Der Abgrund
meinen Verstand gegrillt hatten.«
»Eine einfache Deprogrammierung, nicht allzu schwierig für jemanden, der sich damit auskennt und weiß, was er tun muss.«
»Glück für mich, dass Sie so einer sind«, sagte Strait. Er hielt inne und grinste. »Und dass Sie nebenbei auch noch ins Drogengeschäft reinriechen durften. Das war ein kleiner Nebengewinn für Ihre Praxis.«
O'Bannon zuckte mit den Achseln. »Eins muss ich Ihnen lassen. Als Sie mit Ihrer Idee zu mir kamen, meine Praxisräume zu verwanzen und die Informationen an den Meistbietenden zu verkaufen... das war einfach genial.«
Strait grinste. »Tja, das FBI hat zahlreiche Quellen, und wir haben für ein wenig mehr Ausgewogenheit auf dem Spielfeld gesorgt. Aber es war ein sicheres Geschäft. Sie hatten die Informationen, und ich hatte die Leute, die sie brauchten, um in
Ruhe ihre Geschäfte zu betreiben, mich selbst eingeschlossen. Sie verdienen, ich verdiene und das FBI guckt in die Röhre. Was könnte besser sein?«
Als Gwen ihm von ihrem Plan erzählt hatte, sich an den Leuten zu rächen, die mit dem Tod ihres Sohnes zu tun hatten, hatte Strait begonnen, sich eingehend sowohl mit der Geiselrettung als auch mit Web London zu beschäftigen. Auf einer Pferdefarm aufgewachsen zu sein ließ einen Menschen in jeder Hinsicht methodisch vorgehen, wie Strait schon vor langer Zeit erkannt hatte. Man verschaffte sich alle Informationen, legte sich einen Plan zurecht und führte ihn anschließend aus.
Bis zu seiner Gefangennahme durch die Vietkong war Strait ein hervorragender Soldat gewesen und hatte seine Kompanie in zahlreiche Himmelfahrtsunternehmen hinein und sicher wieder heraus geführt. Er besaß eine Kiste voller Auszeichnungen als Beweis dafür; nicht dass er jemals besonderen Wert darauf gelegt hätte. Dann kam er dahinter, dass der Psychiater, der Web London behandelte, derselbe Ed O'Bannon war, den er in Vietnam gekannt hatte. Das hatte ihn auf die Idee gebracht, London und das HRT gleich mit in einen Hinterhalt zu locken; denn er wusste aus erster Hand, was Ed O'Bannon mit dem Verstand eines Menschen anstellen konnte.
Anfangs hatte O'Bannon nichts davon wissen wollen. Aber als Strait erfuhr, wie viele Angehörige polizeilicher Vollstreckungsorgane er als Patienten hatte, war er wieder zu O'Bannon gegangen und hatte sein Angebot wiederholt, seine Räume mit Wanzen zu versehen, die auf diesem Weg erhaltenen Informationen an die Syndikate zu verkaufen und den Profit mit dem guten Doktor fiftyfifty zu teilen. Zu seinem Glück war die Habgier des Mannes im Lauf der Jahre nicht geringer geworden.
Einige der abgehörten psychiatrischen Sitzungen hatten Strait auch alle Informationen geliefert, die er brauchte, um dem HRT eine Falle zu stellen. Er hatte O'Bannon nie etwas von seinem Oxycodon-Handel erzählt, weil der dann bestimmt auch davon seinen Anteil verlangt hätte. Und jetzt hatte Strait bereits einen Partner in Gwen Canfield. Zwanzig Prozent, verdammt! Aber er musste zugeben, die vergangene Nacht war es wert gewesen.
»Ich war ziemlich überrascht, als Sie Claire Daniels zu uns brachten«, sagte Nemo. »Obwohl ich mir so etwas eigentlich hätte denken können. Als Sie mir erzählten, dass London Sie konsultiert, wusste ich, dass es irgendwann Probleme geben würde.«
»Ich habe versucht, ihn bei mir zu halten. Aber wie ich schon sagte, ich durfte nicht zu heftig drängen, um keinen Verdacht zu wecken. Den größten Teil seiner Akte habe ich ihr natürlich vorenthalten. Und Sie waren die Einzigen, an die ich mich wenden konnte.«
»Das haben Sie ganz richtig gemacht. Eins kann ich Ihnen garantieren: Sie wird nie vor Gericht gegen Sie aussagen.«
O'Bannon schüttelte den Kopf. »Es ist nur schwer zu glauben, dass es vorbei ist.«
»Nun, wir haben doch gut zusammengearbeitet.«
»Jedenfalls tut's mir nicht Leid«, meinte O'Bannon.
»Ich glaube, Sie haben für unsere Regierung nicht allzu viel übrig.«
»Nach dem, was ich in Vietnam gesehen habe? Nein. Und meine Arbeit fürs FBI hat nicht viel an meiner Meinung geändert.«
»Nun, ich wette, Sie haben sich einen kleinen Notgroschen zurückgelegt, um einen flotten Lebensabend zu verbringen.«
O'Bannon nickte. »In dieser Hinsicht habe ich vorgesorgt. Jetzt hoffe ich nur noch, dass ich Gelegenheit bekomme, die Früchte meiner Arbeit zu genießen.«
»Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Doc, für all Ihre Hilfe. Das mit London haben Sie einfach perfekt gemacht.«
»Mit seinem Hintergrund,
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