Der Adler ist entkommen
stand. Vor ihm hatte Sturmbannführer Horst Berger Haltung angenommen. Die drei Männer trugen schwarze Uniformen.
»Ich habe Sie an diesen heiligen Ort geholt, Berger, ehe Sie aufbrechen zu einer für uns heiligen Mission.«
»Es ist eine große Ehre für mich, mein Reichsführer.«
»Gehen wir noch einmal die Einzelheiten durch. Sie werden morgen zugegen sein, wenn das Flugzeug des Führers gegen sechs Uhr abends auf dem Luftwaffenstützpunkt in Cherbourg landet. Ich werde ihn begleiten. Sie fahren mit uns zu diesem Château de Belle Ile, wo wir übernachten werden. Um sieben Uhr am folgenden Morgen nimmt der Führer zusammen mit Rommel und Admiral Canaris das Frühstück ein. Die beiden
letzteren reisen per Automobil an.«
»Und wann soll ich eingreifen, mein Reichsführer?«
Himmler zuckte die Achseln. »Das ist eigentlich egal. Ich denke, nach dem Essen dürfte es am günstigsten sein. Wie viele Männer gehören zu Ihrer Wache?«
»Dreißig.«
»Gut. Das sollte eigentlich ausreichen.«
»Sie sind handverlesen, mein Reichsführer.«
»Sehr gut - je weniger, desto besser. Wir, die wir diese Aktion geplant haben und durchführen, sind eine verschworene Gemeinschaft, denn es gibt sicherlich viele, die mit unseren Zielen nicht einverstanden sind.«
»Sie sagen es, mein Reichsführer.«
»General Schellenberg zum Beispiel. Leider ist er ein ganz besonders schlauer Fuchs. Deshalb habe ich in den vergangenen drei Wochen dafür gesorgt, daß er anderweitig beschäftigt war. Ich habe ihn, wie Sie wissen, mit dieser absolut irrsinnigen Mission betraut, Steiner aus England herauszuholen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Ich weiß von unseren Geheimdienstleuten, daß dieser Agent in London, dieser Vargas, auch die Briten bedient. Das haben wir Schellenberg natürlich nicht verraten, oder, Rossmann?«
»Nein, mein Reichsführer.«
»Daher können wir mit einiger Sicherheit annehmen, daß der Ire sich drüben ebenfalls nicht allzulange halten kann.«
»Das ist für mich eine ganz besondere Freude, mein Reichsführer«, sagte Berger.
»Wir hätten diesen Krieg schon in Dünkirchen gewinnen können, Berger, wenn der Führer Befehl gegeben hätte, die Panzer am Strand aufmarschieren zu lassen. Statt dessen mußten sie haltmachen. Rußland, eine Katastrophe nach der anderen. Stalingrad, die furchtbarste Niederlage, die die deutsche Wehrmacht je erlitten hat.« Himmler ging einige Schritte und drehte sich wieder um. »Ein Fehler nach dem anderen, und er will noch immer nicht auf seine Ratgeber hören.«
»Ich verstehe, mein Reichsführer«, sagte Berger. »Jeder halbwegs vernünftige Mensch würde anders handeln.«
»Deutschland, unser geliebtes Vaterland, wird von allen Seiten bedrängt und erleidet eine Niederlage nach der anderen. Deshalb muß der Führer sterben, Berger, und es ist Ihre heilige Pflicht, dafür zu sorgen. Rommel, Canaris und der Führer. Ein feiges Attentat der beiden auf das Leben des Führers, woraufhin sie im Kugelhagel der treuen SS-Männer den Tod finden.«
»Und später?« fragte Berger.
»Werden wir von der SS die Regierungsgewalt übernehmen. Der Krieg kann dann weitergeführt werden. Keine Schwäche, kein Zurückweichen.« Er legte eine Hand auf Bergers Schulter. »Wir gehören zur gleichen heiligen Bruderschaft, Major. Ich beneide Sie um Ihre Aufgabe.«
Schellenberg gab Asa Vaughan mit einem Kopfnicken ein Zeichen, schlich mit ihm hinaus und schloß die Tür.
»Mein Gott!« sagte Asa Vaughan. »Was tun wir jetzt?«
»Wir halten unsere Verabredung ein. Wenn er erfährt, daß wir dieses Gespräch mitgehört haben, kommen wir aus diesem Bau nicht mehr lebend heraus.« Während sie durch den Korridor eilten, sagte Schellenberg: »Was immer er will, achten Sie auf mich und reagieren Sie entsprechend. Erwähnen Sie auf gar keinen Fall, daß Devlin bereits alles vorbereitet hat und die Sache heute nacht steigt.«
Er eilte eine Hintertreppe hinauf, ging durch einen Flur und gelangte zur Tür von Himmlers privatem Wohnraum im Südflügel der Burg.
Schellenberg nahm auf dem Stuhl hinter Rossmanns Schreibtisch Platz. »Jetzt warten wir. Sie kommen sicherlich
durch den Hintereingang.«
Einige Sekunden später ging die Tür auf, und Rossmann schaute herein. »Aha, da sind Sie ja.«
»Pünktlich wie immer.« Schellenberg betrat als erster das Zimmer des Reichsführers.
Himmler, der hinter
Weitere Kostenlose Bücher