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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Verdunklungsvorhang und schloß ihn wieder sorgfältig. »Ein großes Schiff, das stromabwärts unterwegs ist. Erstaunlich, wieviel Betrieb da draußen noch herrscht, vor allem nachts.«
      Father Martin, der an dem kleinen Tisch saß, nickte. »Wie es in dem alten Lied so schön heißt, die Themse fließt unbeirrt weiter.«
      »Tagsüber sitze ich manchmal am Fenster und schaue stundenlang hinaus.«
      »Ich kann Sie verstehen, mein Sohn. Es ist für Sie sicherlich schwierig.« Der Priester seufzte und stand auf. »Ich muß gehen. Ich lese gegen Mitternacht noch einmal eine Messe.«
      »Lieber Himmel, Father, machen Sie denn niemals Feierabend?«
    »Es ist Krieg, mein Sohn.« Father Martin klopfte an die Tür.
      Der diensthabende Militärpolizist schloß auf, und der alte Priester schritt durch den Korridor zur Außentür. Second Lieutenant Benson saß am Tisch in seinem Zimmer und blickte kurz hoch. »Alles in Ordnung, Father?«
      »Wie immer«, meinte Martin und ging hinaus.
      Während er in die Halle hinunterging, kam Schwester Maria Palmer aus ihrem Büro. »Noch immer im Dienst, Father?«
      »Es gibt so viel zu tun, Schwester.«
      »Sie sehen müde aus.«
      »Es ist auch ein langer Krieg.« Er lächelte. »Gute Nacht, und Gott schütze Sie.«
      Der Nachtpförtner tauchte aus seinem Kämmerchen auf, half ihm in den Regenmantel und reichte ihm seinen Schirm, dann schloß er die Tür auf. Der alte Mann blieb kurz auf der Schwelle stehen, betrachtete den Regen, spannte dann den Schirm auf und entfernte sich mit müden Schritten.
      Munro war noch immer in seinem Büro. Er stand an einem Kartentisch, auf dem Karten vom Ärmelkanal und von der Normandie ausgebreitet waren, als Carter hereinhinkte.
      »Die Invasion, Sir?«
      »Ja, Jack. Es ist die Normandie. Sie haben ihre Entscheidung getroffen. Hoffen wir, daß der Führer immer noch glaubt, es werde in Pas de Calais passieren.«
      »Soweit ich weiß, hat sein persönlicher Astrologe ihn davon überzeugt«, sagte Carter.
      Munro lachte. »Die alten Ägypter haben nur Generäle ernannt, die im Zeichen des Löwen geboren waren.«
      »Das wußte ich gar nicht, Sir.«
      »Ja, man lernt jeden Tag etwas Neues. Heute abend wird es nichts aus Ihrem Feierabend, Jack. Eisenhower wünscht einen ausführlichen Bericht über die Stärke der französischen Resistance in dieser Gegend, und er möchte ihn morgen früh auf seinem Tisch haben.«
      »In Ordnung, Sir.«
      »War sonst noch was?«
      »Vargas hat angerufen.«
      »Was wollte er?«
      »Eine weitere Nachricht von seinem Cousin in Berlin. Ob er so viele Informationen wie möglich über das St. Mary's Kloster schicken könne.«
      »Gut, Jack, denken Sie sich in den nächsten beiden Tagen irgend etwas aus. Halten Sie sich so nahe wie möglich an die Wahrheit, und geben Sie es dann an Vargas weiter. Im Augenblick haben wir wichtigere Dinge zu tun.«

    10

      Am folgenden Morgen kniete Father Martin mit geschlossenen Augen am Altargeländer und betete. Er war müde, das war das Problem, er war schon so lange müde, und nun betete er um Kraft zu dem Gott, den er sein Leben lang geliebt hatte, und um die Fähigkeit, an seinem Platz weiterhin auszuhalten.
       »Ich preise den Herrn, der mich leitet mit seinem Ratschluß, der sogar bei Nacht meinem Herzen den Weg weist. Immer will ich dem Herrn, meinem Gott dienen.«
      Er hatte die Worte laut ausgesprochen und hielt inne, weil er sich an den Rest nicht mehr erinnern konnte. Eine kräftige Stimme half ihm weiter: »Da er mir zur Seite steht, habe ich die Kraft, auf meinem Platz auszuharren.« Father Martin drehte sich halb um und sah Devlin in seiner Uniform. Den Trenchcoat hatte er über einen Arm gelegt. »Major?« Der alte Mann versuchte, aus seiner knienden Position hochzukommen, und Devlin half ihm dabei, indem er eine Hand unter einen seiner Ellbogen legte und ihn stützte.
      »Oder Father. Die Uniform trage ich nur zuweilen. Conlon - Harry Conlon.«
      »Ich bin Frank Martin, der Gemeindepfarrer. Kann ich etwas für Sie tun?«
      »Nicht im besonderen. Ich bin auf Genesungsurlaub. Ich wurde in Sizilien verwundet«, erzählte ihm Devlin. »Ich wohne für ein paar Tage bei Freunden nicht weit von hier. Ich sah die Kirche und dachte, ich schaue mal hinein.«
      »Kann ich Sie zu einer Tasse Tee einladen?« erkundigte sich der alte Mann.
      Devlin saß in der kleinen, engen Sakristei, während

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