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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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eine fast leere, regennasse Stra ß e, die von gelb schimmernden Stra ß enlaternen ges ä umt war. W ä hrend sie auf die Lampen blickte, wurden auch diese dun k ler, dann zusammen mit denen im Raum wieder heller, als ob nichts geschehen w ä re.
    Ein Gru ß ? Eine Herausforderung? Eine Ank ü ndigung? Te s sa merkte, wie sie von Kopf bis Fu ß zu zittern begann ohne etwas dagegen tun zu k ö nnen. Das Grauen griff nach ihr, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Vielleicht, wenn sie tats ä c h lich an Bord der Maschine gewesen w ä re, h ä tte sie im Ang e sicht ihres Todes dieselbe elementare Furcht empfunden, die jetzt aus Tiefen nach ihr griff, von denen sie bis jetzt keine Ahnung gehabt hatte. Sie kam von irgendwo jenseits der Ze i ten und w ä hrte ewig. Ihr K ö rper zitterte weiter und sie war zu schwach es zu ä ndern, genauso wie ein Blatt, das auf den Fluten eines gro ß en Stromes tanzte.
    Dann begriff sie, was das Zittern bedeutete. Es waren Kr ä mpfe. Eine schreckliche Feuchtigkeit kroch an den Inne n seiten ihrer Oberschenkel hinunter. Pl ö tzlich wurde ihr mit einem Schlag klar, dass sie eine Blutung hatte .

20
    S P Ä TER ERZ Ä HLTE MAN ihr, dass sie es irgendwie g e schafft hatte, eines der Telefone in ihrem Zimmer wieder in Gang zu setzen, und zwar an der Dose, die sie nicht ze r st ö rt hatte, und die Rezeption um Hilfe angerufen hatte. Sie konnte sich an nichts erinnern. Die n ä chsten paar Stunden waren wie mit groben Pinselstrichen in ihr Ged ä chtnis gemalt; eine Tra g bahre, aufblitze n de Lichter, eine Nadel in ihrem Arm, die wei ß e Decke eines Krankenhausganges, den sie mit gro ß er Geschwindigkeit von Leuten entlangg e schoben wurde, die kein Englisch sprachen, die Infusion s flasche, die ü ber ihrem Gesicht baumelte, und der Einstich einer weiteren Nadel in ihren Arm, den sie nicht sah.
    Als sie darum k ä mpfte, nicht das Bewusstsein zu verlieren, war ihr letzter Gedanke, dass nun doch der Tod kam, dem sie schon zweimal von der Schippe gesprungen war. Dann wurde alles dunkel um sie.
    Sie glaubte nicht an au ß erk ö rperliche Erfahrungen, also konnte es so etwas nicht sein. Sie glaubte an Tr ä ume, also war es das. Sie wusste nicht, was man ihr verabreicht hatte, aber ihr war klar, dass sie bewusstlos war. Also war es ein klarer Traum. Ihr durch das, was um sie herum passierte, angeregter Geist spielte f ü r sie Theater. Sie schaute darauf hinab, aber sie schwebte nicht. Es war kein Flugtraum. In Flugtr ä umen hatte man einen K ö rper, aber in diesem Fall war das nicht so. Ihr K ö rper lag da unten und wurde von Ä rzten und Schwestern mit Gesichtsmasken und Operationskitteln versorgt. Sie war hier oben, au ß erhalb ihres K ö rpers, k ö rperlos.
    Seltsam ruhig beobachtete sie, wie man ihr Blut entnahm, sie analysierte und ü berpr ü fte und dann eine Transfusion vorbereitete. Ihr fiel auf, dass sie die ganze Zeit nicht blinzelte. Aber nat ü rlich konnte man nicht blinzeln, wenn man zusah ohne Augen zu haben.
    Jemand da unten gab ihr eine Spritze. Sie konnte nicht g e nau h ö ren, was da gesagt wurde, und als sie es h ö rte, verstand sie es nicht. Pl ö tzlich wusste sie, f ü r was die Spritze gut war. Sie sollte bewirken, dass sich ihre Geb ä rmutter zusammenzog. Ihr K ö rper musste ihr das gesagt haben, obwohl sie ihn nicht sp ü rte. Sie sp ü rte ü berhaupt nichts. Es passierte alles dort unten.
    Dort unten kr ü mmte und wand sich ihr K ö rper. Sie meinte, ihr m ü sste von der ganzen Sache eigentlich schlecht werden, aber dem war nicht so. Es war h ä sslich und blutig und wenn da jemand anderer liegen w ü rde, dann h ä tte sie sich sicher ü bergeben. Aber es war niemand anderer, es passierte mit ihr. Und es ber ü hrte sie nicht.
    Dann, als die ganze Sache schon langweilig und erm ü dend wurde und sie f ü hlte, wie sie in eine seltsame apathische Leere abglitt, sah sie etwas, das sie mit einem Ruck wieder aufleben und begreifen lie ß , was da unten vorging.
    Sie sah das Kind. Ihr Kind. Darauf war sie nicht vorbereitet. Wie weit es schon ausgebildet war. Wie ein Mensch. Viel gr ö ß er als sie gef ü hlsm äß ig erwartet h ä tte, obwohl sie rein vom Verstand her nat ü rlich gewusst hatte, dass es diese Gr öß e haben musste, zwanzig, f ü nfundzwanzig Zentimeter. Ihr totes Kind. Ohne weitere Beachtung in eine Plastiksch ü ssel gelegt. F ü r den Abfall.
    Das Schlimmste war, dass sie nicht wegsehen konnte .
    Wie kann man von etwas

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