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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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    Doch noch etwas brachte ihn ins Grübeln. Warum hatte Bates mit keinem Wort erwähnt, dass Cove schon vor seiner Zeit in Kalifornien im WFO tätig gewesen war? Nicht dass es von eminenter Wichtigkeit gewesen wäre. Schließlich hatte Bates zugelassen, dass Web einen Blick in Coves Akte warf, und vielleicht wäre Web bei näherem Hinsehen automatisch darauf gestoßen. Er hatte einfach nicht genug Zeit gehabt, die gesamte Lebensgeschichte des Mannes gründlich zu studieren. Trotzdem, warum hatte Bates nichts davon gesagt?
    Venables hatte Web vorgeschlagen, dass sie sich am frühen Nachmittag in einer Bar trafen, die in seinem Revier lag. Daran war nichts Ungewöhnliches. Web wusste, dass man auf diese Weise seinen Durst stillen und vielleicht irgendeine Information aufschnappen konnte, die einem später nützlich sein konnte. Polizisten neigten dazu, ihre Zeit effizient zu nutzen.
    Sonny Venables war weiß, Mitte vierzig und mit fast zwanzig Jahren Dienstzeit ein Veteran der Verbrechensbekämpfung. Das erfuhr Web, während sie sich ein Bier bestellten. Der Mann war über eins achtzig groß und kräftig gebaut. Einen solchen Körper bekam man nur, wenn man regelmäßig Gewichte stemmte. Er trug eine Baseballkappe mit der Aufschrift ALLE ANGLER KOMMEN IN DEN HIMMEL und eine Lederjacke mit einem NASCAR-Logo auf dem Rücken. Sein Hals war fast so dick wie sein großer Kopf. Er sprach mit einem bodenständigen näselnden Südstaatenakzent, und Web bemerkte den Abdruck einer runden Kautabakdose in der hinteren Tasche seiner Jeans, als sie durch die Bar zu einem Tisch gingen. Sie fanden einen ruhigen Winkel und setzten sich.
    Venables erzählte Web, dass er in der Nachtschicht arbeitete. Er mochte es, weil es aufregender war. »Werd aber demnächst Schluss machen, wenn ich meine zwanzig Jahre voll habe. Werd mich zur Ruhe setzen, angeln gehen, Bier trinken und Autorennen ansehen, wie es die meisten guten Polizisten tun.« Er lächelte über seine Worte und nahm einen tiefen Schluck vom Red-Dog-Bier. Aus der Jukebox lamentierte Eric Clapton endlos über Layla. Web sah sich um. Im Hinterzimmer spielten zwei Männer Pool-Billard. Auf der Einfassung des Tisches standen mehrere Bud Lights und ein Stapel Zwanzig-Dollar- Noten. Die Spieler sahen gelegentlich zu ihnen herüber, ließen sich aber nicht anmerken, ob sie Venables oder Web oder beide kannten.
    Venables musterte Web über den Rand seines Bierglases. In sein Gesicht hatten sich so viele Falten gegraben, dass man ihn spontan als lebenserfahrenen Mann einstufte. Einen, der viele Dinge gesehen hatte, vor allem viele schlechte Dinge, wahrscheinlich genauso wie Web.
    »Die Jungs vom HRT waren mir schon immer ein Rätsel.«
    »Was soll daran rätselhaft sein? Wir sind ganz normale Polizisten, die nur ein paar Spielzeuge mehr zur Verfügung haben.«
    Venables lachte. »Respekt! Ich hab ein paar FBI-Kumpels, die es beim Geiselrettungsteam versucht haben und anschließend mit eingekniffenem Schwanz zurückkamen. Sie meinten, sie würden lieber ein Baby auf die Welt bringen, nur mit einem Stück Holz zwischen den Zähnen, um die Schmerzen auszuhalten.«
    »Wenn ich nach den Bildern gehe, die ich von Randall Cove gesehen habe, hätte er es beim HRT zu etwas bringen können.«
    Venables beobachtete interessiert den Schaum auf seinem Bier. »Wahrscheinlich fragen Sie sich, was Randy Cove mit einem Redneck-Typen wie mir gemeinsam gehabt haben könnte.«
    »Ich habe flüchtig überlegt, ob ich Ihnen so eine Frage stellen soll.«
    »Wir sind zusammen aufgewachsen, an einem Seitenarm des Mississippi, der so winzig ist, dass er nicht mal einen Namen hat. Wir haben ständig zusammen Sport getrieben, aber da unten gab es sonst auch nicht viel zu tun. Und unser kleines Kaff war zwei Jahre in Folge Footballmeister des Staates. Und wir haben zusammen in Oklahoma gespielt.« Venables schüttelte den Kopf. »Randy war der beste Running-Back, den ich jemals gesehen habe, und die Sooners hatten mehr davon, als man meinen sollte. Ich war Fullback. Zuerst String, dann drei Jahre Running, genauso wie er. Hab bei jedem Spiel für Randy blockiert. Hab mich wie 'ne Dampflock ins Getümmel gestürzt, und fand es richtig toll, auch wenn ich jetzt allmählich die Nachwirkungen spüre. Wissen Sie, man musste Cove nur ein bisschen Luft machen, und schon ist der Junge losgestürmt. Während ich mich noch aus dem Knäuel von Armen und Beinen befreite, war er längst in der End-Zone, obwohl

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