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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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als hier«, antwortete Schellenberg, während sie durch die Glastür traten und an einem Tisch auf der Terrasse Platz nahmen. Der Garten bot einen prächtigen Anblick, Blumen, wohin man sah. Ein Hausdiener in weißer Leinenjacke servierte Kaffee auf einem Tablett, und Schellenberg seufzte. »Ja, jetzt kann ich verstehen, daß du lieber hierbleibst, als nach Berlin zurückzukehren. Lissabon ist in diesen Tagen wirklich der angenehmste Aufenthaltsort.«
      »Ich weiß«, pflichtete der Baron ihm bei. »Die ständige Sorge meiner Angestellten ist die, daß sie irgendwann versetzt werden könnten.« Er schenkte Kaffee ein. »Eigentlich ein seltsamer Termin, um herzukommen, Walter. Ausgerechnet zu Weihnachten.«
      »Du kennst ja Onkel Heini, wenn er sich in etwas verbissen hat«, meinte Schellenberg und benutzte den Spitznamen, der in der SS hinter Himmlers Rücken kursierte.
      »Es muß etwas Wichtiges sein«, sagte der Baron. »Vor allem, wenn man dich schickt.«
      »Es gibt da einen Mann, den wir brauchen, einen Iren - Liam Devlin.« Schellenberg holte Devlins Foto aus der Tasche und reichte es über den Tisch. »Er hat mal eine Zeitlang für die Abwehr gearbeitet. Er war unser IRA-Kontakt. Neulich ist er aus einem holländischen Krankenhaus abgehauen. Laut unseren Informationen hält er sich in Lissabon auf und arbeitet als Barkeeper in einem Club in der Alfama.«
      »In der Altstadt?« Der Baron nickte. »Wenn er Ire ist, dann brauche ich wohl kaum darauf hinzuweisen, daß er damit offiziell einer neutralen Nation angehört und sozusagen unantastbar ist. Eine ziemlich delikate Angelegenheit.«
      »Härtere Maßnahmen werden wohl auch nicht nötig sein«, wiegelte Schellenberg ab. »Ich hoffe, wir können ihn überreden, in Frieden mitzukommen. Ich kann ihm einen Job anbieten, der ihm ziemlich viel Geld bringt.«
      »Schön«, sagte der Baron. »Denk nur stets daran, daß unsere portugiesischen Freunde auf ihre Neutralität pochen. Vor allem jetzt, wo der Endsieg immer unwahrscheinlicher wird. Allerdings sollte Hauptmann Eggar, mein hiesiger Polizeiattache, in der Lage sein, dir zu helfen.« Er griff nach dem Telefon und sprach kurz mit einem Angestellten. Als er den Hörer auflegte, bemerkte er: »Ich habe deinen Begleiter kurz sehen können.«
      »Sturmbannführer Horst Berger - Gestapo«, sagte Schellenberg.
      »Du scheinst dich über ihn nicht gerade zu freuen.«
      »Er ist ein Weihnachtsgeschenk vom Reichsführer. Ich hatte
    leider keine Wahl.«
      »Ist es so ernst?«
      Es klopfte an der Tür, und ein Mann um die Vierzig trat ein.
    Er hatte einen kräftigen Schnurrbart und trug einen braunen Gabardineanzug, der nicht allzugut saß. Ein typischer Berufspolizist. Schellenberg kannte den Typ.
      »Aha. da sind Sie ja, Eggar. Sie kennen doch General Schellenberg, nicht wahr?«
      »Natürlich. Sehr erfreut, Sie wiederzusehen. Wir haben uns während der Windsor-Affäre neunzehnhundertvierzig
    kennengelernt.«
      »Nun ja, diese Zeit wollen wir lieber aus dem Gedächtnis streichen.« Schellenberg zeigte ihm Devlins Foto. »Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
      Eggar betrachtete das Bild eingehend. »Nein, Herr General.«
      »Er ist ein Ire, Ex-IRA-Mitglied, wenn man diesen Verein überhaupt jemals verlassen kann, fünfunddreißig Jahre alt. Er war mal für die Abwehr tätig. Wir wollen ihn zurückholen. Nach unseren jüngsten Informationen arbeitet er als Kellner in einer Bar namens Flamingo.«
      »Ich kenne den Laden.«
      »Gut. Sie treffen meinen Assistenten, Major Berger von der Gestapo, draußen. Holen Sie ihn herein.« Eggar ging hinaus und kehrte mit Berger zurück. Schellenberg machte die Anwesenden miteinander bekannt. »Baron von Hoyningen-Heune, Gesandter in der Mission, und Hauptmann Eggar, Polizeiattache. Sturmbannführer Berger.« Berger nickte förmlich und schlug die Hacken zusammen. In seinem dunklen Anzug und mit seinem verunstalteten Gesicht strahlte er eine gespenstische Kälte aus. »Hauptmann Eggar kennt diese Fl amingo-Bar. Ich möchte, daß Sie ihn dorthin begleiten und in Erfahrung bringen, ob Devlin noch dort beschäftigt ist. Wenn ja, dann werden Sie auf keinen Fall, ich wiederhole, auf gar keinen Fall mit ihm Kontakt aufnehmen. Sie geben mir nur Bescheid.« Berger zeigte keinerlei Reaktion und wandte sich zur Tür. Während er sie öffnete, hakte Schellenberg noch einmal nach. »Während der dreißiger Jahre war Liam Devlin einer der

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