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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Gegend. Das mit Chris Miller machte ihn völlig fertig, und er beneidete die Leute nicht, die es seiner Frau sagen mussten. Er hoffte, dass Miller keine Kinder hatte, aber so ein Typ schien er nicht zu sein. Verdammt, es gab einfach zu viel Elend in der Welt. Schließlich kam er zum Schluss, dass er eine weitere Dosis altmodischer Polizeiarbeit brauchte.
    Web nahm den äußeren Ring des Capital Beltway zur Interstate 395, fuhr in Richtung Norden und lenkte den Mercury, den Bates ihm besorgt hatte, über die verfallene Fourteenth
    Street Bridge, auf die vor ein paar Jahren ein Flugzeug gestürzt war, das während eines Schneesturms vom National Airport gestartet war. Er hielt mit dem Wagen auf einen Stadtteil zu, in den sich, besonders zu dieser Stunde, nur wenige gesetzestreue Bürger wagten. Abgesehen von jenen, die sich verirrt hatten, oder jenen, die eine Waffe und eine Dienstmarke trugen.
    Web war mit der Gegend vertraut. Es war dieselbe Strecke, die seine Abteilung an ihrem letzten Abend auf Erden genommen hatte. Web wusste, dass der Wagen und seine Regierungs-Nummernschilder geradezu »FBI!« schrien, aber das war ihm egal. Eine Stunde lang fuhr er jede Sackgasse auf und ab, jede schmale Straße entlang, inspizierte jedes Loch in der Wand, das vielversprechend aussah. Mehrmals kamen ihm Streifenwagen entgegen, die herumschnüffelten, was hier mit einer Katze im Vogelhaus vergleichbar war. Der Ärger, den man suchte, war hier überall verdammt nah.
    Er wollte gerade aufgeben, als er sah, wie unter einer Straßenlampe etwas rot aufblitzte. Er bremste, nahm sein zuverlässiges Fernglas aus der Tasche und sah es sich genauer an. Wahrscheinlich war es nichts, denn hier liefen viele mit Stirntüchern rum, und viele davon waren rot. Rot für Blut: Sogar die Leute hier hatten einen Sinn für das Praktische und Humor, was ihre Arbeit betraf. Ein paar Sekunden später beschleunigte sich Webs Puls. Der Typ trug sogar dieselbe Kleidung. Ein Tank-Shirt über Hantel schultern und Shorts unterhalb der Arschspalte. Es war sein guter, alter Lieferant von Nebenan, spezialisiert auf gutes Crack und andere Drogen aus der Gasse, in der das Charlie-Team seine letzte Runde gedreht hatte.
    Web schaltete den Motor aus und stieg leise aus dem Wagen. Er überlegte, ob er sein Gewehr mitnehmen sollte, kam dann aber zum Schluss, dass die Pistole reichen würde. Es war nicht einfach, sich mit einem Gewehr in der Hand auf jemanden zu stürzen. Er zog die Pistole aus dem Holster und ging langsam die Straße entlang, hielt sich dabei in den Schatten. Vor ihm stand eine Straßenlampe, die er auf dem Weg zu dem Jungen passieren musste. Gerade, als er in ihren Lichtkegel trat, erklang irgendwo ein Schrei. Der Junge schaute auf und sah ihn. Web fluchte leise und lief los.
    »Hast du es noch immer auf mein Gewehr abgesehen?«, rief Web ihm zu, als er sich vorwärts drängte.
    Der Junge schoss die Gasse entlang. Web wusste, er sollte ihm nicht folgen, nicht einmal bewaffnet, und blieb stehen. Wenn er ohne jede Verstärkung diese Gasse entlanglief, konnte er sich gleich telefonisch einen Sarg bestellen. Es war aber trotzdem eine schwierige Entscheidung, denn Web wollte Bandanna Boy unbedingt haben. Er bemühte sich, hinter Zusammenhänge zu kommen, und vielleicht war Bandanna ja derjenige, der auf den Knopf der Fernsteuerung gedrückt hatte, die den Laser aktiviert hatte, der die Maschinengewehre ausgelöst hatte, die Webs liebste Freunde ins Vergessen geschickt hatten. Schließlich traf er eine Entscheidung. An einem anderen Abend, mein Freund. Und nächstes Mal werde ich erst aufhören, wenn ich die Hände um deinen verdammten Hals geschlossen habe.
    Web drehte sich um, um zu seinem Wagen zurückzugehen. Da sah er sie kommen. Sie schienen es nicht eilig zu haben. Es waren vielleicht ein Dutzend. Entlang den lang gezogenen Schatten an der Ziegelsteinmauer sah er die Palette der Waffen, die sie trugen. Von seinem Wagen abgeschnitten, lief Web geduckt die Gasse entlang. Er hörte, dass die Gruppe hinter ihm es ihm gleichtat.
    »Dumm gelaufen«, sagte er zu sich selbst. Er erkannte einen Hinterhalt, wenn er einen sah.
    Das Licht der Straßenlampe blieb schnell hinter ihm zurück, und Web konnte sich nur auf ein paar vereinzelte Lichtflecke vom Himmel und die Geräusche laufender Füße vor und hinter ihm verlassen. Leider waren in diesem Labyrinth mit seinen hohen Wänden die Echos keine zuverlässigen Führer. Web bog nach rechts und links ab, bis er

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