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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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ö liger Rauch.
    Sie riss die Augen auf und an die Stelle der Vision trat wi e der das Bild, das sie vorher gesehen hatte. Doch auch das schien sich ver ä ndert zu haben, nicht in irgendeiner feststel l baren Weise, sondern durch das Wissen, in was es sich ve r wandelt hatte. Da drau ß en gab es ein neues und fremdartiges Bewusstsein, eine alles durchdringende Pr ä senz, die sie ü be r all um sich herum wahrnahm, selbst in der Natur, was aber l ä cherlich war, denn es handelte sich um ein elektronisches, k ü nstliches Ding.
    K ü nstlich? Was bedeutete das ü berhaupt? Auch dieser Park war etwas K ü nstliches; die Natur m ä hte nicht das Gras und legte auch keine Parkanlagen an. Und die Geb ä ude da hinter den B ä umen, die Labors, die sie gerade verlassen hatte, H ä u ser aus Stein und Ziegeln waren nicht weniger k ü nstlich als D ü sentriebwerke, Atomkraft oder Computerchips. Man kon n te eine Erfindung nicht ungeschehen machen. Das w ä re unn a t ü rlich.
    Doch sie hatte nichts erfunden. Das war genauso sicher wie sie am Leben war. Wissenschaft war eine Form von Entde c kung und kein Sch ö pfungsakt. Intelligenz war nichts, was ü ber der Natur stand, im Gegenteil, sie entwickelte sich da r aus. Und der Mensch war nicht irgendetwas davon Abgel ö stes, seine eigene Sch ö pfung, Herr seines Schicksals, er war nur ein Ausdruck von Kr ä ften, die er, so sehr er sich auch anstrengen mochte, absolut nicht verstand.
    Sie presste die Finger auf die Mitte ihrer Stirn, als ob sie den Schmerz zur ü ckdr ä ngen wollte. Diesmal ging es weniger um ihre Kopfschmerzen als vielmehr um einen pl ö tzlichen Anflug von Selbstvorw ü rfen, dass sie sich solchen unsinnigen Geda n ken, die zu nichts f ü hrten, hingegeben hatte. Im Innersten wusste sie, dass diese Gedankenspielereien nur ein Trick w a ren um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Sie war f ü r diese Toten genauso verantwortlich, als wenn sie eigenh ä ndig Bomben in beide Flugzeuge installiert h ä tte. Der Tod ihres ungeborenen Kindes war in gleicher Weise ihre Schuld. Es gab keinen Weg sich der Verantwortung zu entziehen und es war falsch, es auch nur zu versuchen.
    Der schrille Ton des Handys in ihrer Jackentasche schreckte sie auf. W ä hrend sie es aus der Tasche zog und an ihr Ohr hielt, erhob sie sich von der Bank.
    » Hallo? « Sie versteifte sich, wie es jetzt immer der Fall war, wenn sie sich am Telefon meldete, und erwartete dieselbe metallische Stimme zu vernehmen, die sie zwei Sekunden lang in Berlin geh ö rt hatte. Sie bedauerte jetzt, dass sie damals nicht mehr Geistesgegenwart besessen und mit dem Ding geredet hatte anstatt das Kabel aus der Wand zu rei ß en. Alles, was sie damit erreicht hatte, war dieses Ding noch in seiner unsinn i gen Einsch ä tzung, dass die Welt sein Feind war, zu best ä rken. Tessa hatte keine Ahnung, ob es wieder versuchen w ü rde mit ihr Kontakt aufzunehmen, bevor es einen weiteren Mord a n schlag gegen sie untern ä hme. Letzteres konnte allerdings als sicher angenommen werden, sobald sich die Gelegenheit dazu erg ä be, doch wenn sie vorher die Gelegenheit erhielte mit ihm zu sprechen, dann w ä re sie besser darauf vorbereitet als das letzte Mal.
    » Tessa? Ich hoffe, ich st ö re Sie nicht. «
    Es war Jonathan Syme. Ihre Gef ü hle bewegten sich zw i schen Erleichterung und Entt ä uschung, dann das Erstaunen, dass er in dieser Situation in einem so aufmunternd beil ä uf i gen Ton sprach.
    » Nein, ist schon in Ordnung, Jonathan « , antwortete sie und versuchte genauso locker zu klingen. » Ich schnappe gerade auf dem Campus etwas frische Luft. «
    » Es h ö rt sich auch an als ob Sie im Freien w ä ren. Trotzdem haben Sie das Telefon dabei? Bei den G ö ttern « , lachte er, » das ist aufopferungsvoll weit ü ber Pflichterf ü llung hinaus. «
    Erst in diesem Augenblick fiel ihr ein, dass er von dem, was geschehen war, nichts wusste, wahrscheinlich noch nicht ei n mal, von ihrer Reise nach Berlin.
    » Ich erwarte einen wichtigen Anruf « , erkl ä rte sie wah r heitsgem äß , doch ohne weitere Erkl ä rungen. Eine Regierung s beh ö rde wollte sie in diesem Moment auf keinen Fall im G e nick sitzen haben.
    » In diesem Fall will ich Sie nicht weiter bel ä stigen. Nur eine Frage. Wie Sie sich erinnern, war ich von der letzten Vorf ü h rung sehr beeindruckt und es gibt da ein oder zwei Leute, die ich zu Ihnen bringen will, damit Sie ihnen zeigen, was Sie k ö nnen. Haben Sie etwas dagegen?

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