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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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politischen Sturz und führte zu einem intensiven Kontakt mit Sir Oswald Mosley und dem British Fascist Movement.
      Bei all dem wurde er von Lavinia tatkräftig unterstützt, obgleich sie mehr daran interessiert war, sie beide halbwegs über Wasser zu halten und das Anwesen nicht zu verlieren. Enttäuscht von der Art und Weise, wie die Gesellschaft sich verändert hatte, betrachteten sie Hitler als Hoffnungsträger und bewunderten, was er für Deutschland leistete. Viele, die in einer ähnlichen Lage waren, fühlten wie sie.
      Und dann, während eines Abendessens im Januar 1939 in London, wurden sie einem Major Werner Keitel vorgestellt, einem Militärattache an der Deutschen Botschaft. Mehrere Monate lang hatte Lavinia mit ihm eine leidenschaftliche Affäre. Er war regelmäßig auf Shaw Place anzutreffen, denn da er Pilot der Luftwaffe war, teilte er Lavinias Begeisterung für die Fliegerei. Damals besaß sie eine Tiger Moth, die in einer alten Scheune untergebracht war. Die Südweide benutzte sie als Start- und Landebahn. Regelmäßig flogen sie zusammen in ihrem zweisitzigen Doppeldecker, lernten dabei große Abschnitte der Südküste kennen, und Keitel konnte ausgiebig seinem Hobby frönen, der Luftfotografie.
      Shaw hatte nichts dagegen. Lavinia hatte schon früher intensivere Beziehungen zu Männern gehabt, während er sich wenig für Frauen interessierte. Dennoch war die Keitel-Affäre etwas ganz anderes. Vor allem wegen der Folgen, die sie hatte.
      »Na schön, wir wissen, woran wir mit ihm sind«, meinte Devlin über Shaw. »Er würde Kinder nach Australien verbannen, weil sie ein Stück Brot gestohlen haben.«
      Schellenberg bot ihm eine Zigarette an. »Werner Keitel war ein Agent der Abwehr und sollte damals potentielle Hilfsagenten anwerben. Allerdings nicht auf die übliche Weise. Ein Krieg stand vor der Tür, das war offensichtlich, und es existierten bereits damals erste Überlegungen hinsichtlich der Operation Seelöwe.«
      »Und das Anwesen des alten Knackers war ideal«, stellte Devlin fest. »Ziemlich abgelegen, aber trotzdem nur fünfundvierzig Meilen von London entfernt. Dazu diese herrliche Südweide, auf der ein Flugzeug ohne große Probleme landen und starten konnte.«
      »Genau. Laut seinem Bericht war es für Keitel verblüffend einfach, sie zu rekrutieren. Er stattete sie mit einem Funkgerät aus. Die Schwester beherrschte bereits das Morsealphabet. Natürlich wurde ihnen ausdrücklich verboten, sich anderweitig zu engagieren. Keitel kam übrigens beim Luftangriff auf England ums Leben.«
      »Hatten sie auch einen Codenamen?«
      Ilse Huber, die den Ausführungen bisher schweigend gefolgt war, zog ein weiteres Schriftstück aus der Akte. »Falke. Als Einsatzsignal war die Botschaft vorgesehen: ›Ist der Falke noch bereit? Jetzt kann er endlich zuschlagen.‹«
      Devlin nickte nachdenklich. »Da waren sie nun. Und warteten auf die große Invasion, die niemals stattfand. Und wie sieht es im Augenblick aus?«
      »Wir haben tatsächlich einige weitere Informationen«, sagte Ilse Huber. »Es gibt da einen Artikel, der in einem amerikanischen Magazin erschienen ist.« Sie suchte nach dem Datum. »Und zwar im März 1943. Es geht um ›Die Faschistische Bewegung Englands‹. Der Journalist machte ein Interview mit Shaw und seiner Schwester. Sie bekannten sich offen dazu. Es gibt sogar ein Foto.«
      Lavinia saß auf einem Pferd, trug ein Kopftuch und sah viel attraktiver aus, als Devlin erwartet hatte. Shaw stand neben ihr und hielt eine Schrotflinte unter dem Arm.
      Schellenberg überflog den Artikel und reichte ihn Devlin. »Ziemlich traurig. Wie die meisten seiner Art wurde er 1940 ohne rechtsgültiges Urteil aufgrund der Zwangsverordnung 18B inhaftiert.«
      »Im Brixton Gefängnis? Das muß ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein«, sagte Devlin.
      »Der Rest ist noch trauriger. Das Land mußte verkauft werden, die Hausangestellten wurden entlassen. Nur die beiden sind noch übrig und leben mehr schlecht als recht in ihrem heruntergekommenen alten Haus«, sagte Schellenberg. »Es könnte ein idealer Ort für unsere Zwecke sein. Sehen Sie sich mal die Karte vom Kanal an.« Sie traten an den Kartentisch. »Da. Das Cap de La Hague und Chernay. Dort gab es mal einen Fliegerclub. Die Anlage wird nur in Notfällen von der Luftwaffe als Lande- und Startbahn benutzt. Meistens zum Auftanken. Nur ein Dutzend Männer ist dort stationiert. Für unsere Zwecke

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