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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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tanzen Sie sehr gut.«
      »Hier mitten unter den Leuten ist es nicht so schlimm. Dann bemerkt es niemand.«
      Sie meinte eindeutig ihr Hinken. Devlin schüttelte den Kopf. »Liebes Mädchen, das bemerkt sowieso niemand.«
      Sie drückte sich fester an ihn, legte ihre Wange an seine Schulter, und sie tauchten in der Menge unter, während die Glitzerkugel über ihren Köpfen sich drehte und ihre Strahlen alles mit blauem Licht übergossen. Das Stück klang aus, und die
    andere Band begann mit einem schnellen, spritzigen Quickstep.
    »O nein«, protestierte sie. »Das schaffe ich nicht.«
    »Na schön«, lenkte Devlin ein. »Dann bleibt uns nur noch
    eine Tasse Kaffee.«
      Sie gingen die Treppe hinauf zum Balkon. »Ich gehe mich nur mal eben frischmachen«, sagte sie.
      »Dann hole ich den Kaffee und warte hier auf Sie.«
      Sie ging stark humpelnd hinüber zur anderen Seite des
    Balkons und kam dabei an zwei jungen Männern vorbei, die am Geländer lehnten. Einer trug einen zweireihigen Nadelstreifenanzug und eine buntbedruckte Krawatte. Der andere war ein paar Jahre älter, hatte die deformierte Nase eines Preisboxers und vernarbtes Gewebe um seine Augen. Bekleidet war er mit einer Lederjacke.
      »Gefällt Ihnen so was, Mr. Carver?« fragte er, als sie Mary nachsahen, wie sie in der Toilette verschwand.
      »Aber sicher, George«, erwiderte Eric Carver. »Ich hatte noch nie einen Krüppel im Bett.«
      Eric Carver war zweiundzwanzig Jahre alt und hatte schmale, wölfische Gesichtszüge unter zurückgekämmten, langen blonden Haaren. Eine Neigung zu gelegentlichen Asthmaanfällen hatte ihm den Dienst in der Armee erspart. Zumindest stand es so in dem ärztlichen Attest, das der Doktor seines Bruders ihm ausgestellt hatte. Sein Vater war ein trunksüchtiger Schläger gewesen, der bei einem Autounfall in der Miles End Road ums Leben gekommen war. Jack, der damals bereits eine beachtliche Karriere als Krimineller vorzuweisen hatte und fünfzehn Jahre älter war als er, hatte sich um Eric und um ihre Mutter gekümmert, bis sie kurz vor dem Krieg an einem Krebsleiden gestorben war. Ihr Tod hatte die beiden Brüder noch enger zusammengebracht. Es gab nichts, was Eric nicht tun durfte, kein Mädchen, das er nicht bekam, wenn er es haben wollte, denn er war Jack Carvers Bruder, und
    das machte er jedem unmißverständlich klar.
      Mary kam aus der Toilette und humpelte an ihnen vorbei, und Eric sagte: »Wir sehen uns nachher, George.«
      George lächelte, wandte sich um und entfernte sich, und Eric ging über den Balkon zu Mary hinüber, die am Geländer stand und von oben den Tänzern im Saal zusah. Er legte einen Arm um ihre Taille und schob dann eine Hand nach oben, bis sie ihre linke Brust umschloß. »Na, Schätzchen, wie heißt du denn?«
      »Bitte lassen Sie das«, sagte sie und versuchte sich loszureißen.
      »Oh, ich mag das sehr«, erwiderte er und verstärkte noch den Druck seiner Hand.
      Da erschien Devlin, in jeder Hand eine Tasse Kaffee. Er stellte sie auf einem Tisch in der Nähe ab. »Gestatten Sie«, sagte er.
      Während Eric sich umdrehte, seinen Griff lockerte, trat Devlin ihm auf den rechten Fuß und verlagerte sein ganzes Gewicht darauf. Der junge Mann verzerrte wütend das Gesicht, versuchte zurückzuweichen, und Devlin griff nach einer Kaffeetasse und schüttete ihren Inhalt über Erics Oberhemd.
      »O mein Gott, Junge, das tut mir aber leid«, sagte er.
      Eric starrte völlig entgeistert auf sein Hemd. »Du widerliche kleine Ratte«, stieß er hervor und holte zu einem wütenden Schlag aus.
      Devlin blockte den Schwinger ab und trat seinem Gegner wuchtig vor das Schienbein. »Warum verschwindest du nicht und spielst den bösen Buben woanders?«
      Rasende Wut loderte in Erics Gesicht. »Du Schwein. Das wirst du mir büßen. Paß nur auf!«
      Er entfernte sich hinkend, und Devlin schob Mary einen Stuhl zurecht, damit sie sich setzen konnte. Dann gab er ihr die andere Tasse Kaffee. Sie trank einen Schluck und sah zu ihm hoch.
    »Das war ja furchtbar,«
      »Er ist nur ein kleiner Wurm, mein liebes Kind, kein Grund zur Sorge. Meinen Sie, Sie könnten es einen Moment ohne mich aushalten, während ich mit diesem Carver rede? Es wird nicht lange dauern.«
      Sie lächelte. »Gehen Sie nur, Mr. Devlin.« Er wandte sich um und verschwand im Menschengewühl.
      Am Ende des Balkons verkündete ein Schild auf einer Tür »Geschäftsleitung«. Als er sie

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