. Ted hat mir von dem Fall erzählt, an dem Sie arbeiten. Die Einzelheiten hat er von Ihrem Bruder erfahren.
Sein Name ist Josh, oder?«
Als sie den Namen seines Bruders erwähnte, bemerkte Tessa, dass sich auf Specialagent Kellys Gesicht ein breites Grinsen zeigte, das einige Jahre seines Alters gutmachte und einen Großteil der Müdigkeit wegwischte.
»Richtig, mein Bruder Josh. Er ist die Intelligenzbestie in der Familie. Schade, dass er nicht mitkommen konnte. Er wäre der bessere Gesprächspartner für Sie.«
»Nun, ich bin sicher, dass Sie sich gut halten werden«, gab sie mit einem Lächeln zurück. Ihr wurde bewusst, dass sie diesen Mann attraktiv fand, was noch unangenehmer dadurch wurde, dass er so gänzlich überraschend hierher gekommen und sie gar nicht darauf vorbereitet gewesen war. Doch sobald dieser Gedanke Gestalt gewonnen hatte, schob sie ihn beiseite.
Aus diesem Grund war er nicht hier und sie hatte im Moment auch keine Zeit sich mit so etwas zu beschäftigen. Sie setzte wieder eine ernste Miene auf und beugte sich vor, wobei sie die Ellenbogen auf den Tisch legte. »Sagen Sie mir einfach, was ich für Sie tun kann.«
Während er seinen Kaffee getrunken hatte, hatte er zurückgelehnt mit übereinander geschlagenen Beinen dagesessen.
Jetzt stellte er seine Tasse neben sich auf das Fensterbrett, setzte beide Füße auf den Boden, beugte sich vor, legte seine Ellenbogen auf die Knie und faltete seine Hände. Seine Augen blickten in die ihren. Sein Blick war durchdringend ohne herausfordernd zu sein; sie fühlte, wie er sie forschend musterte ohne sie zu bedrohen. Zur gleichen Zeit bemerkte sie aber auch etwas an ihm, was unter bestimmten Umständen, wenn es nötig sein sollte, zu einer Gefahr werden konnte. Sie war froh, dass er es im Moment nicht für notwendig hielt.
»Lassen Sie mich es einmal so ausdrücken, wie ich es verstehe«, begann er. »Sozusagen von der Warte eines Laien aus.
In Ihrem Computer gibt es etwas, das dieser Kerl, der sich, wie wir glauben, dort eingeschlichen hat, möglicherweise hat mitgehen lassen. Ich weiß nicht, was es ist, weil ich nicht weiß, was in Ihrem Computer ist. Doch was es auch immer ist, es könnte jetzt auch in seinem Computer sein. Ich bin sicher, auch wenn ich es nur grob erklären kann, dass Sie folgende Analogie verstehen. Wenn wir zehn Leute verdächtigen in ihr Haus eingebrochen zu sein und wir weder Zeugen noch Fingerabdrücke haben oder sonst etwas, an das wir uns halten können, dann ist unsere letzte Hoffnung eine Liste der gestohlenen Gegenstände, anhand der wir nachforschen können, ob sich irgendetwas davon im Besitz eines der Verdächtigen befindet.«
Er lehnte sich wieder zurück um bewusst den Eindruck zu vermeiden, er würde sie unter Druck setzen. Tessa war dankbar dafür. Sie hatte nie vorgehabt mehr preiszugeben als sie wollte, doch es wäre ihr recht, wenn sich eine offene Konfrontation vermeiden ließe. Ihr ging dafür viel zu viel im Kopf herum. Innerhalb der nächsten Tage hätte sie mit Paul, großer Gott, wie sollte man auch nur einen kleinen Teil davon einem Fremden begreiflich machen, alles Notwendige erledigt und die Gefahr einer Einflussnahme von außen wäre dann gebannt.
»Sie wissen, wie weit das hergeholt ist, nicht wahr?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern und breitete dann seine Arme in einer Geste der Offenheit aus. »Weit hergeholt ist momentan alles, was wir haben.«
»Wie Sie
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