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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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machte ein paar Schritte zur Seite, bis sie ihr Spi e gelbild nicht mehr im Fenster betrachten musste, die H ä nde hatte sie lose vor sich verschr ä nkt. » Denk mal an folgende Situation: Du bist dir absolut sicher, dass du einen Namen, ein Zitat, ja selbst eine Melodie kennst, aber dir f ä llt es einfach nicht ein, wenn du es brauchst. «
    » Das hier ist eine Maschine. Das geht doch bei ihr sicher automatisch? «
    » Je mehr er lernt wie wir zu denken, desto weniger ist er eine Maschine. «
    » Und verliert dabei sein Ged ä chtnis? «
    » Er wird keine Alzheimer bekommen, wie auch die meisten von uns nicht, aber dennoch vergessen wir Dinge. «
    Clive hob eine Augenbraue. » Er oder es? Wie nun endlich? «
    » Was bedeutet ein Pronomen unter Freunden? « Tessa l ä chelte.
    Er l ä chelte auch, zuckte dann mit den Schultern und sagte nichts mehr dazu.
    » Das Ged ä chtnis « , fuhr sie fort und machte noch ein paar Schritte, wobei sie ihre H ä nde von vorne auf den R ü cken nahm, » gew ä hrleistet auf viele Arten die Identit ä t und die Pers ö nlichkeit. Die Dinge, an die du dich am besten erinnern kannst, sind am engsten mit dem verbunden, was du bist und was du tust. «
    » Willst du damit sagen, ein Computer hat eine Pers ö nlic h keit? «
    » Ich sage, dieses spezielle Programm hat eine. Ich bin jetzt dabei ihm zu helfen sich selbst zu finden. Darum habe ich dich gebeten mit ihm zu sprechen. « Um den Computer auf das Gespr ä ch vorzubereiten, hatte Tessa einige Stunden damit zugebracht, ihn mit der Literatur, beginnend mit dem Beowulf bis hin zum heutigen Tag, zu f ü ttern und ihn dann Clive zu ü berlassen, der mit ihm diskutieren konnte, was er wollte. » Ich will wissen, wie er darauf reagiert, was er denkt, nicht, was er wei ß« , hatte sie Clive gesagt.
    Jetzt wusste sie, dass Paul Schwierigkeiten mit Lyrik hatte, doch eigent ü mlicherweise nicht mit Wordsworth und Col e ridge. Die Metaphysik machte ihm gro ß en Spa ß , was Tessa nicht ü berraschte. Von den moderneren Autoren fand er G e fallen an Borges, Eliot und besonders an Beckett. Die Erinn e rung daran lie ß sie l ä cheln.
    » Was hast du? « , wollte Clive, der sie beobachtet hatte, wi s sen.
    » Ich dachte daran, wie er diese zwei Zeilen aus dem › En d spiel ‹ zitiert hat, wo Hamm fragt › Was geschieht eigentlich? ‹ und Clov sagt › I rgendetwas geht seinen Gang. ‹ Er erkl ä rte, das w ü rde genau beschreiben, wie er sich f ü hle, und du hast g e antwortet, dass dies auf die meisten von uns zutrifft. «
    » Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mir geglaubt hat. «
    » Nun, ich denke schon. Wenn er normalerweise aufh ö rt zu diskutieren oder das Thema in der Art wechselt, wie er es getan hat, dann m ö chte er ü ber das, was gesagt wurde, nac h denken. «
    Schweigen breitete sich aus, w ä hrenddessen Clive die Ve r schr ä nkung seiner Arme l ö ste und dann die H ä nde in die Hosentaschen steckte. Er lehnte aber weiter an der Fenste r bank.
    » Also Tessa, was weiter? « , fragte er schlie ß lich mit einem pl ö tzlich ernsten Gesichtsausdruck. » Das ist ja eine faszini e rende Angelegenheit, doch bringt sie uns einer L ö sung der Probleme mit dem Ding da drau ß en n ä her? «
    Sie bemerkte, dass er nicht gesagt hatte » das Ding, von dem du annimmst, es w ä re da drau ß en « , sondern er akzeptierte jetzt ihre Version als Tatsache.
    Sie nickte auch ganz ernst. » Ich bin davon ü berzeugt. « Sie z ö gerte, bevor sie weitersprach. » M ö chtest du eine Tasse Tee oder Kaffee oder etwas anderes? «
    » Ja, warum nicht. Tee bitte. «
    Sie ging auf die Abstellkammer zu, die sich auf der einen Seite an das Labor anschloss. Er l ö ste sich von der Fensterbank und folgte ihr in den kleinen Raum.
    » Es gibt keine M ö glichkeit › dieses Ding da drau ß en ‹ im ü b lichen Sinne zu zerst ö ren « , stellte sie fest, w ä hrend sie den Kessel am Wasserhahn f ü llte. » Die Arten von Such- und El i minierungsprogrammen, die man auf normale Computerviren ansetzt, funktionieren hier nicht. Ich wei ß es, denn ich habe es schon versucht. «
    Sie drehte sich um und stellte erschrocken fest, dass er u n angenehm dicht bei ihr stand.
    » Also? « , fragte er und blickte ihr tief in die Augen, die H ä nde immer noch in den Taschen vergraben.
    » Also muss ich etwas anderes versuchen. Eine Art von Transplantation. « Sie schob sich an ihm vorbei zum K ü h l schrank und war sich nur zu bewusst, dass ihre

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