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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wenn er es will.«
      Sie gingen zum Mercedes zurück. »Ich nehme doch an«, sagte Schellenberg, »daß wir diesem Vargas trauen können?«
      Canaris wurde ernst. »Ich bin der erste, der zugibt, daß unsere Operationen in England schiefgegangen sind. Es war ein genialer Einfall des britischen Geheimdienstes, unsere Agenten nicht mehr zu erschießen, wenn er sie schnappte, sondern sie statt dessen zu Doppelagenten zu machen.«
      »Auch Vargas?«
      »Sicher kann man nie sein, aber ich glaube eigentlich nicht. Da ist erst mal seine Stellung in der Spanischen Botschaft und die Tatsache, daß er nur gelegentlich aktiv ist, und das auch noch auf eigene Faust, ohne Auftrag. Er unterhält keine Kontakte zu anderen Agenten in England, verstehen Sie?« Sie hatten den Wagen erreicht. Er lächelte. »Sonst noch etwas?«
      Schellenberg mußte darauf zu sprechen kommen, ihm bedeutete dieser Mann sehr viel. »Wie Sie sicher wissen, gab es wieder einen Attentatsversuch auf das Leben des Führers, diesmal in Rastenburg. Dabei sind die Bomben, die der beteiligte junge Offizier beförderte, zu früh losgegangen.«
    »Sehr unvorsichtig von ihm. Was wollen Sie mir damit sagen,
    Walter?«
      »Daß Sie sich um Gottes willen in acht nehmen sollen. Es herrschen gefährliche Zeiten.«
      »Aber Walter. Ich habe niemals viel von der Idee gehalten, den Führer zu ermorden.« Der Admiral schwang sich wieder in den Sattel und ergriff die Zügel. »So erstrebenswert diese Möglichkeit einigen Leuten auch vorkommen mag. Soll ich Ihnen auch verraten, warum?«
      »Ich werde Sie nicht daran hindern können.«
      »Stalingrad kostete uns, dank der Dummheit des Führers,
    achtundfünfzigtausend Tote. Und zweihunderttausend Gefangene, zweiundzwanzig Generäle inklusive. Die größte Niederlage, die wir je erleiden mußten. Ein Desaster folgt auf das andere, dank unserem Führer.« Er lachte rauh. »Erkennen Sie denn nicht die grausame Logik, mein Freund? Je länger er lebt, desto kürzer wird der Krieg für uns.«
      Er gab seinem Pferd die Sporen, die Dackel jagten hechelnd hinterher, und er verschwand im Galopp zwischen den Bäumen.
      Zurück in seinem Büro wechselte Schellenberg im Badezimmer die Kleidung und stieg in einen hellgrauen Flanellanzug. Währenddessen unterhielt er sich durch die offene Tür mit Ilse Huber und informierte sie über seinen neuen Auftrag.
      »Was halten Sie davon?« fragte er, als er herauskam. »Klüger wie ein Märchen der Gebrüder Grimm, nicht wahr?«
      »Eher schon wie eine Gruselgeschichte«, erwiderte sie und hielt ihm den schwarzen Ledermantel entgegen.
      »Zwischenlandung zum Auftanken in Madrid, und dann geht es gleich weiter. Wir dürften am späten Nachmittag in Lissabon eintreffen.«
      Er schlüpfte in den Mantel, setzte einen weichen Filzhut auf und griff nach dem Reisekoffer, den sie gepackt hatte. »Ich erwarte in spätestens zwei Tagen eine Nachricht von Rivera. Warten Sie sechsunddreißig Stunden, und dann machen Sie ihm ein bißchen Druck.« Er küßte sie auf die Wange. »Passen Sie auf sich auf, Ilse. Bis bald.« Und schon war er fort.
      Das Flugzeug war eine JU52, dreimotorig und mit dem charakteristischen Wellblechrumpf. Während sie langsam abhob und die Luftwaffenbasis am Rand von Berlin unter ihr versank, löste Schellenberg den Sitzgurt und griff nach seiner Aktentasche. Berger, der auf der anderen Seite des Mittelgangs saß, lächelte.
      »War der Admiral wohlauf, Herr General?«
      Das war nicht besonders klug von dir, dachte Schellenberg. Eigentlich solltest du gar nicht wissen, daß ich ihn getroffen habe.
      Er erwiderte das Lächeln. »Er wirkte wie immer.«
      Dann öffnete er die Aktentasche und begann den Bericht über Devlin zu studieren, ein Foto von ihm lag auch dabei. Nach einer Weile unterbrach er die Lektüre und schaute aus dem Fenster. Dabei rief er sich ins Gedächtnis, was Canaris über Hitler gesagt hatte.
       Je länger er lebt, desto kürzer wird der Krieg für uns.
      Seltsam, wie dieser Gedanke sich in seinem Kopf festsetzte und einfach nicht mehr verschwinden wollte.

    3

      Baron Oswald von Hoyningen-Heune, der Gesandte der deutschen Mission in Lissabon, war ein Freund, ein Aristokrat alter Schule. Mit den Nazis hatte er ebenfalls wenig am Hut. Er freute sich, Schellenberg wiederzusehen, und machte daraus keinen Hehl.
      »Mein lieber Walter. Wie schön, daß du da bist. Wie ist es in Berlin?«
      »Kälter

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