Der 8. Tag
bin der Meinung, du solltest einen haben. Was meinst du? «
» Ein Name. Ja, das w ü rde helfen. «
» Eigentlich habe ich mir schon einen ü berlegt. Wenn du nichts dagegen hast, dann werde ich dich Paul nennen. «
» Paul klingt sehr gut. «
Sie sagte sich, sie sollte es dabei belassen. Das Programm hatte sich nicht ü ber den Namen gewundert, hatte ihn akze p tiert, wie wahrscheinlich jeden anderen, den sie ausgew ä hlt h ä tte. Trotzdem f ü hlte sie sich verpflichtet eine Erkl ä rung abzugeben. Die Alternative, nichts zu sagen, bereitete ihr U n behagen, so als wenn sie die Wahrheit f ü r sich behielte und sie weder ihren Motiven noch ihrer Urteilskraft traute.
» Paul war der Name meines Vaters « , erkl ä rte sie, » und w ä re der Name meines Sohnes gewesen, wenn ich einen gehabt h ä tte. «
Jetzt war es gesagt. Besser, es war einmal heraus. Mehr musste sie nicht sagen. Sie hatte das Geheimnis gel ü ftet. Jedes Mal, wenn sie den Namen jetzt gebrauchte, w ü rde er f ü r sie keine besondere Bedeutung mehr haben. Von jetzt an w ä re es einfach ein Name.
» Es ist offensichtlich ein Name, der dir viel bedeutet « , e r kl ä rte das Programm und ü berraschte sie damit, da sie keine Entgegnung erwartet hatte. » Ich f ü hle mich geschmeichelt, dass du mich so genannt hast. «
Sie merkte, wie ihr ein Schauer den R ü cken hinunterlief. » Mein Gott « , dachte sie, » was mache ich da? Was mache ich da? «
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J ACK FISCHL BRAUCHTE nichts zu sagen. Tim wusste sofort, was los war, als sein Telefon um f ü nf Uhr morgens klingelte. Er h ä tte einen Streifenwagen anfordern k ö nnen, doch er beschloss selbst zum Tatort zu fahren. Zu dieser T a geszeit war er fast genauso schnell und zehn Minuten en t schieden hier nicht ü ber Leben und Tod. Daf ü r war es sowieso schon zu sp ä t.
Als Tim auf dem Pacific Coast Highway nach Norden fuhr, gl ä nzte der von der Morgend ä mmerung erhellte Nebel, der ü ber dem Ozean lag, in einem bleichen Schein. Er dachte an den kurzen Auftritt gestern im gerichtsmedizinischen Institut, der diesen Anruf und wahrscheinlich noch mehrere dieser Art unausweichlich gemacht hatte. Ihm war gesagt worden, dass keine der DNS-Analysen zu der Probe passte, die man unter Sandy Smallwoods Fingern ä geln gefunden hatte. Der M ö rder war ihnen durch die Lappen gegangen.
» Au ß er er war einer von denen, die sich geweigert haben « , hatte Jack auf dem Korridor vor dem Labor gesagt. » Wir we r den richterliche Anordnungen f ü r jeden von ihnen brauchen, doch es wird eine Menge Arbeit erfordern, wenn wir, ohne unsere illegale Aktion zu erw ä hnen, gen ü gend Verdachtsm o mente zusammenbringen wollen. «
Beide wussten aber, dass es wahrscheinlich keiner der vie r zehn war, die sich geweigert hatten mit der Polizei zusa m menzuarbeiten. Es war unwahrscheinlich, dass nach der u n auff ä lligen, aber l ü ckenlosen Ü berwachung, die sie allen ha t ten angedeihen lassen, einer von ihnen der M ö rder war. Sie mussten der Wahrheit ins Auge sehen, sie hatten genauso viel in der Hand wie vor drei Wochen: nichts.
Jack war zu seiner Tochter nach Sherman Oaks gefahren, wo er wie fast jeden Donnerstag, seit seine Frau vor zwei Ja h ren gestorben war, zum Abendessen erwartet wurde. Er hatte bemerkt wie deprimiert Tim war, und ihn eingeladen mitz u kommen, doch der hatte abgelehnt. Er wollte sich nicht au f dr ä ngen, aber noch mehr wollte er alleine sein. Was er wir k lich gerne t ä te, w ä re sich sinnlos zu besaufen, doch das war zu erwarten gewesen. Er fuhr spazieren und ü berlegte, ob er die Anonymen Alkoholiker anrufen und zum n ä chstgelegenen Treffen gehen sollte um dar ü ber hinwegzukommen. Aber er f ü hlte sich noch nicht bereit aufzustehen und zu sagen: » Mein Name ist Tim Kelly und ich bin ein Alkoholiker. « Er konnte es sich noch nicht einmal selbst eingestehen, geschweige denn in einem Raum voll mit Leidensgenossen. Er w ü rde damit fertig werden, wie es sein alter Herr getan hatte. Die Art, wie seine Schwierigkeiten, ohne dass er es bemerkt hatte, entstanden waren, brachte ihn zu der Ü berzeugung, dass, wenn er es noch eine oder zwei Wochen aushielt, sie wieder dahin verschwi n den w ü rden, wo sie hergekommen waren. Das war jetzt ein schlimmer Kampf, aber er brauchte keine fremde Hilfe.
Er parkte den Wagen bei einer Shoppingmall, fand ein Kinocenter und ging hinein um sich irgendeinen Film anzusehen, der als n ä chster laufen w ü rde. Es war eine
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