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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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gepanzerten Personentransporter des Teams, den die Armee ausgemustert und ihnen überlassen hatte. Sein Blick schweifte über die Reihe der abgestellten Suburbans. Diese Fahrzeuge waren umgebaut worden und verfügten nun über eine Art Feuerwehrleiter, sodass man damit an ein Gebäude heranfahren und über die Leiter - Überraschung! - direkt in ein Verbrechernest im fünften Stock gelangen konnte. Da standen Lastwagen, mit denen sie ihre Ausrüstung transportierten, Jet-Skis, Catering-Fahrzeuge und ein Boot mit fester Hülle und aufblasbarem Deck, das von Navy-SEALs entworfen worden war. Das Ding war mit einem Chrysler V- 8 in zweifacher Ausfertigung ausgestattet, was sich ungefähr so anfühlte, als ob man sich in einem Gebäude hielt, das gerade mit einer Abrissbirne zerlegt wurde. Web war bei zahlreichen Gelegenheiten damit gefahren - und hatte diese Einsätze sogar überlebt!
    Sie hatten alles da, ob sie Ausrüstung für einen Dschungelangriff oder eine Arktisexpedition benötigten. Sie trainierten für alle Eventualitäten, sie benutzten alles, was sie hatten. Trotzdem konnten sie jederzeit vom Zufall überrascht werden, vom tollpatschigen Glück eines unterlegenen Gegners oder durch die sorgsame Planung und das Insiderwissen eines Verräters.
    Es begann zu regnen, also suchte Web im Innern des Trainingsgebäudes Schutz. Es war wie ein großes Lagerhaus angelegt, mit langen Gängen, die Hotelkorridore simulieren sollten, und beweglichen, gummiverkleideten Wänden. Es erinnerte sehr an eine Studiohalle in Hollywood. Wenn sie das Glück hatten, an den Grundriss eines Zielobjekts zu gelangen, wurde er hier rekonstruiert, damit sie den Einsatz unter realistischen Bedingungen trainieren konnten. Die letzten Kulissen, die sie hier aufgebaut hatten, waren die für die Mission gewesen, bei der Charlie ausgelöscht worden war. Als Web die Bauten musterte, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass er das Innere ihres Zielobjekts niemals gesehen hatte. Sie hatten die Vordertür nie erreicht. Er hoffte, dass diese Kulissen bald demontiert wurden, damit sie sich auf die nächste Mission vorbereiten konnten. Es hätte nicht schlimmer kommen können.
    Die Gummiwände waren dazu da, die Kugeln zu absorbieren, weil die Geiselrettung häufig mit echter Munition trainierte. Treppen bestanden aus Holz, sodass es nicht zu Querschlägern kam. Das Team hatte jedoch feststellen müssen - zum Glück ohne ernsthafte Verletzungen -, dass die Nägel im Holz eine Kugel auf unberechenbaren Bahnen zurückprallen lassen konnte. Web kam an dem nachgebauten Flugzeugrumpf vorbei, an dem sie das Vorgehen bei einer Geiselnahme üben konnten. Das Modell hing an den Dachsparren und ließ sich in unterschiedliche Höhen hieven.
    Wie viele imaginäre Terroristen hatte er hier drinnen schon erschossen? Das Training hatte sich gelohnt, denn er hatte echte Geiselnehmer getötet, die in Rom ein amerikanisches Flugzeug in ihre Gewalt gebracht hatten. Sie hatten angeordnet, zuerst in die Türkei und dann nach Manila weiterzufliegen. Web und seine Leute waren zwei Stunden, nachdem die Entführung bekannt geworden war, von der Andrews Air Force Base aufgebrochen und hatten sich ihnen an die Fersen geheftet. Sie waren dem entführten Flugzeug in ihrer USAF C141 gefolgt, bis die Terroristen in Manila gelandet waren, um die Maschine aufzutanken. Sie hatten zwei getötete Geiseln nach draußen geworfen, beide Amerikaner, eine davon ein vierjähriges Mädchen. Es sollte ein politisches Statement sein, wie sie stolz bekannt gaben. Es war das letzte Statement, das sie jemals abgeben sollten.
    Der Start des entführten Flugzeugs war zuerst durch das Wetter und dann durch ein technisches Problem verzögert worden. Gegen Mitternacht Ortszeit hatten Web und das Charlie-Team die Maschine in der Verkleidung von Technikern bestiegen. Drei Minuten später waren fünf Terroristen tot und die restlichen Geiseln in Sicherheit. Web hatte einen mit seiner 45er durch die Diet-Coke-Dose erschossen, aus der der Kerl gerade trank. Bis zum heutigen Tag brachte er es nicht fertig, dieses Zeug zu trinken. Doch er hatte es nie bedauert, geschossen zu haben. Das Bild der Leiche eines unschuldigen kleinen Mädchens auf dem Rollfeld - für Web spielte es keine Rolle, ob sie Amerikanerin, Iranerin, Japanerin oder sonst was war - genügte ihm als Motivation, dieser Form von Menschenverachtung weiterhin mit der Waffe entgegenzutreten. Diese Kerle konnten mit jeder weltpolitischen Unterdrückung

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