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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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großer Frachter glitt an ihnen vorbei. Seine roten und grünen Positionslampen leuchteten trotz der Verdunkelung weithin sichtbar über das Wasser.
      »Ich würde gerne dieses Schiff sein«, sagte sie. »Übers Meer fahren, ferne, fremde Orte sehen, jeden Tag etwas anderes erleben.«
      »Mein Gott, Mädchen, Sie sind erst neunzehn. Das alles wartet auf Sie da draußen, und dieser verdammte Krieg kann ja nicht ewig dauern.«
      Sie blieben im Schutz einer Mauer stehen, während er sich eine Zigarette anzündete. »Ich wünschte, wir hätten genug Zeit«, sagte sie, »um bis zum Fluß hinunterzugehen.«
      »So weit?«
      »Ich hab' es mal im Kino gesehen. Ich glaube, es war Fred Astaire. Er ging mit einer jungen Frau am Themseufer entlang, und sein Chauffeur folgte ihm im Schrittempo im Rolls-Royce.«
      »Und das hat Ihnen gefallen?«
    »Es war sehr romantisch.«
    »Tja, die Frauen sind doch alle gleich.«
      Sie bogen auf den Cable Wharf ein und blieben noch für einen Moment auf der Terrasse stehen, ehe sie ins Haus gingen.
      »Es war ein wunderschöner Abend.«
      Er lachte schallend. »Sie machen wohl Witze, Kindchen.«
      »Nein, wirklich. Ich bin gerne mit Ihnen zusammen.«
      Sie hielt noch immer seinen Arm fest und lehnte sich an ihn. Er schlang seinen anderen Arm um sie, und so standen sie einige Sekunden lang schweigend und schauten dem Regen zu, der glitzerte und funkelte, wenn er durch den Lichtkegel der Lampe über der Tür fiel. Er empfand plötzlich eine unendliche Traurigkeit wegen allem, was er bisher in seinem Leben erfahren hatte. Und er erinnerte sich an ein Mädchen in Norfolk, ein Mädchen wie Mary Ryan, dem er sehr weh getan hatte.
      Er seufzte, und Mary blickte auf. »Was ist los?«
      »Ach, nichts. Ich habe nur darüber nachgedacht, warum alles so gekommen ist. Es ist dieses Gefühl, das einem meist morgens um drei überkommt, wenn man meint, alles hinter sich lassen zu müssen.«
      »Aber Sie doch nicht, oder? Sie haben doch noch viele Jahre vor sich.«
      »Mary, liebes Kind. Sie sind neunzehn, und ich bin ein uralter Fünfunddreißiger, der alles gesehen hat und für den es nicht mehr viel gibt, woran er glauben kann. In ein paar Tagen bin ich schon wieder unterwegs, und das ist gut so.«, Er drückte sie an sich. »Darum lassen Sie uns lieber reingehen, ehe ich auch noch den letzten Rest Vernunft verliere und vielleicht etwas ganz Dummes tue.«
      Ryan, der am Tisch saß, machte ein bedenkliches Gesicht. »Jack Carver ist ein ganz schlimmer Finger, Liam. Wie kannst du sicher sein, daß er dich nicht aufs Kreuz legt?«
      »Das kann er überhaupt nicht, selbst wenn er es wollte«, sagte Devlin. »Aber in der ganzen Sache steckt noch mehr. Viel mehr. Ich brauche dieses Funkgerät, das Achtundzwanziger. Es ist ein ungewöhnliches Gerät, und wenn Carver das klar wird, wird er wissen wollen, was ich wohl im Schilde führe.«
      »Und was wirst du tun?«
      »Ich laß mir was einfallen, aber das hat noch Zeit. Was nicht warten kann, ist eine Inspektion dieses Abwasserkanals unter dem Kloster.«
      »Ich begleite dich«, entschied Ryan. »Wir nehmen das Motorboot. Dann brauchen wir bis zu der Öffnung nur eine Viertelstunde.«
      »Ist das denn nicht zu auffällig?«
      »Überhaupt nicht.« Ryan schüttelte den Kopf. »Die Themse ist heutzutage die Straße mit dem dichtesten Verkehr in London. Gerade nachts sind dort jede Menge Schiffe unterwegs. Schlepper, Frachtkähne und andere Boote.«
      Mary, die an der Spüle stand, wandte sich zu den Männern um. »Darf ich mitkommen?«
      Noch ehe Devlin ablehnen konnte, meinte Ryan: »Eine gute Idee. Du kannst auf das Boot aufpassen.«
      »Aber Sie bleiben an Bord«, verlangte Devlin. »Keine Leichtsinnigkeiten.«
      »In Ordnung. Ich ziehe mich schnell um.« Sie eilte hinaus.
      »O diese Jugend«, sagte Devlin.
      Ryan nickte. »Sie mag dich, Liam.«
      »Und ich mag sie, Michael, alter Freund, und genau an dieser Stelle ist Schluß. Also, was brauchen wir?«
      »Die Ebbe ist zwar schon eingetreten, aber es wird trotzdem eine nasse Angelegenheit werden. Ich suche mal ein paar Overalls und Stiefel zusammen«, sagte Ryan und ging ebenfalls hinaus.
      Das kleine Motorboot näherte sich mit dumpf knatterndem Motor dem Ufer. Der Rumpf grub sich in Schlamm und Sand, und Ryan schaltete den Motor aus. »Also, Mary. Halt die Augen offen. Wir bleiben nicht lange weg.«
      In ihren

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