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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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wegsehen, das sich im eigenen Kopf abspielt. Es gibt kein Versteck.
    Irgendwie verging die Zeit. Oder sie entglitt ihr unbeachtet, denn auf einmal wurde sie einen Gang hinuntergeschoben in ein Wachzimmer. Sie schaute zu, wie sie von der Tragbahre ins Bett gelegt wurde. Neben dem Bett standen Kontrollger ä te, die aber nicht angeschlossen wurden. In einer Ecke stand etwas, das sie f ü r ein Reanimierungsger ä t hielt. Es herrschte Stille in dem Raum.
    Jetzt war alles vorbei, dachte sie. Man hatte alles in Ordnung gebracht und ein Arzt und eine Schwester beugten sich ü ber sie und fl ü sterten. Beim Hinuntersehen bemerkte sie, dass deren Gesichter Vertrauen erweckend aussahen.
    Der Arzt war mit etwas nicht zufrieden. Es folgte eine we i tere, kurze Untersuchung, dann murmelte er etwas zu der Schwester.
    Auf einmal, Tessa wusste nicht, warum, verstand sie, was gesprochen wurde. Sie sprach nicht die Sprache, also wie konnte sie es in allen Einzelheiten verstehen?
    Die Antwort darauf war wieder die, dass alles sich in ihrem Kopf abspielte. Es war ihre Furcht, die zu ihr sprach, ihre best ä ndige, nicht auszur ä umende Furcht, dass man ihr das Medikament g ä be, das sie umbringen w ü rde.
    Davon sprach der Arzt in diesem Moment. Penizillin. Der Arzt meinte, dass er ihr zur Sicherheit eine gr öß ere Dosis P e nizillin geben wollte. Sehen Sie ihr Krankenblatt durch, ob es da Schwierigkeiten geben kann.
    Das Krankenblatt? Was bedeutete das? Die Aufzeichnu n gen, die sie im Verlauf ihres Aufenthalts gemacht hatten, g a ben keinen Hinweis auf Penizillin, wie konnten sie auch? Und sie trug kein Notfallarmband und f ü hrte keinen anderen Hi n weis darauf bei sich. Man hatte ihr gesagt, dass die meisten Leute mit ihrer Art von Allergie es nicht taten, obwohl es eine sinnvolle Vorsichtsma ß nahme war. Doch sie hatte die Vorste l lung wie ein Invalide gebrandmarkt herumzulaufen nicht gemocht. Au ß erdem war sie in der neuen Datenbank der E u rop ä ischen Union erfasst. Wenn man Helen glauben durfte, deren Praxis seit sechs Monaten daran angeschlossen war, dann war dies die erste sinnvolle Sache, die aus Br ü ssel g e kommen war. Sie erinnerte sich noch daran, dass Helen ein paar schr ä ge Scherze ü ber den Umstand gemacht hatte, dass die Unterlagen all ihrer Patienten in aller Welt mit einem ei n fachen Telefonanruf abgerufen werden konnten, und dar ü ber, dass sie nun schlie ß lich doch noch ihrer Freundin ins Comp u terzeitalter gefolgt war.
    Als sie jetzt genauer hinh ö rte, weniger h ö rte als sich darauf konzentrierte, bemerkte Tessa, dass die Leute, die um ihr Bett standen, nicht von geschriebenen Aufzeichnungen sprachen. Sie bezogen sich auf die Computersache. Alles, was diese Leute wissen mussten um sie nicht umzubringen, stand in der Computerdatenbank und die befragten sie genau in diesem Moment.
    Und sie wusste, was dabei herauskommen w ü rde.
    Tessa war ganz sicher, dass der Computer ihr Todesurteil ausspucken w ü rde. Und sie war machtlos dagegen. Man konnte sie nicht h ö ren. Man konnte sie nicht sehen. Sie konnte die ganze Sache nur beobachten.
    Vielleicht war sie sogar schon tot und blickte nur durch die Zeit zur ü ck.
    Vielleicht war es immer so, wenn man starb.
    Helen war schon fast eingeschlafen, als das Telefon klingelte. Clive, der ein Buch las, das er versprochen hatte f ü r die n ä c h ste Literaturbeilage der Times zu rezensieren, schaute her ü ber, sah, dass es ihr Telefon war, und machte keine Anstalten a b zunehmen. Aber er schielte besorgt und sofort hellwach ü ber seine Brillengl ä ser, als sie den Anruf beantwortete. Er wusste, dass sie keine Bereitschaft hatte, also musste es ein Notfall sein.
    » Dr. Temple, wir haben vor vierzig Minuten miteinander telefoniert. « Es war eine weibliche Stimme mit Akzent, m ö gl i cherweise eine Deutsche.
    » Haben wir? « , fragte Helen verwirrt. Die Frau, obwohl sie hervorragend Englisch sprach, bemerkte nicht die Betonung, die die Worte zu einer Frage werden lie ß en. Was ein gl ü ckl i cher Umstand war, denn sie sprach einfach weiter und erkl ä r te, warum sie anrief.
    » Es tut mir Leid, aber die Auskunft, die ich Ihnen in uns e rem ersten Gespr ä ch gab, war nicht zutreffend. Die Passagie r liste ist nach unserem Gespr ä ch auf den neuesten Stand g e bracht worden … «

    Unerkl ä rlicherweise verlangsamte sich der Puls der Patientin immer mehr und der Blutdruck fiel weiter. Sie war dabei, in ein tiefes Koma zu fallen.
    Es

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