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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sah er nirgends, aber sie würde unter so vielen Anwesenden auch nur schwer zu entdecken sein.
    Lange Zeit rührte sich niemand, und es fiel kein Wort. Dennoch schien es Simon, als gebe es verborgene Strömungen, die ganz dicht an ihm vorbeiflossen, ohne dass sie ihn erreichten, ein feines Netz von Mitteilungen, das alle im Raum – außer ihn – miteinander verband. Er war jedoch feinfühlig genug, die Anspannung der sonst so gelassenen Sithi, das deutliche Gefühl ängstlicher Erwartung zu spüren. Es lag ein Prickeln in der Luft, als sei ein Gewitter voller Blitze im Anzug.
    Simon fragte sich bereits, ob es den ganzen Nachmittag so bleiben würde – als hätte sich ein Rudel rivalisierender Katzen auf einerMauer versammelt, um einander stumm anzustarren, bis die Schwächeren aufgaben –, als endlich Shima’onari aufstand und zu sprechen begann. Diesmal mühte sich der Herrscher von Jao é-Tinukai’i nicht mit Simons Westerling ab, sondern bediente sich der melodischen Sithisprache. Er redete eine ganze Weile und unterstrich seinen Monolog mit anmutigen Handbewegungen. Wenn er einzelne Worte betonte, wehten die Ärmel seines blassgelben Gewandes. Für Simon bedeutete sein Vortrag eine einzige verwirrende Verständnislosigkeit.
    »Mein Vater spricht von Amerasu und bittet uns, ihr zuzuhören«, übersetzte Jiriki flüsternd. Simon konnte das nicht recht glauben. Für diese wenigen Worte schien Shima’onari unverhältnismäßig viel Zeit gebraucht zu haben. Simon ließ seinen Blick durch das Yásira und über die ernsten Katzenaugengesichter schweifen. Was immer Jirikis Vater auch erzählte, es fand die ungeteilte und fast beängstigend intensive Aufmerksamkeit seines Volkes.
    Als Shima’onari geendet hatte, stand Likimeya auf. Alle Augen wandten sich ihr zu. Auch sie hielt eine lange Rede in der Sprache der Zida’ya.
    »Sie sagt, dass Amerasu sehr weise ist«, erläuterte Jiriki. Simon musste lächeln.
    Als auch Likimeya schloss, stieg ein großer, sanfter Seufzer auf, als hätten alle in der Halle Versammelten auf einmal den angehaltenen Atem ausgestoßen. Auch Simon atmete verstohlen auf, sehr erleichtert, denn als das unverständliche Murmeln der Sithiworte nicht aufhören wollte, war es ihm immer schwerer gefallen, sich zu konzentrieren. Selbst die Schmetterlinge über ihnen waren unruhig geworden, und die farbenprächtigen Sonnenmuster ihrer Flügel huschten rastlos durch die riesige Halle.
    Als Letzte erhob sich Amerasu. Sie schien weit weniger hinfällig zu sein als in ihrem eigenen Heim. Damals hatte sie Simon an eine gemarterte Heilige erinnert, aber jetzt erkannte er, dass sie etwas von einem Engel hatte, eine Macht, die sanft vor sich hin glühte, notfalls aber auch in blendendweißer Helligkeit auflodern konnte. Ihr langes Haar wehte in einem Windhauch, der vielleicht vom sachten Fächeln einer Million Flügel stammte.
    »Ich sehe, dass das Menschenkind hier ist«, begann sie, »darum will ich so sprechen, dass er es versteht. Vieles von dem, was ich sagen werde, weiß ich von ihm. Es ist sein Recht, es zu hören.«
    Mehrere Sithi drehten sich um und musterten Simon mit ausdruckslosem Blick. Überrascht ließ er das Kinn sinken und schaute auf seine Brust, bis sie sich wieder abgewandt hatten.
    »Tatsächlich kann es sein«, fuhr Amerasu fort, »so seltsam das auch klingen mag, dass einiges von dem, was ich erzählen muss, besser zu den Sprachen der Sudhoda’ya passt. Die Sterblichen haben stets unter dem einen oder anderen Schatten gelebt. Das ist einer der Gründe, weshalb wir sie damals, als wir nach Osten Ard kamen, ›Kinder des Sonnenuntergangs‹ nannten.« Sie hielt inne. »Die Menschenkinder, die Sterblichen, machen sich viele Gedanken über das, was nach ihrem Tod geschieht, und streiten sich, wer dabei recht und wer unrecht hat. Oft führen diese Auseinandersetzungen dazu, dass Blut vergossen wird, als wollten die Menschen Boten entsenden, um die Antwort auf ihre Fragen herauszufinden. Doch soweit ich die Philosophie der Sterblichen kenne, sind diese Boten nie zurückgekehrt, um ihren Brüdern das kleine Stück Weisheit zu bringen, nach dem sie sich so sehnen.
    Aber es gibt unter den Sterblichen Geschichten, dass manche dieser Toten dennoch wiederkehren, als körperlose Geister, obwohl sie auch in dieser Form die Antworten schuldig bleiben. Diese Geister oder Gespenster sind stumme Erinnerungen an den Schatten des Todes. Wer ihren heimatlosen Spukgestalten begegnet, spricht von einer

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