Der Abgrund
das Glück ihm beistand. Obwohl er so mutig getan hatte, waren vier gegen einen keine guten Aussichten. Er konnte drei von ihnen erwischen und trotzdem vom vierten erledigt werden. Und da war noch der der Heckenschütze im Hinterhalt.
Er ging in die Hocke und kroch an den Büschen entlang, die den Pool umgaben. Schüsse fielen, aber er erwiderte sie nicht, denn die Kugeln verfehlten ihn weit, und das Mündungsfeuer verriet ihm, wo seine Kontrahenten waren. Er blieb in Bewegung und achtete weiterhin auf die Mündungsblitze. Jedes Mal, wenn ein Schuss fiel, prägte er sich die Position ein. Diese Typen waren Amateure, aber selbst Amateure konnten Glück haben, besonders, wenn sie in der Überzahl waren. Er ging wieder in die Hocke und sah den Jungen neben dem Pool. Er bewegte sich nicht, und Romano dachte schon, dass einer der Schüsse vielleicht sein Ziel gefunden hatte. Aber dann hob der Kleine leicht den Kopf. Romano setzte die Nachtsichtbrille auf, und nun erkannte er das Problem des Jungen: Seine Beine waren noch stramm gefesselt.
Romano blieb in Bewegung, brachte eine gewisse Entfernung zwischen sich und den Feind. Er brauchte diese Distanz, damit er sein Gewehr benutzen konnte. Er hatte das Nachtsichtfernrohr aufgeschraubt und brauchte nur einen Hauch von Licht, um arbeiten zu können. Er wollte die Zahl der Feinde auf drei oder sogar einen reduzieren und dann mit den Pistolen reingehen. Im Kampf Mann gegen Mann würde Romano jedes Mal gewinnen.
Er würde nach dem Lehrbuch vorgehen. Ihre Mündungssignaturen lesen. In Bewegung bleiben. Sie umgehen. Dann reingehen, einen oder zwei umlegen, die anderen würden die Nerven verlieren und sich verraten, vielleicht sogar fliehen, und er würde das Präzisionsgewehr benutzen, darauf warten, dass sie die Todeszone betraten, und dann würde alles vorbei sein.
»He, Romano«, rief eine Stimme, »kommen Sie jetzt raus, und zwar ohne Waffe.«
Romano sagte nichts. Er konzentrierte sich darauf, die exakte Position dieser Stimme zu bestimmen, damit er sie zum Schweigen bringen konnte. Er glaubte, sie als die des Arbeiters zu erkennen, mit dem er an seinem ersten Tag auf der Farm aneinander geraten war, war sich aber nicht ganz sicher.
»Romano, ich hoffe, Sie hören mir zu, denn Sie haben fünf Sekunden, um rauszukommen, oder ich schieße dem Jungen eine Kugel in den Kopf.«
Romano fluchte leise, während er sich dem Ursprung der Stimme weiterhin näherte. Er wollte den Jungen nicht sterben lassen, aber wenn er seine Deckung aufgab, würden sowohl er als auch Kevin Westbrook sterben. Romano würde niemals auf dieses Spiel eingehen, und er konnte nur versuchen, sie alle zu töten, bevor sie an den Jungen herankamen, was natürlich ziemlich unmöglich war.
»Tut mir Leid, Junge«, murmelte er, während er seine Schussposition einnahm.
Der Mann, der gesprochen hatte, war in der Tat der Bursche, den Romano am Pferdezentrum niedergeschlagen hatte. Er kroch auf dem Bauch vorwärts, eine Pistole in der Hand. Er hielt inne, zählte stumm bis fünf und rief erneut. »Letzte Chance, HRT-Mann.« Er wartete einen Augenblick, zuckte mit den Schultern und zielte aus der Deckung der Büsche direkt auf Kevin Westbrooks Kopf. Der Mann war kein begnadeter Schütze, aber diese Hinrichtung erforderte wirklich kein großes Können.
Dem Mann wurde die gesamte Luft aus den Lungen getrieben, als der Riese aus der Deckung brach und ihm einen so harten Schlag versetzte, dass er etwa zwei Meter weiter neben dem Pool aufschlug. Der große Mann lief zu dem Jungen und riss ihn mit einem gewaltigen Arm hoch. Dann drehte Francis Westbrook sich um und rannte mit seinem Sohn in die Nacht davon, noch während er mit seiner Pistole über die Schulter schoss.
Ein anderer Mann sprang aus seiner Deckung auf und zielte auf Westbrooks breiten Rücken. Er wollte gerade schießen, als Romano aus seiner Deckung kam und ihn niederschoss. Er wusste nicht, dass der große Mann Francis Westbrook war, aber Romano würde nicht tatenlos zusehen, wie jemand in den Rücken geschossen wurde. Das einzige Problem war, dass er seine Position enthüllte und eine Kugel ins Bein abbekam, weil er so ein netter Kerl war. Romano wollte davonkriechen, fand sich aber einer Reihe von Pistolen gegenüber, die auf ihn gerichtet waren. Er wurde zum Pool geschleift, und drei Männer bauten sich über ihm auf.
»Verdammte Scheiße, das HRT ist doch nicht so heiß«, sagte einer und versetzte Romano ein paar Tritte.
»Knall ihn doch
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