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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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aber sie würde ihn nicht anrufen, weil sie bestimmt gesehen hatte, wie er mit dem Wagen gekommen war. Es musste das Büro sein. Und das konnte eigentlich nur bedeuten, dass etwas geschehen war, das seinen restlichen Abend beanspruchen würde. Vielleicht war es sogar erforderlich, dass er auf dem Absatz kehrtmachen und in die Stadt zurückfahren musste.
    Er zog das Handy aus der Tasche und sah, dass die Nummer des Anrufers nicht angezeigt werden konnte. Kurz überlegte er, ob er den Anruf gar nicht entgegennehmen sollte. Aber das war einfach nicht Fred Watkins' Art. Vielleicht hatte sich jemand einfach nur verwählt, aber es konnte auch etwas Wichtiges sein. Nein, heute Abend würde er wohl nicht zum Grillen kommen, dachte er, als er die Taste drückte.
    Man fand die Überreste von Fred Watkins in den Büschen auf dem Grundstück, das seinem Haus auf der Straße gegenüberlag. Als er sein Handy eingeschaltet hatte, entzündete der winzige elektrische Funke das Gas in seinem Haus. Er hatte es nicht gerochen, als er die Tür öffnete, weil der Grillduft von nebenan alles andere überdeckte. Aus irgendeinem Grund hatte seine Aktentasche die Explosion überstanden, die das Haus in Trümmer gelegt hatte. Am Griff hing noch seine Hand, die praktisch nur noch aus Knochen bestand. Die wertvollen Dokumente waren intakt und konnten dem Staatsanwalt übergeben werden, der sie von dem Verstorbenen übernahm.
    Auch die Leichen seiner Frau und der Kinder wurden in den Trümmern gefunden. Die Autopsie ergab, dass sie bereits vor der Explosion erstickt waren. Es dauerte vier Stunden, um das Feuer zu löschen, das auf zwei weitere Häuser in der Nachbarschaft übergriff. Zum Glück wurden keine weiteren Personen ernsthaft verletzt. Nur die Familie Watkins war mit einem Schlag ausgelöscht worden. Die Frage, wie er und seine Frau nach einem Leben voller Arbeit ihren Ruhestand verbringen würden, hatte sich erledigt. Man hatte keine Schwierigkeiten, Watkins' Handy zu finden, weil es fest mit seiner Hand verschmolzen war.
    Ungefähr zur selben Zeit und 150 Kilometer südlich von der Explosion, in der Fred Watkins sein Leben aushauchte, stieg in Richmond der Richter Louis Leadbetter unter den wachsamen Blicken eines Polizeibeamten in einen wartenden Wagen. Leadbetter arbeitete seit zwei Jahren am Bundesgericht, seit er von seinem Posten als oberster Richter am Bezirksgericht von Richmond befördert worden war. Aufgrund seiner Jugend - er war erst sechsundvierzig - und seiner außergewöhnlichen juristischen Fähigkeiten hatten viele Leute in einflussreichen Stellen ein Auge auf Leadbetter geworfen und betrachteten ihn als aussichtsreichen Kandidaten für das Vierte Bezirksberufungsgericht, der eines Tages vielleicht sogar einen Sitz im Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten übernehmen würde. In den juristischen Schützengräben hatte Leadbetter zahlreiche Prozesse geleitet, die von unterschiedlichster Komplexität und emotionaler Brisanz gewesen waren, bis hin zum potenziellen Vulkanausbruch. Mehrere Männer, die er zu Haftstrafen verurteilt hatte, hatten sein Leben bedroht. Einmal wäre er beinahe zum Opfer einer Briefbombe geworden, die von weißen Rassisten geschickt worden war, die nicht mit Leadbetters unerschütterlicher Überzeugung einverstanden waren, dass alle Menschen ungeachtet ihrer Religion, Hautfarbe oder ethnischen Zugehörigkeit unter den Augen Gottes und des Gesetzes gleich waren. Diese Vorfälle machten erforderlich, dass Leadbetter besonderen Personenschutz erhielt, und es war in letzter Zeit zu Entwicklungen gekommen, die weiteren Anlass zur Sorge um seine Sicherheit gaben.
    Ein Mann, der geschworen hatte, Rache an Leadbetter zu nehmen, war in einer gewagten Aktion aus dem Gefängnis entflohen. Die Haftanstalt lag sehr weit entfernt, und die Drohungen waren vor vielen Jahren geäußert worden, aber die Verantwortlichen wollten kein Risiko eingehen und diesen fähigen Richter auf keinen Fall verlieren. Leadbetter wollte einfach nur so leben, wie er immer gelebt hatte, und war nicht sehr von den verschärften Sicherheitsmaßnahmen angetan. Doch nachdem er einmal knapp dem Tod entronnen war, hatte er eingesehen, dass die Besorgnis berechtigt war. Außerdem wollte er nicht durch die Hand eines gemeinen Kriminellen sterben, der nichts Besseres verdient hatte, als im Gefängnis zu verfaulen. Eine solche Genugtuung wollte der Richter niemandem gönnen.
    »Gibt es Neuigkeiten über Free?«, fragte er den U.S.

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