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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ab, gefolgt von einer ganzen Kette von Frachtkähnen. Er schaute ihm eine Zeitlang nach, überlegte, welches Ziel er wohl haben mochte, und dann entdeckte er plötzlich die junge Frau. Sie sah genauso aus wie Devlin sie beschrieben hatte: schwarzer Hut und schäbiger Regenmantel.
      Mary humpelte über das Pflaster, hatte den Mantelkragen hochgeschlagen und die Hände tief in den Taschen vergraben. Sie blieb an der Treppe stehen, stützte sich auf die Mauer und sah den Schiffen auf dem Fluß zu. Sie blickte nicht zum Kloster. Darauf hatte Devlin besonderen Wert gelegt. Sie blieb einfach an der Mauer stehen, schaute zehn Minuten lang auf den Fluß hinaus, dann wandte sie sich um und entfernte sich.
      Steiner spürte, wie ihn Erregung ergriff, und er umklammerte das Gitter vor seinem Fenster, um sich zu sammeln und die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Da öffnete sich die Tür hinter ihm, und der Corporal erschien erneut.
      »Wenn Sie fertig sind, Colonel, nehme ich Ihr Tablett mit.«
      »Ja, das bin ich, vielen Dank.« Der MP nahm das Tablett und ging damit zur Tür. »Ich weiß zwar nicht, wer heute abend Dienst hat, aber ich werde heute beichten«, sagte Steiner.
      »In Ordnung, Sir. Ich notiere es. Um acht Uhr, wie immer.«
      Er ging hinaus und verriegelte die Tür. Steiner lauschte dem Geräusch seiner Stiefel, das im Korridor verhallte, dann sah er wieder aus dem Fenster und umklammerte die Gitterstäbe.
      »Lassen Sie uns beten, Mr. Devlin«, sagte er leise. »Lassen Sie uns beten.«
      Als Devlin die St. Patrick's Kirche betrat, trug er seinen Soldatenmantel und seine Uniform. Er wußte nicht genau, warum er überhaupt gekommen war. Wieder mal sein schlechtes Gewissen, vermutete er, oder vielleicht wollte er auch nur mit sich ins reine kommen. Er wußte nur, daß er nicht einfach weggehen konnte, ohne noch einmal mit dem alten Priester gesprochen zu haben. Er hatte ihn benutzt, das wußte er, und es störte ihn. Noch schlimmer war, daß sie sich an diesem Abend noch ein letztes Mal in der Kapelle des Klosters treffen würden. Dieser unangenehmen Situation würde er nicht ausweichen können.
      In der Kirche war es still. Father Martin war am Altar und arrangierte ein paar Blumen. Als Devlin hereinkam und durch den Mittelgang schritt, wandte er sich um, und aufrichtige Freude zeigte sich auf seinem Gesicht. »Hallo, Father.«
      Devlin brachte ein Lächeln zustande. »Ich bin nur vorbeigekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß ich wieder los muß. Ich habe heute morgen meinen Marschbefehl erhalten.«
      »Das kam aber ziemlich unerwartet, nicht wahr?«
      »Ja, sie brauchen mich offenbar.« Devlin brachte die Lüge kaum über die Lippen. »Ich soll mich in einem Lazarett in Portsmouth melden.«
      »Nun, wie heißt es so schön? Wir haben nun mal Krieg.«
      Devlin nickte. »Der Krieg, dieser verdammte Krieg, Father. Er dauert schon viel zu lange, und wir alle müssen Dinge tun, zu denen wir normalerweise niemals fähig wären. Das gilt für jeden Soldaten, egal auf welcher Seite er kämpft. Dinge, für die wir uns schämen müssen.«
      Der alte Mann betrachtete ihn mitfühlend. »Sie sind bedrückt, mein Sohn. Kann ich Ihnen in irgendeiner Weise helfen?«
      »Nein, Father, diesmal nicht. Es gibt Dinge, mit denen muß man alleine fertig werden.« Devlin streckte seine Hand aus, und der alte Priester ergriff sie. »Es war mir eine Ehre und eine große Freude, Sie kennengelernt zu haben, Father.«
      »Das gilt auch für mich«, sagte Frank Martin.
      Devlin wandte sich um und ging, die Tür hinter ihm schlug zu. Der alte Priester blieb noch für einen Moment vor dem Altar stehen, blickte verwirrt in die leere Kirche, dann wandte er sich kopfschüttelnd um und konzentrierte sich wieder auf seine Blumen.
      Auch in Chernay zog leichter Nebel auf, als Schellenberg gegen vier Uhr Asa Vaughan suchte. Er fand ihn und Oberfeldwebel Leber im Hangar bei der Lysander.
      »Wie sieht es aus?« erkundigte sich Schellenberg.
      »Exzellent, Herr General«, antwortete Leber. »Es könnte nicht besser sein.« Er lächelte. »Der Hauptsturmführer hat gerade alles zum fünften Mal überprüft, aber das ist wohl verständlich.«
      Die Lysander trug die RAF-Zeichen auf Stoffstreifen, so wie Asa Vaughan es verlangt hatte, und das Hakenkreuz auf dem Schwanzleitwerk war mit schwarzem Tuch abgedeckt worden.
      »Natürlich kann es passieren, daß die Tücher sich während des

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