Der 8. Tag
Arzt durchzukommen war der schwierigste Teil gewesen. Clive musste ein paar enge Freun d schaften aus dem Ä rmel sch ü tteln, die eine Reihe von ehrw ü r digen Herren in der Regierung und der Wirtschaft in Ersta u nen versetzt h ä tten, doch schlie ß lich war er am Ziel und spie l te zwischen Helen und dem deutschen Arzt den Ü bersetzer. Dabei hatte sich dann die Fehlfunktion in dem Computer herausgestellt, woraufhin Helen jetzt diese Einrichtung run d herum heftig ablehnte.
Der deutsche Arzt, der absolut technikgl ä ubig war, beso n ders was diese Einrichtung der EU betraf, hatte sich geweigert zu glauben, dass der Ausdruck, den er erhalten hatte, in di e sem wichtigen Punkt nicht mit dem ü bereinstimmen konnte, was Helen in die Datei eingeben hatte. Clive musste behau p ten mit dem Gesundheitsminister pers ö nlich bekannt zu sein, damit Helens Hinweis ernst genommen wurde. Schlie ß lich gab der Deutsche nach, akzeptierte, dass Helen wirklich die war, die sie behauptete zu sein, und dass die Patientin tats ä c h lich an einer Penizillinallergie litt. Daraufhin hatte er Tessa das Einzige gegeben, was ihr Leben retten konnte: Kortison intr a ven ö s.
Tessa machte ein ernstes Gesicht und war hinter ihrer gerunzelten Stirn in Gedanken versunken.
» Es ist alles in Ordnung, meine Liebe. Alles ist v ö llig in Ordnung « , versuchte Helen sie zu beschwichtigen. » Du wirst schon bald wieder auf dem Damm sein. Und bei einer erne u ten Schwangerschaft wirst du keine Probleme haben, falls es das ist, was dich bedr ü ckt. «
Tessa blickte auf und sah Helen in die Augen. » Bist du hierher geflogen? « , fragte sie ä ngstlich.
Helen verstand oder dachte es zumindest. » Es muss ein f ü rchterlicher Schock f ü r dich gewesen sein, zu h ö ren, dass die Maschine, die du verpasst hast, abgest ü rzt ist. «
» Das war es nicht « , gab Tessa leise zur ü ck. Sie schlug die Augen nieder und ihr Blick schien sich nach innen zu richten. » Deswegen habe ich nicht mein Kind verloren. «
» Was ist passiert? Sag es mir. «
Helen bemerkte, wie sich der K ö rper ihrer Freundin unter der Bettdecke versteifte und sich ihre Kiefermuskeln anspan n ten. » Wir m ü ssen jetzt nicht dar ü ber sprechen « , beruhigte sie sie. » Au ß er, du willst es. Wenn es dir hilft. «
Es dauerte einen weiteren Moment, bis Tessa darauf re a gierte. Als sie es tat, war es, als ob sie Selbstgespr ä che f ü hrte, die Worte nur sprach um sich ihrer Gedanken klar zu werden. » Wenn es dich nicht umgebracht hat … dann muss es, als du hierher geflogen bist … zu sp ä t gewesen sein. Es h ä tte keinen Sinn gehabt. «
» Ich verstehe nicht. Was soll das bedeuten? «
Tessa beachtete sie nicht. » Es hat deinen Anruf hierher nicht unterbunden « , murmelte sie, » aber es w ä re m ö glich gewesen, also warum nicht? «
Ein verz ö gerter Schock war eine Sache, doch hier war mehr im Spiel, und das machte Helen Sorgen.
» Tessa, wovon sprichst du? Liebes, schau mich an. «
Wieder beachtete Tessa sie nicht, schien sie noch nicht ei n mal zu h ö ren.
» Tessa? Tessa, was ist los mit dir. Was soll das f ü r ein › es ‹ sein, von dem du redest? «
Tessa bewegte sich immer noch nicht, sondern lag einfach da, die Augen auf einen Punkt im Nichts gerichtet. Instinktiv wollte Helen ihre Freundin an den Schultern packen und sie sch ü tteln, bis sie vern ü nftig wurde, doch sie beherrschte sich.
» Tessa, was ist › es ‹ ? «
Pl ö tzlich schaute Tessa sie an, ihre Augen waren weit au f gerissen und ernsthaft wie die eines Kindes. » Wir fahren mit dem Zug zur ü ck. Keine Reservierungen. Wir zahlen bar, keine Kreditkarten. Nichts, was ü ber Computer l ä uft. «
Helen sp ü rte, wie sich die Stille dehnte, als sie nach einer Antwort suchte. Wenn jetzt das Trauma diagnostiziert w ü rde, dann w ü rde das eine psychiatrische Behandlung hier in diesem Krankenhaus bedeuten und sie w ü rde Tessa viel lieber zur ü ck nach Oxford bringen.
» In Ordnung « , meinte sie schlie ß lich, » ganz wie du willst. Sag mir nur Bescheid und ich k ü mmere mich um alles. «
22
T ATS Ä CHLICH ABER K Ü MMERTE sich Tessa um die Vorbereitungen. Sie fand im Seitenfach ihrer Reisetasche ein paar alte Reiseschecks und holte sich auf ihre Kredi t karte den Maximalbetrag an Bargeld, den sie an einem Tag von dem Automaten bekommen konnte. Das reichte f ü r ein paar Bah n fahrkarten. Sie ging selbst zum Bahnhof und kaufte die Fah r karten und
Weitere Kostenlose Bücher