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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ich bewundere, was Sie alle da tun. Das wissen Sie hoffentlich.«
    Web sah sie an. Der Ausdruck in seinen Augen war fragend und voller Schmerz.
    »Gibt es noch etwas, was Sie belastet?«, fragte sie ruhig.
    »Diese FBI-Akte, die Sie bekommen haben. War darin zufällig auch etwas über Harry Sullivan enthalten? Seine Befragung?«
    Sie ließ sich mit der Antwort einen Augenblick Zeit. »Ja. Ich hatte mir überlegt, ob ich Ihnen davon erzählen sollte, hielt es dann aber für besser, wenn Sie es selbst herausfänden. Ich nehme an, das haben Sie getan.«
    »Ja«, sagte er verkniffen. »Ungefähr vierzehn Jahre zu spät.«
    »Ihr Vater hatte keinen Grund, irgendetwas Gutes über Sie zu sagen. Er würde die nächsten zwanzig Jahre im Gefängnis verbringen. Er hatte Sie eine Ewigkeit nicht gesehen. Und dennoch... «
    »Und dennoch sagte er, ich sei der beste FBI-Agent, den es je gab oder je geben würde, und man könne ihn zitieren.«
    »Ja«, sagte sie leise.
    »Vielleicht sollte ich mich eines Tages mit ihm treffen.«
    Claire erwiderte seinen Blick. »Das könnte wohl ziemlich traumatisch werden, Web, aber ich halte es auch für eine gute Idee.«
    »Eine Stimme aus der Vergangenheit?«
    »Irgendwie so etwas, ja.«
    »Da wir gerade von Stimmen sprechen, ich habe darüber nachgedacht, was Kevin Westbrook in jener Gasse zu mir gesagt hat.«
    Claire setzte sich auf. »>Donnerhall    »Was wissen Sie über Voodoo?«
    »Nicht viel. Glauben Sie, Kevin hat Sie mit einem Fluch belegt?«
    »Nein, die Leute hinter ihm. Ich weiß es nicht, ich denke nur laut.«
    Claire schaute zweifelnd drein. »Das wäre wohl möglich, Web. Aber ich würde mich nicht darauf verlassen, dass dies die Antwort ist.«
    Web knackte mit den Fingerknöcheln. »Da haben Sie wohl Recht. Okay, Doc, nehmen Sie Ihre Uhr heraus und lassen Sie sie pendeln.«
    »Ich benutze einen blauen Stift, wenn Sie nichts dagegen haben. Doch zuerst möchte ich, dass Sie sich in den Sessel da drüben setzen und sich entspannen. Man kann sich keiner Hypnose unterziehen, wenn man strammsteht, Web. Man muss sich entspannen, und ich werde Ihnen dabei helfen.«
    Web setzte sich in den Sessel und Claire nahm ihm gegenüber auf einem Sofa Platz.
    »Zuerst müssen wir die Mythen ansprechen, die sich um die Hypnose ranken. Wie ich bereits gesagt habe, handelt es sich nicht um ein Stadium der Bewusstlosigkeit, sondern vielmehr um einen veränderten Bewusstseinszustand. Ihr Gehirn wird die gleichen Gehirnwellenaktivitäten wie in einem entspannten Zustand aufweisen, den so genannten Alpha-Rhythmus. Während der Trance werden Sie unglaublich entspannt sein, gleichzeitig aber auch in einem erhöhten Zustand der Wahrnehmungs- und Aufnahmefähigkeit, und Sie werden die völlige Kontrolle über alles haben, was geschieht. Jede Hypnose ist eigentlich eine Selbsthypnose, und ich bin lediglich hier, um Sie an jenen Punkt zu führen, an dem Sie entspannt genug dafür sind, um diesen Zustand zu erreichen. Niemand kann jemanden hypnotisieren, der nicht hypnotisiert werden will, und man kann zu nichts gezwungen werden, was man eigentlich gar nicht tun will. Sie sind also vollkommen sicher. Sie werden nicht bellen wie ein Hund.« Sie lächelte ihn zuversichtlich an. 
    »Können Sie mir folgen?«
    Web nickte.
    Sie hielt den Stift hoch. »Würden Sie mir glauben, dass Freud  persönlich diesen Stift benutzt hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    Wieder lächelte sie. »Gut, das hat er nämlich auch nicht. Wir benutzen einen Gegenstand wie diesen, um Patienten zu hypnotisieren. Ich möchte, dass Sie sich jetzt mit den Augen völlig auf die Spitze dieses Stiftes konzentrieren.« Sie hielt den Stift ungefähr zwanzig Zentimeter vor Webs Gesicht und etwas oberhalb seiner normalen Blickhöhe. Web hob den Kopf und sah ihn an. »Nein, Web, Sie sollen nur die Augen benutzen.« Sie legte eine Hand auf seinen Kopf, um ihn gerade zu halten. Web musste jetzt nach oben blicken, um die Spitze zu sehen.
    »Das ist sehr gut, Web, sehr gut. Die meisten Leute ermüden sehr schnell, aber Sie bestimmt nicht. Ich weiß, dass Sie sehr stark und entschlossen sind, blicken Sie nur weiter, blicken Sie auf die Spitze des Stifts.« Ohne dass man es bemerkte, war Claires Stimme ganz ruhig geworden, ohne dabei monoton zu wirken. Während sie ihn ermutigte, kamen ihre Worte gleichmäßig und immer in derselben, beruhigenden Art.
    Eine Minute verging. Während Web weiterhin auf die Spitze blickte, sagte Claire: »Und blinzeln.«

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