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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Herkunft oder Rasse, war rot. Auf dieser Ebene waren alle gleich.
    Er lehnte an der Wand, als er die Sirenen hörte. Es war kein fairer Kampf gewesen. Doch beim letzten Mal war es auch kein fairer Kampf gewesen. Zumindest ein Teil von ihm hätte Genugtuung empfinden sollen. Doch Web London war einfach nur kotzübel. Das Töten war nie ein einfaches Geschäft, und vielleicht unterschied ihn gerade das von den Ernest B. Frees dieser Welt.
    Romano trat zu ihm. »Verdammt, woher sind die Schüsse gekommen?«
    Web schüttelte nur den Kopf.
    »Scheiße«, sagte Romano, »so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.«
    Web bemerkte das große Einschussloch in Romanos kugelsicherer Weste, durch das man das Kevlar darunter sehen konnte. Es befand sich in der Nähe seines Bauchnabels. Romano folgte Webs Blick und zuckte mit den Achseln, als sei es ein Moskitostich. »Ein paar Zentimeter tiefer, und Angie hätte sich ihren Spaß woanders holen müssen«, sagte er.
    Web versuchte, sich genau zu erinnern, was er wann gesehen und gehört hatte. Eins wusste er mit Sicherheit: Sie würden eine Menge Fragen über sich ergehen lassen müssen, und keine dieser Fragen war einfach zu beantworten. Er dachte an Pritchards Warnung. Sie hatten gerade zahlreiche Mitglieder der Gruppe aus gelöscht, die in Verdacht stand, ein Team des HRT getötet zu haben. Web und die anderen hatten im Prinzip das Feuer eröffnet und einen Haufen junger Knaben und alter Männer getötet, da sie von einer Quelle, die sie nicht identifizieren konnten, beschossen worden waren und weil Web gesehen hatte, dass einer von ihnen die Waffe hob und auf ihn richtete. Er hatte mit völliger Berechtigung gehandelt, aber ein böswilliger Mensch brauchte wenig, um daraus ein Süppchen zu kochen, das zum Himmel stank. Und in Washington, D.C. gab es pro Kopf mehr solcher Leute als irgendwo sonst auf der Erde.
    Web hörte, wie sich Schritte näherten. Bald würden die Offiziellen hier auftauchen, die Bates' dieser Welt. Sie würden herauszufinden versuchen, was, zum Teufel, hier geschehen war. Wie Romano schon gesagt hatte, das HRT war nur für die grobe Arbeit da. Tja, vielleicht war es diesmal schief gegangen.
    Web verspürte allmählich etwas, das er nie empfand, wenn die Kugeln flogen: Furcht.
    Mehr als eintausend Meter entfernt bewegte sich etwas im Wald, auf der hinteren Seite des Geländes, weit hinter den Wachen des HRT. Der Boden schien sich zu erheben, und die Gestalt eines Mannes schälte sich heraus, mit einem Präzisionsgewehr mit aufgeschraubtem Fernrohr in der Rechten. Es war dieselbe Waffe, mit der er Chris Miller vor Randall Coves Haus in Fredericksburg erschossen hatte.
    Das FBI ging wahrscheinlich davon aus, Web London sei das Ziel gewesen, aber da lag es falsch. Millers Tod war nur eine weitere Möglichkeit gewesen, noch mehr Elend in Web Londons Leben zu bringen. Und auch das, was der Mann gerade getan hatte, nämlich den Kampf zwischen den unglückseligen »Freien« und dem HRT anzuzetteln, diente einfach nur dazu, Londons Probleme zu vergrößern.
    Der Mann legte das mit Erde, Matsch, Tierkot, Blättern und anderen Dingen beschmierte Tuch zur Seite, das ihn mit der Umgebung hatte verschmelzen lassen, seine Version eines Ghillie-Anzugs. Er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, nur die Besten zu kopieren. Und zumindest im Augenblick waren die Männer vom HRT das Beste, und Web London galt als der Beste von ihnen allen. Diese Einschätzung rückte ihn ins Interesse des Mannes. Das war eine persönliche Sache. Eine sehr persönliche.
    Er faltete das Tuch zusammen und befestigte es an seinem Rucksack. Dann machte Clyde Macy sich lautlos davon. Ganz im Gegensatz zu seiner so stoischen Art musste der Mann einfach grinsen. Die Mission war erfüllt.

KAPITEL 44

    Da Randall Cove nach wie vor nichts über die Herkunft der Gruppe erfahren konnte, die Washington und Umgebung mit Oxy und ähnlichen Drogen versorgte, hatte er die Strategie geändert und setzte nun nicht mehr beim Lieferanten, sondern den Zwischenhändlern an. Mit den Informationen, die T ihm gegeben hatte, hatte er sich an Drogenschieber hängen können, die T zufolge in letzter Zeit mit diesen Betäubungsmitteln handelten. Es war schon erstaunlich, was ein Spitzel einem alles verriet, wenn man ihn verkehrt herum über einen dreißig Meter tiefen Abgrund hielt. Cove ging davon aus, dass die Bande sich irgendwann Nachschub besorgen musste. Diese neue Taktik hatte ihn heute Nacht hierher

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