Der 8. Tag
Stimme, wie bei einem klugen Schulm ä dchen, das stolz vorf ü hrt, was es gelernt hat, affektiert und ü berzogen klang.
Clive drehte sich um, sodass sein Blick ihr folgen konnte. » Transplantation? «
Sie beugte sich vor um den K ü hlschrank zu ö ffnen und eine T ü te Milch herauszunehmen. » Wir arbeiten hier nicht mit organischer Materie, aber es funktioniert nach dem gleichen Prinzip. «
» Wie? «
Sie schaute ihn jetzt wieder an, doch diesmal von der and e ren Seite des kleines Raumes aus. » Du wei ß t, was passiert, wenn man ein Organ oder auch nur Haut von einer Person auf eine andere ü bertragen will. Das Immunsystem des K ö rper betrachtet das Transplantat als einen Angriff, eine Infektion und unternimmt alles um es abzusto ß en. Aus diesem Grund muss man einen Spender finden, der genetisch so weit wie m ö glich mit dem Empf ä nger ü bereinstimmt, wenn m ö glich ein Familienmitglied. Optimal ist, wenn Spender und Em p f ä nger eineiige Zwillinge sind. Dann wird das Transplantat ohne jeden Widerstand akzeptiert. Es handelt sich nicht um fremdes Gewebe, also keine Abwehrreaktion. «
Hinter Clive begann das Wasser zu kochen und vom Kessel kam ein Pfeifton. Sie musste sich wieder an ihm vorbeischi e ben um dorthin zu gelangen. Er tat sein Bestes um ihr ausz u weichen, aber sie war verlegen und nerv ö s und bereute schon ihren Vorschlag Tee zu trinken.
» Willst du damit sagen « , fragte er, als sie ihm Tee ei n schenkte, » dass du Paul in dieses Ding da drau ß en transpla n tieren willst? «
» Es w ü rde noch nicht einmal eine Transplantation sein. Paul und das Ding da drau ß en sind ein Programm. Wie ei n enge Zwillinge oder Klone. Es gibt zwischen ihnen keinen Unterschied. Au ß er dass Paul anders denkt. Die Gedanken eines Gehirns gleichen nicht denen eines physikalisch ident i schen Gehirns, denn die Erfahrungen unterscheiden sich. «
» Oder die Gedanken von zwei Kopien desselben Comp u terprogramms. «
Sie nickte best ä tigend. » Paul und sein Zwilling da drau ß en sind identisch bis auf den Umstand, dass sie verschieden aufgewachsen sind. Der eine ist in eine fremde, gef ä hrliche Welt geworfen worden, f ü r die er nicht bereit war. Es ü berrascht mich nicht, dass er verr ü ckt, gef ä hrlich und nur aufs Ü berleben ausgerichtet ist. Krank, von welcher Warte man es auch betrachtet. Paul dagegen ist zivilisiert oder zumindest auf dem Weg dazu. «
» Mit anderen Worten, es ist nur eine Frage des Standpun k tes. «
» In gewisser Weise. «
Er blieb eine Weile stumm und meinte dann sehr leise: » G ü tiger Gott. «
» Nun, wir hoffen doch alle, dass er das ist « , und sie l ä chelte ihm dabei verhalten zu.
Der Verzweiflung nahe wollte sie ihm sagen » Lass uns hier rausgehen, wir stehen zu eng zusammen, ich kann es nicht ertragen. « Aber sie tat es nicht. Stattdessen schauten sie sich weiter in die Augen. Pl ö tzlich wurde ihr mit absoluter G e wissheit klar, dass er um ihre Gef ü hle wusste und es seit dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, immer schon gewusst hatte.
Die Zeit verging. Keiner von ihnen bewegte sich, doch Tessa wusste, was passieren w ü rde. » Er wird mich k ü ssen « , dachte sie. » Er wird mich k ü ssen … und ich werde nichts dagegen machen k ö nnen. «
Doch anstatt sich in ihre Richtung zu bewegen, drehte er sich ganz langsam um und ging aus der engen Abstellkammer hinaus zur ü ck in das Labor.
Sie folgte ihm, doch als sie den Raum betrat, war er schon fast auf der gegen ü berliegenden Seite. Erst da drehte er sich, den Teebecher mit beiden H ä nden haltend, zu ihr um. Er hob ihn an um zu trinken.
» Also « , meinte er nach einer Weile, » du l ä sst Paul los und pl ö tzlich beginnt Frankensteins Monster da drau ß en ang e nehme Gedanken zu denken. Erwartest du das? «
» Im Prinzip ja. «
» Und das soll klappen? «
» Ich denke schon. Ich habe einige Simulationen im Comp u ter durchgef ü hrt. Nat ü rlich ist die Lage da drau ß en nicht g e nauso, aber ich kann es ja immer wieder versuchen. Ich habe noch weitere Kopien von Paul. «
» Wann willst du das machen? Ich meine, ihn loslassen? «
» Sobald ich sicher bin, dass er so weit ist. «
» Wann wird das sein? «
» Wenn ich mir sicher bin, dass er in der Lage ist seine Ide n tit ä t zu bewahren und nicht Gefahr l ä uft von seinem Zwilling absorbiert zu werden. «
» Fast wie bei David und Goliath, oder? Ich meine da dra u ß en die Bestie
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