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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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weil das Charlie-Team so oder so draufgegangen wäre. Aber beim nächsten Mal könnte es eine Rolle spielen.«
    Web starrte geradeaus. »Ich glaube, dieser Logik habe ich nichts entgegenzusetzen. Vielleicht sollte ich zur Fremdenlegion gehen. Bist du bewaffnet?«
    »Lügen Politiker?«
    Randall Cove wohnte am Rand von Fredericksburg in Virginia, etwa achtzig Kilometer südlich von Washington und seiner Arbeitsstelle. Das war ungefähr das Doppelte von Ann Lyles Fünfundzwanzig-Meilen-Regel, was den Mindestabstand betraf, den Undercover-Agenten zwischen ihrem Wohnort und ihrem Einsatzgebiet halten sollten. Coves Adresse war eine der Informationen, die Web durch seine verstohlenen Blicke in Bates' Akte gewonnen hatte.
    Es gelang ihnen, knapp dem Verkehr der Rushhour zu entgehen, und vierzig Minuten später bogen sie in die ruhige Vorstadtstraße, an der eine Reihe von Reißbretthäusern stand, von denen viele zu vermieten waren, wie aufgestellte Schilder verkündeten. In den Gärten tummelten sich keine Mütter und Kinder, obwohl das Wetter angenehm war, und an der Straße parkten nur wenige Autos. Das Viertel wirkte verlassen, aber das würde sich ändern, wenn die Pendler aus Washington und dem Norden von Virginia eintrafen. Diese Häuser wurden offensichtlich nur zum Schlafen benutzt, in erster Linie von Singles oder kinderlosen Paaren, die nur so lange blieben, bis sie genug verdienten, um sich eine größere Familie leisten zu können, und wegzogen. Web verstand, warum Cove entschieden hatte, hier zu wohnen. Keine neugierigen Nachbarn, jeder kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten, und niemand bemerkte, wenn Cove tagsüber zu Hause war. Schließlich gingen die meisten Undercover-Leute im Drogengeschäft hauptsächlich nachts auf die Jagd.
    Vor dem Haus stand ein Bucar mit Behördenkennzeichen »Die Babysitter des FBI«, sagte Romano. Web nickte und überlegte, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Er parkte hinter dem Dienstwagen, und sie stiegen aus.
    Der Agent drehte das Seitenfenster herunter, warf einen Blick auf Webs und Romanos Ausweise und musterte dann Webs Gesicht.
    »Sie sind inzwischen so berühmt, dass Sie sich eigentlich gar nicht mehr ausweisen müssen«, sagte der Agent, den Web nicht kannte. Ein junger Mann voller Tatendrang und mit glänzenden Karrierechancen, der wahrscheinlich gerade die Ungerechtigkeit des Lebens verfluchte, weil er ein Haus bewachen musste, das Randall Cove mit ziemlicher Sicherheit nie mehr aufsuchen würde. Der Mann stieg aus dem Wagen und streckte die Hand aus.
    »Chris Miller vom Richmond Feld Office.« Er zeigte ihnen seinen Ausweis, den er aus der rechten Brusttasche zog, sodass er die andere Hand zur Begrüßung frei hatte - genau, wie man es beim FBI lernte. Bei der Ausbildung wurde großer Wert auf diese kleinen Details gelegt. Web wusste auch, ohne dass er sich mit eigenen Augen davon überzeugen musste, dass Millers Jackett mit einer zweiten Lage gefüttert war, wo er seine Waffe trug, damit sie es nicht aufscheuerte. Genauso wusste Web, dass Miller in den Rückspiegel geblickt hatte, als der Wagen hinter ihm gehalten hatte, und dann in Webs Augen, weil die Augen einem viel über die Absichten einer Person verrieten.
    Die Männer gaben sich die Hände, und Web betrachtete das stille und dunkle Haus. »Sie halten hier rund um die Uhr Wache?«
    »Dreimal acht Stunden«, sagte Miller erschöpft. Er sah auf seine Uhr. »Und meine Schicht endet erst in drei Stunden.«
    Web lehnte sich gegen den Wagen. »Also scheint der Job nicht besonders aufregend zu sein?«
    »Nein. Es sei denn, Sie meinen den Kampf zwischen zwei Katzen, den ich vor etwa zwei Stunden verfolgt habe.« Er hielt inne, den Blick auf Web gerichtet, und dann platzte es aus ihm heraus: »Wissen Sie, ich denke seit einiger Zeit daran, mich für die Geiselrettung zu bewerben.«

    »Was soll ich sagen? Gute Leute können wir immer gebrauchen.« Und zwar genau sechs, dachte Web, um das Charlie-Team wieder aufzufüllen.

    »Ich habe gehört, die Prüfungen sollen die reinste Hölle sein.«
    Romano musste ein verächtliches Schnaufen unterdrücken. »Nehmen Sie alles, was Sie gehört haben, mal zehn, und dann kommen Sie der Wahrheit schon recht nahe.«
    Millers skeptischer Blick verriet, dass er Romano kein Wort glaubte. Er war jung und hatte ein maßloses Selbstvertrauen, was seine Fähigkeiten betraf. Eben ein typischer junger Mann.
    »Waren Sie in Waco?«, fragte Miller. Web und Romano nickten.

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